Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 397 St. Stephani 1704

Beschreibung

Grabplatte des Friedrich Schrader. Sandstein. Im südlichen Seitenschiff, rechts vom östlichen Eingang. Böhmer führt das Grabdenkmal 1710 unter den Steinen im südlichen Teil des Friedhofes von St. Stephani auf, neben dem der ersten Ehefrau Margarethe Hedwig Ripenhusen (Nr. 306)1). Zusammen mit der Grabplatte der ersten Ehefrau 1987 auf dem Grundstück Schuhstraße 8 gefunden, bis 2000 im städtischen Bauhof gelagert, seitdem am jetzigen Platz2). Die zu den Längsseiten hin leicht gewölbte Platte ist vollständig von der eingehauenen Inschrift bedeckt.

Maße: H.: 224 cm; B.: 109,5 cm; Bu.: 5,5–8,5 cm.

Schriftart(en): Versalschrift.

Ingrid Henze, Helmstedt [1/1]

  1. H(JC) R(EQUJESCUNT) E(XUVJAE) / FRJDERJCJ SCHRADERJ D(OCTORJS) / MED(JCJNAE) ET PHYS(JCES) PROF(ESSORJS) P(UBLJCJ) O(RDJNARJJ) / FAC(ULTATJS) SUAE SEN(JORIS) ET ARCHJATR(J) GVELPH(JCJ) / QVJ / NATVS HELMST(ADJJ) AN(NO) MDCLVII. DJE XXX JUL(JJ) / PJETATE JNGENJO JUDJCJO ET SOLJDA ERVDJTJONE / EMJNUJT / NATURAE VERJQVE SCRUTATOR SOLERTJSS(JMUS) / DEXTERJTATE FACUNDJA MORUMQVE SUAVJTATE / EXJMJUS / VJTA MULTJS MERJTJS / JN DJVJNAM ARTEM / ACADEMJAM PATRJAM / ET OMNEM VJCJNJAM / PERACTA / A(NTE) D(JEM) XXII. AUG(USTJ) ANN(O) MDCCIV. AET(ATJS) XLIIX / AD COELESTJA EVOCATUS EST. / BARBARA MARGARETA CRAUELJA / VJDUA ET BJNJ FILJJ SUPERSTJTES / MARJTO ET PARENTJ DESJDERATJSSJMO / AETERNUM VJRTUTJS EJUS SUJQUE MOERORJS / M(ONUMENTUM) P(OSUERUNT)

Übersetzung:

Hier ruhen die sterblichen Überreste von Friedrich Schrader, Doktor, öffentlicher ordentlicher Professor der Medizin und Physik, Senior seiner Fakultät und welfischer Leibarzt. Er wurde in Helmstedt im Jahre 1657 am 30. Juli geboren, zeichnete sich aus durch Gottesfurcht, Begabung, Urteilskraft und eine gediegene Gelehrsamkeit, war sehr erfolgreich in der Erforschung der Natur und der Wahrheit, dabei von ausnehmend gewandtem Benehmen, hervorragend beredt und von selten angenehmem Charakter. Nachdem er seine Lebenszeit mit vielen verdienstvollen Taten für die göttliche Wissenschaft, die Universität, seine Vaterstadt und die ganze benachbarte Region verbracht hatte, wurde er am 22. August im Jahre 1704 im achtundvierzigsten Lebensjahr in die himmlischen Gefilde abberufen. Barbara Margarete Crauel als Witwe und zwei hinterbliebene Söhne setzten dem schmerzlichst vermißten Gatten und Vater dieses ewigwährende Denkmal seiner Tüchtigkeit und ihrer Trauer.

Kommentar

Die Schriftgestaltung entspricht der auf der Platte der ersten Ehefrau Nr. 306. Beide Platten sind vermutlich in derselben Werkstatt gearbeitet.

Friedrich Schrader, am 30. Juli 16573) als drittjüngstes der dreizehn Kinder des Helmstedter Professors der Eloquenz Christoph Schrader (vgl. Nr. 269) und seiner Ehefrau Margarethe Stisser (vgl. Nr. 293) in Helmstedt geboren, hatte nach Studien in Helmstedt auf einer Bildungsreise über Groningen, Franecker, Leiden und Amsterdam im November 1679 in Leiden den medizinischen Doktorgrad erworben. Nach einer Tätigkeit als Stadtarzt in Göttingen und einer zweiten ausgedehnten Studienreise durch Frankreich, Belgien und Süddeutschland zog er 1683 nach Helmstedt. Dort war ihm bereits nach dem Tode Hermann Conrings 1681 dessen Lehrstuhl der Medizin übertragen worden. 1684 übernahm Schrader zusätzlich die Professur der Physik. Nach dem Tode Heinrich Meiboms d. J. wurde er Senior der Fakultät und welfischer Leibarzt. Schrader war in erster Ehe verheiratet mit Margarethe Hedwig, geborene Ripenhusen (vgl. Nr. 306). Aus der Ehe gingen ein Sohn (vgl. Nr. 424) und eine Tochter hervor. Letztere starb bereits wenige Monate nach der Geburt (vgl. Nr. 305). Nach dem Tode der ersten Frau heiratete Schrader 1694 die das Grabdenkmal setzende Barbara Margarete Crauel (vgl. Nr. 439). Mit ihr hatte er gleichfalls eine Tochter (vgl. Nr. 388) und einen Sohn. Von einer Beteiligung Schraders an der Renovierung des Juleums berichtet Nr. 346.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 269, Anm. 1.
  2. Vgl. dazu S. 20 der Einleitung.
  3. Lebensdaten nach Programma in funere .. Friderici Schraderi, Helmstedt o. J. Vgl. auch Triebs, Medizinische Fakultät, S. 63f. und Ahrens, Lehrkräfte, S. 213.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 120.
  2. Koch bei Meier, Monumenta Julia.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 397 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0039704.