Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 372† St. Marienberg 1701

Beschreibung

Grabdenkmal des Statius Johannes Bodenburg. Nach einer Zeichnung von 1736 befand sich die Beisetzungsstätte des Statius Johannes Bodenburg in der Kirche im Vorchor links vor dem Altar1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. D(eo) o(ptimo) m(aximo) s(acrum) sub marmore hoc exspectat resurrectionem M(agister) STATIVS IO(HANNES) BODENBVRG natus Seesae mense Febr(uario) 1639 Iuliae ciues2) factus 1660 et scholae Marienthalensi 1667 ecclesiae vero Bartenslebiensi 1672 tandemque coenobiali Mariaemontanae atque Emerstatensi ecclesiis 1682 praefectus diligens vbique et prudens munerum sibi creditorum administrator 1675 vitae sociam sibi iunxit lectissimam virginem Hedwigin Mariam Wendin consulis Osterodensis filiam ex qua 7 liberorum pater ex quibus Io(hannem) Henricum et Io(hannem) Adolphum caelica ad regna praemisit Statius vero Io(hanna) Sophia Angelica Paullus Augustus Io(hannes) Ernestus et Io(hannes) Burcardus cum moestissima vidua mariti et parentis carissimi oculorum morbo malisque aliis emacerati 13 vero April(is) 1701 ad meliorem vitam vocati exuuias hic lugentes pos(uerunt)

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, geweiht. Unter diesem Stein erwartet Magister Statius Johannes Bodenburg die Auferstehung. Er ist im Monat Februar 1639 in Seesen geboren, wurde 1660 Bürger der Julia, 1667 zum Leiter der Schule in Mariental ernannt, 1672 indes als Pastor der Kirchengemeinde in Bartensleben, endlich 1682 als Pastor der Klosterkirche Marienberg und der Emmerstedter Kirche berufen, überall ein geschickter und kluger Verwalter der ihm anvertrauten Ämter. 1675 verband er sich die höchst vortreffliche Jungfrau Hedwig Maria Wend, Tochter eines Osteroder Bürgermeisters, zur Lebensgefährtin, von der er zum Vater von sieben Kindern (gemacht wurde). Davon hat er Johannes Heinrich und Johannes Adolph in das himmlische Reich vorausgeschickt, Statius aber, Johanna Sophia Angelika, Paul August, Johannes Ernst und Johannes Burchard haben zusammen mit der tieftraurigen Witwe die sterblichen Überreste des heißgeliebten Gatten und Vaters, der von einer Augenkrankheit und anderen Übeln aufgezehrt am 13. April 1701 in ein besseres Leben abberufen worden ist, in Trauer hier beigesetzt.

Kommentar

Die biographischen Angaben der Inschrift werden durch das Funeralprogramm3) bestätigt. Zu den Daten im einzelnen: Bodenburg wurde am 25. Mai 1653 in Helmstedt immatrikuliert4). Die Inschrift bezeichnet mit Iuliae ciues factus 1660 den Zeitpunkt, an dem Bodenburg den akademischen Eid ablegte und sein Studium tatsächlich begann5). Die Ernennung Bodenburgs zum Rektor der Klosterschule Mariental erfolgte im selben Jahr 1667, in dem er den Magistergrad an der Universität Helmstedt erwarb. Seine Ordination zum Pastor 1672 war verbunden mit dem Antritt der Pfarrstelle an der von Veltheimschen Patronatskirche in Bartensleben, Ohrekreis. An der Klosterkirche St. Marienberg wurde er als Nachfolger von Christoph Cordes (vgl. Nr. 279) am 28. Mai 1682 eingeführt6). Mit der genannten Hedwig Maria Wend, Tochter des Osteroder Bürgermeisters und früheren Helmstedter Universitätssekretärs Heinrich Wend, war er seit dem 12. Oktober 1675 verheiratet. Zwei der Söhne wurden ebenfalls Pastoren im Bereich der Braunschweigischen Landeskirche7). Die in der Inschrift unter den Todesursachen erwähnte Augenkrankheit hatte man als Grauen Star diagnostiziert. In Gegenwart des Medizinprofessors Heinrich Meibom d. J. (vgl. Nr. 355) wurde ein Operationsversuch durch einen Spezialisten – artifex – unternommen8), der den anderweitig geplagten Patienten weiter schwächte. Die Beisetzung Bodenburgs fand am 30. April 1710 in einer eigens für ihn vorbereiteten Gruft in der Kirche statt.

Anmerkungen

  1. NStA Wolfenbüttel 4 Alt 3 Marbg. Nr. 1827.
  2. ciues für civis u. a. verbreitet in römischen Inschriften, vgl. R. Kühner/F. Holzweissig, Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache, 1. Teil: Elementar-, Formen- und Wortlehre, 2. Auflage Hannover 1912, ND Darmstadt 1989, S. 306.
  3. Memoriae .. Statii Johannis Bodenburgii, Helmstedt o. J. (1701).
  4. Matrikel Helmstedt, Bd. 2, S. 96.
  5. Zu den zwei Schritten des Immatrikulationsverfahrens vgl. Matrikel Helmstedt, Bd. 3, S. VIIf. und Kundert, Katalog, S. 92f.
  6. 1683 bei Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 108 ist zu korrigieren.
  7. Zu ihnen vgl. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 2, S. 32.
  8. Memoriae, wie Anm. 3.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 146f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 372† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0037207.