Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 341† St. Ludgeri 1696?

Beschreibung

Ölgemälde1). Es hing nach Behrends um 1830 an der Südwand des Kirchenschiffes2). Zwischen 1863 und 1909 ist es im Pfarrhaus bezeugt3). Heute verschollen, vermutlich Verlust im Zweiten Weltkrieg. Dargestellt war der hl. Ludger in Lebensgröße hinter einem Modell der 1553 zerstörten Klosterkirche, einer Basilika mit drei Türmen. In den oberen Ecken des Bildes je ein Wappen. Die Inschriften befanden sich nebeneinander unter der Darstellung.

Inschriften nach Photo Denkmalpflege.

Maße: H.: 196 cm; B.: 142 cm4).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    S(ANCTUS) LUDGERUS PROTOEPISC(OPUS) MONASTERIENSIS / HUIUS LOCI PATRONUS ET FUNDATOR

  2. B

    TEMPLI HUIUS, LECTOR, FACIES ERAT ISTA, PRIUSQUAM DIRUERETa) SACRAM, BARBARA TURBA DOMUM.

Übersetzung:

Der hl. Ludger, erster Bischof von Münster, Patron und Gründer dieser Stätte. (A)

So, Leser, war das Aussehen dieser Kirche, bevor eine barbarische Menge das heilige Haus zerstörte. (B)

Versmaß: Elegisches Distichon (B).

Wappen:
Kloster Werden und Helmstedt5), Kloster Werden und Helmstedt6)

Kommentar

Meier datiert das Gemälde auf „etwa um 1650“, während Mutke in seiner Beschreibung die Jahreszahl 1696 angibt. Eher für den späteren Ansatz spricht, daß das Bild eine Stiftung des Propstes (1661–1667) und späteren Abtes (1670–1705) Ferdinand von Erwitte (vgl. Nr. 223) gewesen sein soll7). Es wird als Quelle für das Äußere der Kirche vor ihrer Zerstörung durch die Helmstedter Bürger im Jahre 1553 herangezogen8). Auf dieses Ereignis nimmt die Inschrift mit barbara turba in einer sehr viel deutlicheren Sprache Bezug, als es die Inschriften des Wiederaufbaus (vgl. Nrr. 53 und 54) direkt nach der Katastrophe zu tun gewagt hatten – ein Zeichen für das im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts erstarkte Selbstbewußtsein des Klosters.

Textkritischer Apparat

  1. DIRUERET] diruerat Meier.

Anmerkungen

  1. Meier, Kunstdenkmäler, S. 22.
  2. Behrends, Diplomatarium, S. 218ff.
  3. Vgl. Knoch, Historische Notizen, S. 7 und Mutke, St. Ludger, ohne Seitenzahl (ca. S. 21).
  4. Maße bei Meier, wie Anm. 1.
  5. Beide Wappen auf dem Photo nicht zu erkennen. Blasonierung nach Meier, wie Anm. 1. Wappen Kloster Werden und Helmstedt: gekreuzte Abtsstäbe. Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, 5. Abt., 2. Reihe, ND Bd. 8, S. 26.
  6. Blasonierung nach Meier, wie Anm. 1. Wappen Kloster Werden und Helmstedt: Kreuz. Vgl. Siebmacher, wie Anm. 5.
  7. Behrends, Leben des heiligen Ludgerus, S. 147.
  8. Mit unterschiedlicher Ausdeutung bei Meier, wie Anm. 1, und Römer, Helmstedt, St. Ludgeri, S. 187; nicht benutzt von Kruse, Klosterbauten, S. 287.

Nachweise

  1. Nieders. Landesamt für Denkmalpflege, Hannover, Bildarchiv, Stadt Helmstedt, BS 11 146, Aufnahme von 1911.
  2. Behrends, Diplomatarium, S. 218ff.
  3. Ders., Leben des heiligen Ludgerus, S. 147, Anm.
  4. Knoch, Historische Notizen, S. 7.
  5. Meier, Kunstdenkmäler, S. 22 (nur B).
  6. Mutke, St. Ludger, ohne Seitenzahl (ca. S. 21).

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 341† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0034102.