Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 309† St. Stephani 1690

Beschreibung

Grabdenkmal der Margarethe Dorothea Bremer. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes, in enger Nachbarschaft zu weiteren Grabdenkmälern der Familie Titius und der mit ihr verschwägerten Familie Eisenhart1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Christo Seruatori s(acrum) Hic ad latus beati mariti D(octoris) Gerhardi Titii exuuias deposuit nobilissima et omni virtutum laude excellens femina MARGARETHA DOROTHEA BREMERIA quae quum pietate in Deum fide in maritum amore erga liberos prudenti domus administrandae industria sexus sui gloriam praeter saeculi morem illustrasset id consequuta est vt sicut in marito theologi consummati sic in ipsa matronae optimae perfectum exemplar admirarentur & amarent omnes nata Wolferbyti a(nn)o MDC XXX mens(e) Aug(usti) vixit annos LIX menses IX decessit a(nn)o MDCXC die XV Maii vt caelum iungeret quos hic iunxerat virtus Matri optimae hoc pietatis & grati animi monumentum heredes moestissimi p(oni) f(ecerunt)

Übersetzung:

Christus, dem Erretter, geweiht. Hier an der Seite ihres seligen Gatten, des Doktors Gerhard Titius, hat Margarethe Dorothea Bremer, eine Frau von sehr vornehmer Herkunft, mannigfach geehrt um ihrer Tugend willen, ihre leibliche Hülle abgelegt. Nachdem sie mit ihrer Gottesfurcht, Gattentreue, Kinderliebe und ihrem umsichtigen Fleiß in der Hauswirtschaft den Ruhm ihres Geschlechtes über das zeitübliche Maß hinaus zum Leuchten gebracht hatte, erreichte sie es, daß alle wie in ihrem Mann das vollkommene Muster des vollendeten Theologen, so in ihr das der unübertrefflichen Ehefrau bewunderten und liebten. Geboren in Wolfenbüttel im Jahre 1630 im Monat August, lebte sie neunundfünfzig Jahre und neun Monate und verschied im Jahre 1690 am 15. Mai, damit der Himmel die vereinige, die hier in Tugend vermählt waren. Der besten Mutter ließen die tieftraurigen Erben dieses Denkmal der Liebe und dankbaren Gesinnung setzen.

Kommentar

Margarethe Dorothea Bremer, geboren im August 16302) in Wolfenbüttel als Tochter eines Advokaten, war über ihre Großmutter mütterlicherseits, die Tochter Margarethe des Helmstedter Bürgermeisters Conrad Gertner, versippt mit dem Helmstedter Theologen Georg Calixt (vgl. Nr. 340) und dem Kanzler des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel, Johannes Schwarzkopf. Beide Männer hatten Schwestern der Margarethe Gertner zur Frau. Nach dem frühen Tod der Eltern von Margarethe Dorothea Bremer erfreute sich die Waise der besonderen Fürsorge der beiden Großonkel. Sie wuchs im Hause Calixts auf, wo sie ihren späteren Mann, den Professor der Theologie Gerhard Titius (vgl. Nr. 275), kennenlernte und am 10. Dezember 1650 heiratete. Bei ihrem Tode am 15. Mai 1690 lebten als für die Inschrift verantwortlich zeichnende Erben Johannes Friedrich (vgl. Nr. 344), einzig überlebender von drei Söhnen, und die mit dem Professor der Rechtswissenschaft Johannes Eisenhart verheiratete Tochter Catharina Maria (vgl. zu 421). Die ältere Tochter Catharina Hedwig (vgl. Nr. 281) war ebenso wie eine weitere Tochter bereits verstorben.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 275, Anm. 1.
  2. Lebensdaten in Programma in funere .. Margarethae Dorotheae Bremeriae, Helmstedt o. J. Auch hier wird der genaue Geburtstag nicht genannt. Bei der Lebenszeitberechnung korrigiert das Funeralprogramm die Angabe der Inschrift menses IX zu menses circiter IX.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 98f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 309† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0030901.