Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 307† St. Stephani 1690

Beschreibung

Grabdenkmal des Dietrich Christoph Schrader. Es befand sich nach Böhmer 1710 unter den Steinen im südlichen Teil des Friedhofes, in enger Nachbarschaft zu weiteren Grabdenkmälern der Familie Schrader1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. D(eo) o(ptimo) m(aximo) s(acrum) hic conditae sunt in spem resurrectionis exuuiae nobilissimi genere et ingenio iuuenis DIDERICI CHRISTOPHORI SCHRADERI quem vitae iter anno MDCLXXIII d(ie) 20 Maii Luneburgi ingressum et per clarissima maiorum vestigia ad summa quaeque contendentem in strenuis academicae militiae tyrociniis acerba mors2) Helmstadii Saxonum anno MDCXC d(ie) 5 Februarii oppressit non diu sed multum vixit qui nullam vitae partem inanem transmisit filio obsequentissimo Christophorus Schraderus Sereniss(imorum) ducuma) Brunsu(icensium) & Luneburg(ensium) Consil(iarius) et ad imperii comitia hodie legatus turbato mortalitatis ordine3) h(oc) monum(entum) p(oni) c(urauit)

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, geweiht. Hier ist in der Hoffnung auf Auferstehung die sterbliche Hülle des Dietrich Christoph Schrader, eines Jünglings, sehr edel von Abstammung und Sinnesart, beigesetzt. Er begann seinen Lebensweg am 20. Mai 1673 in Lüneburg und strebte auf den ruhmreichen Spuren seiner Vorfahren nur die allerhöchsten Ziele an, doch während der von ihm tatkräftig begonnenen akademischen Rekrutenzeit ereilte ihn im Jahre 1690 am 5. Februar in Helmstedt in Sachsen ein bitterer Tod. Er hat nicht lange, aber intensiv gelebt, er, der keinen Teil seiner Lebenszeit ungenützt verstreichen ließ. Dem allerfolgsamsten Sohn ließ Christoph Schrader, Rat der durchlauchtigsten Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg und derzeitiger Gesandter beim Reichstag, unter völliger Verkehrung der natürlichen Reihenfolge beim Sterben dieses Denkmal setzen.

Kommentar

Dietrich Christoph Schrader, Enkel von Christoph Schrader, einem der bedeutendsten Helmstedter Professoren im 17. Jahrhundert (vgl. Nr. 269), wurde am 20. Mai 16734) in Lüneburg als Sohn des Braunschweig-Lüneburgischen Rates und späteren Gesandten aller welfischen Linien beim Reichstag zu Regensburg, Christoph Schrader, und der Tochter des Celler Hofarztes Dietrich Konerding und der Dorothea Engelbrecht, Agnete Margarethe5), geboren. Da seine Mutter früh verstarb, holte ihn sein Großvater Christoph 1677 zu sich nach Helmstedt. Nach dessen Tod 1680 kehrte er zum Vater zurück. Ab 1687 begann er, sich auf ein Studium vorzubereiten, nun wieder in Helmstedt. Kurz nach seiner Immatrikulation am 17. Oktober 16896) erkrankte er, nach der Beschreibung des Funeralprogramms wohl an Schwindsucht, und verstarb am 5. Februar 1690.

Textkritischer Apparat

  1. ducum] Nicht bei Böhmer. Ergänzt nach der gängigen Titulatur z. B. in Nr. 388.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 269, Anm. 1.
  2. Vgl. Plinius, Epistulae 5,5,4 u. ö. acerba mors.
  3. turbato mortalitatis ordine drückt einen verbreiteten Gedanken aus. Die gleiche Wendung, ebenfalls in einer Grabschrift für einen früh verstorbenen Studenten, in DI 33 (Stadt Jena), Nr. 131 von 1597.
  4. Lebensdaten in Programma in obitum .. Dieterici Christophori Schraderi, Helmstedt 1690.
  5. Zu den Heiratsverbindungen der Familien Schrader, Konerding und Engelbrecht vgl. Nr. 438 mit Anm. 6.
  6. Matrikel Helmstedt, Bd. 3, S. 18.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 120f. mit Korrekturen, letzte Seite.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 307† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0030700.