Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 301† St. Stephani 1686

Beschreibung

Urnenförmiges Grabdenkmal des Johann Gabriel Schmiedt. Nach Angabe Böhmers 1710 im Kirchenschiff 1). Inschriften B und C befanden sich auf den beiden Seiten der Urne, Inschriften D und E auf Vorder- bzw. Rückseite2).

Inschriften nach Böhmer.

  1. A

    Cuncta quae magno adparatu condit humanus labor plena sunt inanitatis ipsa sunt inanitas vmbra fumi fumus vmbrae sola rectaa) conscientia mens et in Deo recumbens durat aeternum fides

  2. B

    Feralis hora dum suprema me citat nec poenitet vixisse nec mori piget exemptus orbi caelitum choro mixtus meis resigno lacrymas vitam mihi

  3. C

    nil in piorum sanguinem morti licet quos vera demum sacrat immortalitas postquam euoluta corporis contagio caelestis aura redditur caelo patri

  4. D

    Ioh(ann) Gabriel Schmiedt med(icinae) Doctor natus Dantisci VI April(is) A(nno) MDCLXII

  5. E

    Denatus Helmstadii VIII mensis Augusti MDCLXXXVI

Übersetzung:

Alles, was menschliche Arbeit mit großem Aufwand erschafft, ist voll Nichtigkeit, ja ist Nichtigkeit selbst, ein Schemen von Rauch und Rauch vom Schemen. Allein ein aufrichtiges Gewissen, Gradsinnigkeit und ein in Gott ruhender Glauben hat ewigen Bestand. (A)

Während mich die todbringende letzte Stunde aufruft, bin ich zufrieden, gelebt zu haben. Sterben macht mir keinen Verdruß. Der Welt entrückt, dem Chor der Himmlischen vereint, teile ich den Meinen die Tränen zu, das Leben aber mir. (B)

Nichts ist dem Tod erlaubt gegen das Blut der Frommen, die wahre Unsterblichkeit endlich unverletzlich macht, nachdem sich der göttliche Lebenshauch aus der körperlichen Berührung gelöst hat und sich im Himmel dem Vater wiedervereint. (C)

Johann Gabriel Schmiedt, Doktor der Medizin, geboren in Danzig am 6. April im Jahre 1662. (D)

Gestorben in Helmstedt am 8. August 1686. (E)

Versmaß: Trochäische Oktonare (A), iambische Senare (B, C).

Kommentar

Zur Biographie des Verstorbenen vgl. sein Epitaph Nr. 300. Verfasser dieser Grabschriften wie auch der Epitaphinschriften ist Heinrich Meibom d. J. (vgl. Nr. 355), Lehrer und Quartiergeber des Toten3).

Textkritischer Apparat

  1. recta] recti Cm 321.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 12 IN SINV TEMPLI mit S. 13f.
  2. Ab vno vrnae latere, ab altero vrnae latere, in parte vrnae anteriori, in parte vrnae posteriori in Cm 321 und bei Böhmer. Wo Inschrift A gestanden hat, wird nicht mitgeteilt.
  3. Die Inschriften sind unter den Trauergedichten in Cm 321 zusammen mit noch einem weiteren Gedicht Meiboms abgedruckt.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 13f.
  2. Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 321, Trauerschriften J. G. Schmiedt.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 301† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0030108.