Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 292† St. Stephani 1685

Beschreibung

Grabdenkmal des Heinrich Christoph Jani. Es wird von Böhmer 1710 unter den Steinen im südlichen Teil des Friedhofes aufgeführt1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Qui virtutem ac doctrinam amas lege et luge Heic mortales immortalis spiritus exuuias deposuit HENRICVS CHRISTOPHORVS IANI in acad(emia) Iulia eloqu(entiae) prof(essor) publ(icus) et ord(inarius) eminenti doctrina morum gratia sollerti prudentia conspicuus in Deum pietate amicos vtilitate omnes humanitate insignissimus qui studiis laboribus peregrinationibus feliciter superatis ad professorium munus nuper euectus bonorum2) vota academiae spem suorum exspectationem festinato fato fefellit et lethali morbo correptus praemature exstinctus d(ie) XIIX Ian(uarii) anno MDCLXXXV aetat(es) XXIX mens(es) X quamquam si virtutes numerantur aetates simul omnes impleuit idem alacritate iuuenis prudentia senex Mater flebili iacturae vix superstes h(oc) m(onumentum) p(oni) c(urauit)

Übersetzung:

Der du Tugend und Bildung liebst, lies und trauere! Hier legte Heinrich Christoph Jani die sterbliche Hülle eines unsterblichen Geistes ab, öffentlicher und ordentlicher Professor der Eloquenz an der Academia Julia, der sich aufgrund ungewöhnlicher Gelehrsamkeit, liebenswerten Charakters und praktischer Intelligenz hervortat und sich auszeichnete durch Gottesfurcht, Dienstbereitschaft gegen Freunde und Menschlichkeit gegenüber jedermann. Nachdem er Studium, mühevolle Aufgaben und weite Reisen glücklich hinter sich gebracht hatte und vor kurzem in ein Professorenamt befördert worden war, verweigerte er in einem frühvollendeten Schicksal, zu erfüllen, was alle Redlichen wünschten, die Hochschule hoffte und seine Angehörigen erwarteten. Von einer tödlichen Krankheit angefallen und allzu früh ausgelöscht, hat er am 18. Januar im Jahre 1685 neunundzwanzig Lebensjahre und zehn Monate, allerdings wenn man die Leistungen zählt, alle Stufen menschlichen Lebens zugleich vollendet, da er doch in einer Person der Energie nach ein Jüngling, der Klugheit nach ein Greis war. Seine Mutter, die den beweinenswerten Verlust kaum überlebt, ließ dieses Denkmal setzen.

Kommentar

Heinrich Christoph Jani entstammte einer Theologenfamilie. Geboren am 10. April 16553) in Ronnenberg, Landkreis Hannover, als Sohn des späteren Generalsuperintendenten von Göttingen, Barthold Jani, genoß er auf dem Göttinger Pädagogium unter dessen Konrektor Justus von Dransfeld eine sehr gute altsprachliche Ausbildung. Nach Studien in Helmstedt 1672 und einem längeren Aufenthalt u. a. in Leiden 1681 – die Inschrift spielt auf seine Reisen an – betätigte er sich in Helmstedt als Privatdozent und hielt Übungen zur Moralphilosophie und Politik ab. Im Juli 1684 wurde er auf den seit dem Tode von Christoph Schrader (vgl. Nr. 269) verwaisten Lehrstuhl der Eloquenz berufen. Er hatte bis dahin keinerlei akademische Grade erworben. Seine schwächliche und zu vielfältigen Krankheiten geneigte Leibeskonstitution war dem schweren hitzigen Fieber4) nicht gewachsen, das ihn bereits ein halbes Jahr später am 18. Januar 1685 dahinraffte. Schriften sind von ihm so gut wie keine bekannt5). Das Grabdenkmal ließ seine früh verwitwete Mutter Magdalena Juliana Barnstorff, Tochter des braunschweig-wolfenbüttelschen Landrentmeisters und Landsyndikus Johannes Barnstorff, setzen. Die Inschrift wurde von dem Sohn des Christoph Schrader, dem Professor der Medizin Friedrich Schrader (vgl. Nr. 397), verfaßt6).

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 112 LAPIDES SEPVLCHRALES in parte coemiterii posteriore mit S. 129f.
  2. Zu bonorum vota vgl. S. 37f. der Einleitung.
  3. Lebensdaten nach J. Cellarius, Bey der Beerdigung Des .. Henrici Christophori Jani, Helmstedt o. J. Vgl. auch Ahrens, Lehrkräfte, S. 125f.
  4. Cellarius, wie Anm. 3.
  5. Vgl. Koldewey, Geschichte der klassischen Philologie, S. 80f.
  6. Sie ist mit Verfassernamen abgedruckt in Cm 210, dort im Druck herausgehoben durch Verwendung der Kapitalis.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 129f.
  2. Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 210, Trauerschriften H. C. Jani.
  3. Koch bei Meier, Monumenta Julia.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 292† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0029209.