Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 268† St. Stephani 1680

Beschreibung

Grabdenkmal der Margarethe Schrader, verheiratete Engelbrecht. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes, in enger Nachbarschaft zu weiteren Grabdenkmälern der Familie Engelbrecht1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. C(hristo) s(acrum) MARGARETHA SCHRADERIA exoptatae matrisfamilias exemplum eminens sexto partu feliciter liberata quum vires suas reciperet inopinate at beate decessit XXV Febr(uarii) MDCLXXX v(ixit) a(nnos) XXXII in coniugio X heu fata dum sanamur morimur immo moriendo vere sanamur Georgius Engelbrecht I(uris)c(onsul)tus et in hac acad(emia) antecessor coniugi optimae dulcissimae multis cum lacr(imis) f(ieri) c(urauit)

Übersetzung:

Christus geweiht. Margarethe Schrader, leuchtendes Beispiel einer Familienmutter, wie man sie sich wünscht, verstarb, nachdem sie glücklich von ihrem sechsten Kind entbunden und schon wieder zu Kräften gekommen war, unerwartet, aber glückselig am 25. Februar 1680. Sie lebte zweiunddreißig Jahre, davon zehn im Ehestand. O unser Schicksal! Während wir gesunden, sterben wir. Indes, während wir sterben, werden wir wahrhaftig gesund. Georg Engelbrecht, Rechtsgelehrter und Rechtslehrer an dieser Universität, ließ für seine beste und liebevollste Ehefrau unter vielen Tränen (dieses Denkmal) setzen.

Kommentar

Margarethe Schrader, geboren am 20. August 16472) als achtes Kind des Helmstedter Professors Christoph Schrader (vgl. Nr. 269) und der Margarethe Stisser (vgl. Nr. 293), heiratete im Oktober 1669 den Professor der Rechtswissenschaft Georg Engelbrecht d. Ä. (vgl. Nr. 410). Von den insgesamt sechs Kindern des Ehepaares starben 1678 die älteste Tochter Anna Margarethe und 1679 der jüngste Sohn Johannes Georg (vgl. Nr. 262). Am 28. Januar 1680 wurde Margarethe Schrader von einem Jungen entbunden, der den Namen seines Vaters Georg erhielt und später dessen Kollege in der juristischen Fakultät werden sollte3). Der Tod der Mutter vier Wochen nach der Entbindung am 25. Februar 1680 in einem plötzlichen Anfall von nächtlicher Atemnot kam für die Umgebung der bereits wieder gesundeten Wöchnerin völlig überraschend und gab Anlaß zu den in der Inschrift vorgetragenen Reflexionen zum Topos des eigentlichen Lebens im Sterben.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 262, Anm. 1.
  2. Lebensdaten nach A. Fröling, Bey Leichbestattung der .. Margarethen Schraderin, Helmstedt o. J.
  3. Vgl. zu ihm Nr. 438 und Nr. 440 sowie Kundert, Katalog, S. 131f. Dort ist das genannte Geburtsjahr „1679“ in 1680 zu korrigieren.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 78f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 268† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0026808.