Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 250† St. Stephani 1675

Beschreibung

Grabdenkmal des Henning Müller. Nach Böhmer befand es sich 1710 im südlichen Teil des Friedhofes neben dem des Sohnes Heinrich David Müller (Nr. 273)1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Grabstelle des weiland wol ehrenuesten vnd kunstreichen herrn HENNINGI MVLLERSa) der Fürstl(ichen) Iulius vniuersität wolbestalten vnd meritirten buchdruckers welcher alhie in Helmstäd gebohren im iahr 1607 d(en) 4 Febr(uarii) vnd nach dem er mit tit(ulierter) frauen Annen Sophien Boeckels 13 iahr hernach mit frauen Annen Marien Kruls bis an sein ende eine friedliche ehe geführet auch mit der ersten frauen 3 söne gezeuget hat er durch einen sanften vnd seligen tod von dieser welt abschied genommen im iahr 1675 d(en) 4 Febr(uarii) seines alters 68 iahr

Kommentar

Die Inschrift führt zusammen mit Nr. 273 in die Geschichte der ersten Helmstedter Universitätsbuchdruckerfamilien Lucius und Müller2). Die in der Inschrift genannte erste Ehefrau von Henning Müller, Anna Sophie Böckel, war über ihre Mutter Rebecca Lucius eine Enkelin des ersten Helmstedter Universitätsbuchdruckers Jacob Lucius d. Ä. Der Vater des Verstorbenen, Henning Müller d. Ä., hatte jahrelang die Leitung der Druckerei Lucius im Auftrag der Erben Lucius innegehabt. Bei ihm hatte Henning Müller d. J. gelernt3). Nach der Lossprechung als Buchdruckergeselle und einer Zeit der Wanderung heiratete er 1640 die Enkelin des Firmengründers, übernahm die Leitung der Luciusschen Druckerei und wurde im gleichen Jahr am 4. Dezember zum Universitätsbuchdrucker bestallt. Nachdem er über Jahre zusätzlich auch Pächter der Druckerei von Georg Calixt (vgl. Nr. 340) gewesen war4), übergab er aus gesundheitlichen Gründen 1672 die Geschäfte an seinen Sohn Heinrich David (vgl. Nr. 273).

Henning Müller war nach dem Tode der Anna Sophia Böckel 1653 am 21. August 1654 eine zweite Ehe mit der Tochter des Helmstedter Bürgermeisters Tobias Krull (vgl. Nr. 184), Anna Maria, eingegangen. Er starb nach Inschrift und Leichenpredigt an seinem Geburtstag, dem 4. Februar, im Jahre 1675. Das Todesjahr 1675 kann demnach als gesichert angesehen werden5).

Textkritischer Apparat

  1. MVLLERS] Über V zwei Punkte.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 112 LAPIDES SEPVLCHRALES in parte coemiterii posteriore mit S. 130f.
  2. Vgl. dazu Benzing, Buchdrucker, S. 200ff. und NDB 15, S. 279f., Art. „Lucius“.
  3. So A. Fröling, Bey der Leichbestattung Des .. Henning Müllers, Helmstedt 1675. Das Folgende ebenda.
  4. Benzing, Buchdrucker, S. 201f.
  5. Gegen Eule, Universitätsbuchdrucker, S. 22, der „1674“ als Todesjahr angibt, Benzing, Buchdrucker, S. 202 „1675 (oder 1674 ?)“ und NDB 15, S. 280 „1674/75“.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 130f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 250† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0025006.