Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 248† St. Stephani 1673

Beschreibung

Grabdenkmal des Johannes Wineken und der Dorothea Margaretha Schwarzkopf. Es wird von Böhmer 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes aufgeführt1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. D(eo) o(ptimo) m(aximo) s(acrum) Sub hoc saxo dormit ad vitam aeternam euigilaturus nobiliss(imus) ampliss(imus) & consultiss(imus) D(OMI)N(VS) IOANNES WINEKEN v(triusque) i(uris) D(octor) et dicast(erii) Guelph(ici) adsessor ord(inarius) vir pius iustus et candor ipse denatus d(ie) XVI Oct(obris) a(nn)o MDCLXXIII expletis ann(is) LVII mens(ibus) III dieb(us) XV Ipsi vicina requiescit coniux quondam fidelissima DOROTHEA MARGARETHA Viri celeberr(imi) D(omi)n(i) Io(annis) Schwarzkopfii Seren(issimi) Duc(is) Brun(suicensis) et Luneb(urgensis) Consil(iarii) et Cancellarii filia quae a(nn)o MDCL die XXVII Aug(usti) aetat(is) XXVI coniug(ii) III beate defuncta et parturiens sobolis suae sepulchrum facta est

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, geweiht. Unter diesem Stein schläft, um einst zum ewigen Leben zu erwachen, der höchst vornehme, hochachtbare und wohlberatene Herr Johannes Wineken, Doktor beider Rechte, ordentlicher Assessor am welfischen Gericht, ein frommer und gerechter Mann, die Lauterkeit in Person, gestorben am 16. Oktober im Jahre 1673, nachdem er siebenundfünfzig Jahre, drei Monate und fünfzehn Tage vollendet hatte. Ihm nahe ruht seine einstige allertreuste Gemahlin Dorothea Margaretha, Tochter eines weithin berühmten Mannes, des Herrn Johannes Schwarzkopf, Rates und Kanzlers des durchlauchtigsten Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg, die im Jahre 1650 am 27. August im Alter von sechsundzwanzig Jahren nach drei Jahren Ehe selig verschied und, während sie gebären wollte, zum Grab ihrer Leibesfrucht wurde.

Kommentar

Die Inschrift wurde 1673 beim Tode des Johannes Wineken gesetzt und schließt dessen erste Ehefrau, die bereits 1650 verstorbene Dorothea Margaretha Schwarzkopf, mit ein. Johannes Wineken, geboren am 1. Juli 16162) in Halberstadt, wurde am 21. Mai 1646 am welfischen Hofgericht in Wolfenbüttel als Beisitzer eingeführt und promovierte am 30. März 1647 in Helmstedt zum Doktor der Rechte3). Von 1648 bis 1658 war er zusätzlich als Ratssyndikus der Stadt Helmstedt tätig. Seine 1647 geschlossene erste Ehe machte ihn zum Schwiegersohn des einflußreichen Johannes Schwarzkopf4), Kanzler Herzog Augusts des Jüngeren. Winekens einzige Tochter heiratete später den Theologieprofessor Paul Heigel (vgl. Nr. 311). In zweiter, kinderloser Ehe war Johannes Wineken seit 1656 mit Maria Sophia Garßen, Tochter eines Wolfenbütteler Hofgerichtsassessors, verheiratet.

Die Todesumstände seiner ersten Frau Dorothea Margaretha Schwarzkopf, geboren am 3. Januar 16245), hatten zu ihrer Zeit Entsetzen erregt6). Sie starb, da sie die Geburt von abgestorbenen Zwillingen nicht zu Ende bringen konnte. Die letzten Worte der Inschrift versuchen mit rhetorischen Mitteln, die Abnormität des Ereignisses bewußt zu machen.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 110f.
  2. Lebensdaten nach H. Koch, Bey .. Begräbniß Des .. Johannis Wineken, Helmstedt o. J.
  3. Die in 3. Auflage noch 1689 erschienene Promotionsschrift „De collationibus bellicis“ ist erhalten, Kundert, Katalog, S. 328.
  4. Zu ihm vgl. ADB 33, S. 221ff.
  5. Lebensdaten nach Programma in funere .. Dorotheae Margarethae Schwarzkophiae, Helmstedt 1650.
  6. Das Funeralprogramm, wie Anm. 5, beschreibt ausführlich die Todesqual der Gebärenden; sie sei einen ganzen Tag lang velut in equuleo torta (wie auf einem Foltergerät gemartert worden).

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 110f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 248† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0024806.