Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 234† St. Stephani 1669

Beschreibung

Grabdenkmal des Jakob Köter. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Steinen im südlichen Teil des Friedhofes1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Deo trinunia) sacrum Memoriae et meritis humanitate integritate prisca fide et prudentia spectatissimi viri D(omi)n(i) IACOBI KOTHERIb) Helmstadiensis rei publicae patriae primum senatoris post Camerarii optime meriti qui anno recuperatae salutis MDXCIII a parentibus honestissimis in hanc lucem editus post infinitos munerum variorum exantlatos labores2) saturque annorum non sine acerbo suorum omniumque bonorum3) luctu vitam naturae spiritum seruatori Deo plenus fide et spe reddidit anno MDCLXIX d(ie) XXVII April(is) annos natus LXXVI mens(es) III dies XVII XI liberorum pater XXV auus VIII proauus Vidua relicta Ilsa Winters cum qua annos LIV exegerat sine controuersia acerbo in officio grata cineres mariti huic conditorio nomen saxo commendauit

Übersetzung:

Dem dreieinigen Gott geweiht sowie dem Andenken und den Verdiensten des Herrn Jakob Köter aus Helmstedt, eines um seiner Menschlichkeit, Integrität, Treue im alten Sinne und Klugheit willen hochangesehenen Mannes, Ratsherrn zunächst, dann hochverdienten Kämmerers seiner Vaterstadt, der im Jahre des wiedergewonnenen Heiles 1593 als Kind höchst ehrbarer Eltern das Licht dieser Welt erblickte und nach Erduldung unendlicher Mühsal in verschiedenen Ämtern, gesättigt an Jahren, nicht ohne bei den Seinigen und allen Redlichen bittere Trauer zu erregen, sein Leben der Natur, seinen Geist aber glaubens- und hoffnungsvoll Gott, seinem Erretter, zurückgab im Jahre 1669 am 27. April im Alter von sechsundsiebzig Jahren, drei Monaten und siebzehn Tagen. Er war Vater von elf Kindern, Großvater von fünfundzwanzig Enkeln und Urgroßvater von acht Urenkeln. Die hinterbliebene Witwe Ilsa Winters, mit der er vierundfünfzig Jahre ohne Streit zusammengelebt hatte, nahm in Dankbarkeit die bittere Pflicht auf sich und vertraute die sterblichen Überreste ihres Ehemannes diesem Grab und seinen Namen diesem Stein an.

Kommentar

Jakob Köter, geboren am 17. Januar 15934) in Helmstedt als Sohn eines Tuchmachers und Seifensieders, trat nach einjährigem Besuch der Schreib- und Rechenschule in Lübeck 1610 als Gehilfe in das väterliche Geschäft ein. Von 1620 bis 1636, in den beschwerlichen Kriegs- und Pestzeiten5), bewährte er sich im Amt des Stadthauptmanns. 1636 wurde er Ratsherr und erhielt in der Folgezeit zahlreiche Ämter der städtischen Selbstverwaltung übertragen; u. a. wurde er 1658 zum Kämmerer gewählt. Sein Name findet sich auf der 1650 errichteten Magistratsprieche (Nr. 172). Er wird dort als Bürgermeister bezeichnet. Darauf gibt die der Leichenpredigt beigefügte chronologische Liste seiner Ämter und die Inschrift keinen Hinweis. Von den in der Inschrift genannten elf Kindern des Jakob Köter aus seiner Ehe mit Ilsa Winters, einer Bauerntochter aus der Nähe von Hannover, lebten bei seinem Tode noch zwei Töchter, Anna (vgl. Nr. 334) und Elisabeth (vgl. Nr. 174).

Der Verstorbene hat sich zusammen mit seiner Frau noch kurz vor seinem Tode einen repräsentativen Kirchenstuhl im hohen Chor reservieren lassen (Nr. 232).

Textkritischer Apparat

  1. trinuni ] triuni Cm 179. Das Wort ist selten und spät belegt.
  2. KOTHERI] KOHTERI Cm 179. Beide Schreibarten erscheinen nebeneinander.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 112 LAPIDES SEPVLCHRALES in parte coemiterii posteriore mit S. 122.
  2. Vgl. Cicero, Tusculanae disputationes 1,119 cum exanclavisset omnes labores (sc. genus humanus).
  3. Zu omnium bonorum vgl. S. 37f. der Einleitung.
  4. Lebensdaten nach B. Cellarius, Bey dem Begräbnis Des .. Jacob Köters, Helmstedt 1670. Nach der Lebensalterberechnung der Inschrift müßte er am 10. Januar 1593 geboren sein.
  5. Cellarius, wie Anm. 4.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 122.
  2. Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 179, Trauerschriften J. Köter, letzter Beitrag.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 234† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0023402.