Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 218 Beguinenstr., Hinterhaus zu Heinrichsplatz 5 1664 o. später

Beschreibung

Balken, aus Teilen zusammengesetzt. Hier in Zweitverwendung als Schwellbalken des Obergeschosses. Inschrift erhaben geschnitzt und farbig gefaßt.

Maße: Bu.: ca. 10 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. HENRICVS MEIBOMIVS D(OCTOR) P(ROFESSOR) P(VBLICVS) ANNA SOPHIA DAETRIA. A(NNO) MD.[ – – – ]a) QVOD SATIS EST CVI CONTINGIT NIHIL AMPLIVS OPTET1).

Übersetzung:

Heinrich Meibom, Doktor, öffentlicher Professor. Anna Sophia Daetrius. Im Jahre 16[..] Wem zuteil wird, was genug ist, der sollte sich nicht noch mehr wünschen.

Versmaß: Hexameter (QVOD . . . OPTET).

Kommentar

Die inschriftlich genannten Namen Meibom und Daetrius erscheinen nicht in den zum Grundstück lückenlos erhaltenen Schoßrollen, sondern nur in denen des Grundstücks Schuhstraße 14 (Nr. 249), das Meibom 1664 erwarb und 1673 mit dem dort noch erhaltenen Wohnhaus bebaute. Es ist nicht bekannt, welches der möglicherweise zwischen 1664 und 1673 auf dem Grundstück Schuhstraße 14 errichteten Gebäude den Inschriftbalken ursprünglich getragen hat. Ungeklärt ist auch, wann der Balken von dem Grundstück Schuhstraße 14 entfernt worden ist. Da ihn Meier 1896 schon am jetzigen Ort gesehen hat2), ist er bereits im Vorgängerbau des aus dem Jahre 1907 stammenden Gebäudes in der Beguinenstraße verwendet worden.

Zu Heinrich Meibom, u. a. Professor der Poesie in Helmstedt, und seiner Frau vgl. Nr. 355. – Die Sentenz aus den Episteln des Horaz, als Hausinschrift verwendet, erfüllt nach ihrer inhaltlichen Aussage hier eine den verbreiteten Neidabwehrinschriften verwandte Funktion. Das Lob der Selbstgenügsamkeit wirkt beschwichtigend auf die Emotionen der Hausbetrachter.

Textkritischer Apparat

  1. MD.[ – – –]] MDC...I. Meier. – Neulateinische Zahlzeichen. Nach der Jahresangabe freier Raum und Balkennaht.

Anmerkungen

  1. Horaz, Episteln 1,2,46. Vgl. Walther, Proverbia 4, Nr. 26 015.
  2. Meier, Kunstdenkmäler, S. 116.

Nachweise

  1. Meier, Kunstdenkmäler, S. 116.
  2. Schrader, Professorenhäuser, 31. 1. 1953.
  3. Schaper, Häuserbuch 1,1, S. 71.
  4. Hägele, Hausinschriften, Nr. 47.
  5. Kleinert, Stadtbild, S. 50.
  6. Moshagen, Hausinschriften, S. 5.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 218 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0021808.