Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 198† St. Stephani 1661

Beschreibung

Grabdenkmal des Eberhard Fabricius. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. D(eo) o(ptimo) m(aximo) s(acrum) Hic sita sunt ossa eximii et litteratissimi iuuenis D(OMI)N(I) EBERHARDI FABRICII a(nno) MDCXLII a(d) d(iem) XXIX Maii Slesuici nati ex patre auoque D(omi)n(is) Iacobis Fabriciis sereniss(imorum) Slesuici et Holsatiae ducum Gottorp(ensium) concionatoribus et ecclesiarum eorundem ducatuum summis antistitibus viris optime meritis Hic patre orbatus a(nno) MDCXLV a(d) d(iem) XXIV April(is) in illustre gymnasium Bordsholmense receptus ibique bonis litteris egregie initiatus in academiam hanc Iuliam missus est a(nno) MDCLIX m(ense) Oct(obris) vt philos(ophiae) et theologiae studia in Dei gloriam maiorum et propinquorum exemplo capesseret in hoc studio quum strenue desudasset ad maiores conatus sucipiendosa) iter in patriam molitus est at ille ipso natali die a(nno) MDCLXI fatali febri occupatus et a(d) d(iem) XV Iun(ii) magnae spei iuuenis oppressus in caelo patriam sublimioremque scholam inuenit cuius memoriae moestissimi fratres sorores et adfines hoc monumentum p(oni) c(urauerunt) Tu qui haec legis pii doctique iuuenis manibus bene precare idque illius exemplo disce non quamdiu sed quam bene viuas

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, geweiht. Hier liegen die Gebeine eines vortrefflichen und hochgebildeten Jünglings, des Herrn Eberhard Fabricius, geboren im Jahre 1642 am 29. Mai in Schleswig. Sein Vater und Großvater, beide mit Namen Jakob Fabricius, waren Prediger der durchlauchtigsten Gottorper Herzöge von Schleswig und Holstein und oberste Amtsträger der Kirchen in diesen Herzogtümern, (und) hochverdiente Männer. Eberhard Fabricius wurde, nachdem er im Jahre 1645 am 24. April seinen Vater verloren hatte, in das Gymnasium illustre von Bordesholm aufgenommen, dort in vorzüglicher Weise in die humanistischen Wissenschaften eingeführt und im Jahre 1659 im Monat Oktober auf diese Academia Julia geschickt, um nach dem Beispiel seiner Vorfahren und Verwandtschaft das Studium der Philosophie und Theologie zu Gottes Ehre aufzunehmen. Nachdem er sich in diesem Studium tüchtig abgemüht hatte, bereitete er, um noch größere Anstrengungen auf sich zu nehmen, eine Reise in seine Heimatstadt vor. Aber genau an seinem Geburtstag im Jahre 1661 wurde er von einem verhängnisvollen Fieber heimgesucht, am 15. Juni, der so vielversprechende Jüngling, tödlich niedergeworfen und fand im Himmel eine Heimstatt und erhabenere Schule. Zu seinem Andenken ließen die tieftraurigen Brüder, Schwestern und Anverwandten dieses Denkmal setzen. Du, der du dies liest, erflehe Gutes für die Seele des frommen und gelehrten Jünglings und lerne dies aus seinem Lebensbeispiel: Nicht möglichst lange sollst du leben, sondern möglichst untadelig.

Kommentar

Die biographischen Daten der Inschrift für Eberhard Fabricius entsprechen denen der Leichenpredigt2). Der Hinweis auf die Verdienste von Vater und Großvater ist nicht ohne Berechtigung: Jakob Fabricius I und Jakob Fabricius II hatten zusammengerechnet über ein halbes Jahrhundert lang das Amt des schleswigschen Generalpropstes und die Generalsuperintendentur für den Gottorper Teil des Fürstentums innegehabt3). Eberhard Fabricius wurde zusammen mit seinem Bruder Jakob am 6. Oktober 1659 in Helmstedt immatrikuliert4). Der Tod ereilte ihn, als er im Begriff stand, nach Hause zu fahren, um sich mit seinen Vormündern über eine Bildungsreise – im Inschrifttext maiores conatus suscipiendos – zu beraten.

Textkritischer Apparat

  1. sucipiendos] Für suscipiendos.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 71f.
  2. B. Cellarius, Bey Christlicher Sepultur Deß .. Eberhardi Fabricius, Helmstedt 1661.
  3. Vgl. Arends, Gejstligheden, Bd. 1, S. 235, Bd. 3, S. 7.
  4. Matrikel Helmstedt, Bd. 2, S. 137.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 71f.
  2. Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 169, Trauerschriften E. Fabricius, letzter Beitrag.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 198† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0019802.