Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 195 St. Stephani 1657

Beschreibung

Epitaph des Johannes Lüders, an der Außenwand des südlichen Chorrunds. Sandstein. Unter den Steinen an den Außenmauern der Kirche hat es schon Böhmer 1710 aufgeführt1). Meier erwähnt es 1896 nicht. Über hochrechteckiger Schrifttafel annähernd halbrunder Aufbau, darin Vollwappen. Die Inschrift ist eingehauen.

Maße: H.: 205 cm; B.: 92 cm; Bu.: 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Sabine Wehking [1/1]

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRUM) / IOHANNES LÜDERUS . / HANNOVERAE, / ANNO MDCXXXVIIa) DIE III FEBR(UARII) / IN HANC LUCEM EDITUS / CUM IN PATRIÔ ALIISQ(UE) LUDIS / AD LITTERAS ET MORES / SEDULO EDUCATUS / TANDEMQ(UE) IN HANC ACAD(EMIAM) IULIAM / SACRORUM STUDIORUM CAUSÂ / ESSET MISSUS / ITA VITAM INSTITUIT / UT NEMINI ADVERSUS / SIBI ET SUIS STUDIIS VIVERET / DONEC SUMMI RECTORIS NUTU / EX HAC IPSA IN COELESTEM / SCHOLAM EVOCATUS / MORTALITATIS SUAE ANNOS / BEATO FINE TERMINARET / DIE XXIIX IULII ANNO MDCLVIIa) / FILII TOTÂ VITÂ OBSEQUENTISSIMI / EXSUVIAS. / Â MORTE HIC CONDIDERUNT / EIDEMOSQ(UE)b) HOC MONUMENTUM / CUM LACRYMIS POS(UERUNT) / PARENTES MOESTISSIMI / EBERHARD LÜDERS ET / ANNA STÜVEN / CONIUGES ET CIVES / HANNOVERANI

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, geweiht. Johannes Lüders, der in Hannover im Jahre 1637 am 3. Februar das Licht dieser Welt erblickt hatte, richtete sein Leben, nachdem er in der dortigen und anderen Schulen zu Wissenschaft und Anstand sorgfältig erzogen und endlich auf diese Academia Julia geschickt worden war, um die heilige Theologie zu studieren, so ein, daß er niemandem feind nur sich und seinem Studium lebte, bis er auf einen Wink des höchsten Rektors aus eben dieser Schule in die himmlische berufen wurde und die Jahre seiner Sterblichkeit am 28. Juli im Jahre 1657 mit einem glückseligen Ende beschloß. Die tieftraurigen Eltern Eberhard Lüders und Anna Stüven, Eheleute und Bürger von Hannover, bestatteten hier die vom Tod genommene Hülle ihres sein ganzes Leben hindurch kindlich gehorsamen Sohnes und setzten ihm unter Tränen dieses Denkmal.

Wappen:
Lüders2)

Kommentar

Die leicht schrägliegende Kapitalis weist einzelne auffällige Buchstabenformen auf. Q wird im Zusammenhang des Q(UE)-Kürzels als unziales Q ausgeführt, während es sonst die Form des kapitalen Q hat, dessen geschwungene Cauda im Bogen im Buchstabeninneren ansetzt. U besteht aus zwei Schäften mit Verbindungsbogen. Am rechten Schaft setzt ein Haken an. Einzelne V, z. B. in VITAM, erscheinen als U mit gerundeten äußeren Bogenabschnitten; am linken Bogenabschnitt setzt oben ein waagerechter Strich an. Ausgeprägte Haar- und Schattenstriche sowie sorgfältig gearbeitete Sporen an den Enden der Schäfte und Bögen lassen erkennen, daß man sich um eine ästhetischen Ansprüchen genügende Schriftgestaltung bemüht hat.

Die biographischen Angaben der Inschrift stimmen überein mit denen der Leichenpredigt3). Der Vater des Johannes Lüders war ein wohlhabender Kaufmann in Hannover. Die in der Inschrift angesprochene Erziehung des Sohnes aliisque ludis bezeichnet konkret einen zweijährigen Aufenthalt in der Klosterschule Walkenried und einen einjährigen Schulbesuch in Celle. Am 15. September 1656 ließ Johannes Lüders sich in Helmstedt immatrikulieren4). Seinem Tod am 28. Juli 1657 war ein mehrwöchiges Fieber, verbunden mit Husten, vorangegangen. Eine Verwandtschaft des Verstorbenen mit dem gleichnamigen Professor der Rechtswissenschaften (vgl. Nr. 152) ließ sich nicht nachweisen. Nach Böhmer hingen beider Grabdenkmäler nebeneinander.

Textkritischer Apparat

  1. Neulateinische Zahlzeichen.
  2. Die Form EIDEMOSQ(UE) für EIDEMQ(UE) kann nicht erklärt werden. Böhmer hat zu eidemque korrigiert. Dem folgt die Übersetzung.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 30 MONVMENTA LAPIDESQVE parietibus templi externis adfixi mit S. 41.
  2. Wappen Lüders: fünf gezackte Blätter 2:1:2.
  3. B. Cellarius, An dem Beerdigungs Tage Des .. Johannis Lüderi, Helmstedt 1657.
  4. Matrikel Helmstedt, Bd. 2, S. 119.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 41f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 195 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0019508.