Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 193† St. Stephani 1657

Beschreibung

Grabdenkmal der Anna Maria Pfeiffer. Von Böhmer 1710 im nördlichen Teil des Friedhofes1) gesehen. Böhmer teilt die Inschrift zusammen mit drei weiteren der mit der Verstorbenen verbundenen Familie Hahn/Eichel/Böckellen mit. Diese Inschriften befinden sich an bzw. in der Grabkapelle der Familie (Nr. 236). Die Verstorbene wurde nach dem Kirchenbucheintrag 1657 auf dem Friedhof beigesetzt2). Ihr Grab muß nach der Reihenfolge der Inschriften bei Böhmer in unmittelbarer Nachbarschaft zu der 1669 von der Familie errichteten Grabkapelle gelegen haben.

Inschrift nach Böhmer.

  1. Siste gradum viator Heic sitae sunt exuuiae ANNAE MARIAE Ioannis Böckelii primi huius Iuliae professoris medicinae neptis ex filia Anna et Daniele Pfeiffero I(uris) V(triusque) D(octore) Aduocato ordin(ario) Wolfenbüt(telensi) natae Guelferbyti anno MDLXXXXIX vxoris Henrici Hahnii I(uris) V(triusque) D(octoris) acad(emiae) Iul(iae) prof(essoris) codic(is) prim(arii) matris Ioannis Danielis Annae Sophiae Dorotheae Elisabethae Annae Mariae Ioannis Henrici Hahniorum liberorum socrus Ioannis Eichelii I(uris) V(triusque) D(octoris) Iuliae huius P(rofessoris) P(ublici) auiae Annae Mariae Elisabethae Eichelianae die XXIII Martii anno MDCLVII placide in Christo defunctae verae pietatis candoris fidei coniugalis exemplaris sexus sui decoris quam maritus filia gener omnis ordinis sexus aetatis sortisque homines tenerrimo prosequuntur desiderio Cogita viator quam acerbum sit omnibus istis tam mature tantam amittere matronam

Übersetzung:

Halte deinen Schritt an, Wanderer! Hier sind die sterblichen Überreste der Anna Maria Pfeiffer beigesetzt. Sie ist eine Enkelin des Johann Böckel, des ersten Professors der Medizin an dieser Julia, und wurde im Jahre 1599 als Kind von dessen Tochter Anna und deren Mann Daniel Pfeiffer, Doktor beider Rechte und ordentlichem wolfenbüttelschen Advokaten, in Wolfenbüttel geboren. Sie war Ehefrau von Heinrich Hahn, Doktor beider Rechte und Professor primarius für den Codex an der Academia Julia, Mutter von Johann Daniel, Anna Sophia, Dorothea Elisabeth, Anna Maria und Johannes Heinrich, der Hahnschen Kinder; sie war Schwiegermutter von Johann Eichel, Doktor beider Rechte und öffentlichem Professor an dieser Julia, und Großmutter der Anna Maria Elisabeth Eichel. Am 23. März im Jahre 1657 ist sie sanft in Christus verschieden, ein Muster wahrer Frömmigkeit, Reinheit, ehelicher Treue, eine Zierde ihres Geschlechts. Ihr gilt die zärtliche Sehnsucht von Ehemann, Tochter, Schwiegersohn und Menschen jeden Standes, Geschlechts, Alters und Schicksals. Bedenke, Wanderer, wie bitter es für jene alle ist, so frühzeitig eine solche Frau zu verlieren.

Kommentar

Die Inschrift umspannt mit ihren Personenangaben einen Zeitraum von fünf Generationen. Über den genannten ersten Inhaber des Lehrstuhls für Medizin in Helmstedt, Johann Böckel3), Bruder des Wolfenbütteler Leibarztes David Böckel, war die Verstorbene mit der bekannten Helmstedter Professorenfamilie Meibom (vgl. Nr. 355) verwandt. Nach dem frühen Tod des Vaters 16024) wuchs sie im Hause ihres Stiefvaters, des Helmstedter Professors der Medizin Johannes Sigfrid5), auf und heiratete 1633 den späteren Professor der Rechtswissenschaft Heinrich Hahn (vgl. Nr. 236). Sie war sechs Jahre älter als ihr Mann. Von den fünf in der Inschrift genannten Kindern lebte bei ihrem Tode nur noch Anna Sophia, verheiratet mit Johann Eichel (von Rautenkron, vgl. Nr. 236).

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 108f.
  2. NStA Wolfenbüttel 1 Kb 583, S. 451 uf S. Steff. Kirchhof.
  3. Zu ihm Zimmermann, Album, S. 408, Kauertz, Wissenschaft, S. 122ff. Vgl. auch Nr. 83.
  4. Lebensdaten nach B. Cellarius, Bey Begräbnis Der .. Annae Mariae Pfeifferin, Helmstedt 1657 und Programma in funere .. Annae Mariae Pfeifferin, Helmstedt 1657.
  5. Zu ihm Zimmermann, Album, S. 410f.; die Lebensdaten der in der Inschrift genannten Anna Böckel bei Zimmermann, a. a. O.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 108f.
  2. Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 209, Trauerschriften A. M. Pfeiffer-Hahn, letzter Beitrag.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 193† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0019302.