Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 178† St. Stephani 1651

Beschreibung

Grabdenkmal des Heinrich Julius Scheurl. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Denkmälern und Steinen an den Außenmauern der Kirche1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Adsta viator Heic situm est quod claudi potuit HENRICI IVLII SCHEVRL quem Helmstadium nascentem plures classicae et regiae scholae alumnum diua Iulia phil(osophiae) ciuilis professorem facultas philosophica seniorem iuuentus doctorem et fidelem et felicem res litteraria vindicem inscitia et barbaries hostem patria ciuium decus amici et collegae virum bonum probum et candidum viderunt et habuerunt piam animam caelum habet quae pristini sui habitaculi laetam heic praestolatur resurrectionem famam orbis quam admiratur Anna Maria Grossia vidua moestissima pietatis et honoris ergo marito desideratissimo h(oc) m(onumentum) p(oni) c(urauit) Natus est Helmstadii anno MDC mens(e) Ian(uario)a) anno MDCLI XIII Decemb(ris) constanter Christo suo animam reddidit quum attigisset annum aetatis LII

Übersetzung:

Bleib stehen, Wanderer. Hier ist beigesetzt, was sich von Heinrich Julius Scheurl (im Grab) einschließen ließ. Ihn zählt Helmstedt zu seinen Söhnen, mehrere Bürger- und Fürstenschulen zu ihren Zöglingen, die göttliche Julia erlebte ihn als Professor der Ethik, die philosophische Fakultät als Senior, die Jugend hatte in ihm einen zuverlässigen und erfolgreichen Lehrer, die Sache der Wissenschaft fand in ihm einen Vorkämpfer, Unwissenheit und Kulturlosigkeit einen Feind, das Vaterland erkannte ihn als Zierde unter den Bürgern, Freunde und Kollegen als guten, rechtschaffenen und lauteren Mann. Seine fromme Seele, die hier eine fröhliche Auferstehung ihrer einstigen Behausung erwartet, hat nun der Himmel, seinen Ruhm pflegt die Welt, die ihn bewundert. Anna Maria Grosse, die tieftraurige Witwe, ließ dem schmerzlichst vermißten Gatten aus zärtlicher Anhänglichkeit und um ihn zu ehren dieses Denkmal setzen. Geboren ist er in Helmstedt im Jahre 1600 im Monat Januar, im Jahre 1651 am 13. Dezember gab er seine Seele gefaßt seinem Christus zurück, nachdem er das zweiundfünfzigste Lebensjahr erreicht hatte.

Kommentar

Heinrich Julius Scheurl2), jüngster Sohn des Helmstedter Theologieprofessors Laurentius Scheurl, kam nach dem frühen Tod des Vaters auf eine Schule in Halle, später auf die fürstliche Klosterschule in Mariental. Er studierte in Helmstedt, erwarb hier 1624 den Magistergrad und erhielt 1628 die Ethikprofessur übertragen. Die das Grabdenkmal setzende Ehefrau Anna Maria Grosse war Tochter eines Leipziger Kaufmanns. Scheurl hatte nach 1624 einige Zeit in Leipzig Privatvorlesungen gehalten und in dieser Stadt seine spätere Frau kennengelernt. Der einzige überlebende Sohn des Ehepaares wird in der Inschrift nicht erwähnt.

Textkritischer Apparat

  1. Ian(uario)] Koch, Iun(io) Böhmer. Die übrige biographische Literatur nennt den Januar als Geburtsmonat Scheurls.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 30 MONVMENTA LAPIDESQVE parietibus templi externis adfixi mit S. 31f.
  2. Lebensdaten bei Zimmermann, Album, S. 440. Vgl. auch B. Cellarius, Bey der sepultur Des .. Henrici Julii Scheurls, Helmstedt 1652 und Programma in funere .. Henrici Julii Scheurl, Helmstedt 1651 (Verfasser G. Calixt).

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 31f.
  2. Koch bei Meier, Monumenta Julia.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 178† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0017809.