Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 159† St. Stephani 1642

Beschreibung

Grabdenkmal des Ehepaares Johannes Thomas Cludius und Elisabeth Keidel, von Ludewig unter den „Leichensteinen“ aufgeführt1). Nach Böhmer befand es sich 1710 in der Nähe des Kreuzaltares2). Um 1850 hat Querner es noch in der Kirche gesehen3).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Deo & memoriae sacrum IOHANNES THOMAS Andreae f(ilius) CLVDIVS I(uris)c(onsultus) pandect(arum) p(rofessor) p(ublicus) & consil(iarius) Guelficus in hac ill(ustri) Iulia & natus et opt(imis) litteris innutritus Ienae Lugduni Bat(auorum) Basileae alibi iuris scientiam auxit indidemque honores reportauit professione publica mox ornatus et per XXIIX annos functus Interim Hedwigis Parcouiae optato sed perbreui & sterili coniugio fruitus quod altera parte felicius quippe in XXII annos extentum cum Elisabetha Keidelia habuit concors suaue & tranquillum Vir fuit pius integer beneficus academiae & I(uris)c(onsul)torum ordinis ornamentum singulare Vxor virtutum mariti aemula matronarum optimatum exemplum ambo bonis omnibus4) cari ambo vno tumulo conditi quum e vita excessissent ille MDCXLII XIV dec(embris) aet(atis) LIIX ipsa MDCXLI XVII Nou(embris) aet(atis) LI Amborum corpora in resurr(ectione) iustorum ad beatam immortalitatem Dominus resuscitabit Abi viator & vt mortuus viuas dum viuis mortem meditare

Übersetzung:

Gott und dem Andenken geweiht. Johannes Thomas Cludius, Sohn von Andreas Cludius, Rechtsgelehrter, öffentlicher Professor der Pandekten und welfischer Rat, geboren in dieser berühmten Julia und von ihr mit den besten Wissenschaften genährt, mehrte seine Rechtskenntnis in Jena, Leiden, Basel und anderswo und brachte von ebendorther Auszeichnungen mit. Bald wurde er mit einer öffentlichen Professur geehrt und verwaltete sie achtundzwanzig Jahre lang. Dazwischen erfreute er sich an einer ersehnten, aber überaus kurzen und kinderlosen Ehe mit Hedwig Parcovius. Beim zweiten Mal hatte er ein glücklicheres, weil über zweiundzwanzig Jahre währendes Ehebündnis mit Elisabeth Keidel in Eintracht, Annehmlichkeit und Ruhe. Er war ein frommer, unbescholtener, wohltätiger Mann, eine einzigartige Zierde der Universität und des Juristenstandes, seine Frau in ihrem Streben, den Tugenden des Gatten gleichzukommen, ein Muster edelster Weiblichkeit. Beide waren allen Redlichen lieb, beide wurden unter einem Hügel beigesetzt, nachdem sie aus dem Leben geschieden waren: er 1642 am 14. Dezember im achtundfünfzigsten Lebensjahr, sie 1641 am 17. November im einundfünfzigsten Lebensjahr. Beider Leib wird der Herr bei der Auferstehung der Gerechten wieder auferwecken zur glückseligen Unsterblichkeit. Geh, Wanderer, und damit du, wenn du gestorben bist, lebst, bedenke den Tod, solange du lebst.

Kommentar

Johannes Thomas Cludius5), Sohn des Helmstedter Professors der Rechtswissenschaft Andreas Cludius (vgl. Nr. 113), wurde am 22. November 1585 in Helmstedt geboren. Mit gleichaltrigen Kindern anderer Professoren6) genoß er bei Johannes Caselius (vgl. Nr. 124) und Cornelius Martini (vgl. Nr. 141) eine gründliche Früherziehung in den allgemeinen humanistischen Disziplinen. Sein in Helmstedt begonnenes Rechtsstudium setzte er von 1607 bis 1609 in Jena fort7). Am 28. Mai 1610 ließ er sich in Leiden immatrikulieren8), im Februar 1613 in Basel. Dort wurde er, wie früher schon sein Vater, zum Doktor beider Rechte promoviert9). Promotionstag war der 10. Mai 1614. Noch im Jahre seiner Rückkehr aus Basel wurde er am 10. August 1614 auf Empfehlung seines Vaters ordentlicher Professor, zunächst der Institutionen, später der Pandekten. Am 26. März 1636 erhielt er eine Bestallung als welfischer Rat von Haus aus.

In erster Ehe war er mit Hedwig Parcovius (vgl. Nr. 134), der Tochter des Helmstedter Professors der Medizin Franziscus Parcovius (vgl. Nr. 123), verheiratet. Seine zweite Frau Elisabeth Keidel10) war die Witwe des Helmstedter Bürgers Johannes Gertner11). Beide Ehen von Johannes Thomas Cludius waren kinderlos. Er adoptierte die Nichte seiner zweiten Frau, Anna Elisabeth Kreitz (vgl. Nr. 241), spätere Ehefrau des Professors der Rechte Georg Werner.

Anmerkungen

  1. Ludewig, Geschichte, S. 174.
  2. Böhmer, Inscriptiones, S. 8 PROPE ALTARE MINVS mit S. 11.
  3. Querner 1, S. 20.
  4. Zu bonis omnibus vgl. S. 37f. der Einleitung.
  5. Lebensdaten bei Zimmermann, Album, S. 403 und Kundert, Katalog, S. 128. Vgl. auch Ahrens, Lehrkräfte, S. 89.
  6. Programma in funere .. Joannis Thomae Cludii (Verfasser J. Tappe), Helmstedt 1642 cum coaetaneis aliorum professorum liberis.
  7. Meier, Monumenta, S. 131. Nicht nachweisbar in Matrikel Jena, Bd. 1, 1548–1652.
  8. Album Academiae Lugduno-Batavae, Bd. 1, S. 98.
  9. Matrikel Basel, Bd. 3, S. 142, Nr. 74.
  10. Die von Zimmermann, Album, S. 403 bevorzugte Schreibweise Keitel erscheint bei W. Schultzen, Trauergedicht auf .. Elisabeth Keitels .. Abgang, Helmstedt 1641.
  11. Programma in funere, wie Anm. 6.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 11f.
  2. Koch bei Meier, Monumenta Julia.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 159† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0015901.