Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 155† St. Stephani 1635

Beschreibung

Grabdenkmal des Sveno Hoier. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Steinen im südlichen Teil des Friedhofes1).

Inschriften nach Böhmer.

  1. A

    Christo Seruatori s(acrum) Eximius adolescens SVENO HOIERVS Burkalia) in dorso Cimbricae Chersonesi patre Tychone Hoiero eius loci pastore natus quum ardens amore litterarum in hanc academiam venisset et ingenio profectu atque industria annos suos anteuertisset maximamque de se exspectationem concitasset morbo correptus animam Deo reddidit pridie id(us) Nouemb(ris)2) anno aerae christianae MDCXXXV aetatis suae XVII quod mortale habebat hic depositum immortalitatem exspectat

  2. B

    Cimbria quem genuit3) mirata est Iulia viuum defunctumque suo condidit in gremio Hic recubat spes magna patris patriaeque sed ipse in caelo patrem repperit et patriam

Übersetzung:

Christus, dem Erretter, geweiht. Der außergewöhnliche Jüngling Sveno Hoier, geboren in Burkal auf dem Rücken der kimbrischen Halbinsel4) als Sohn des Tycho Hoier, Pastors dieses Ortes, wurde, nachdem er glühend vor Begeisterung für die Wissenschaften an diese Hochschule gekommen war und nach Begabung, Erfolg und Fleiß sich weit über seine Jahre entwickelt und die höchste Erwartung an sich erregt hatte, von einer Krankheit dahingerafft und gab am Tag vor den Iden des November im Jahre der christlichen Zeitrechnung 1635 im siebzehnten Lebensjahr5) seine Seele Gott zurück. Was er Sterbliches hatte, ist hier beigesetzt und erwartet die Unsterblichkeit. (A)

Den Kimbrien hervorbrachte, hat Julia als Lebenden bewundert, als Toten in ihrem Schoß geborgen. Hier ruht die große Hoffnung des Vaters und des Vaterlandes, aber er selbst hat im Himmel seinen Vater und sein Vaterland gefunden. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Kommentar

Sveno Hoier, geboren in Burkal bei Tondern/Dänemark, wurde am 6. Februar 1634 in Helmstedt immatrikuliert6). Er stammt aus einer Familie, die mehrere Theologen und Standespersonen zu ihren Mitgliedern zählt. Sein Vater Tycho war von 1617 bis zu seinem Tode 1650 Pastor in Burkal7). Sveno Hoier starb am 12. November 1635 im Hause des Professors der Medizin Jakob Tappen (vgl. Nr. 271), wo er offenbar sein Quartier hatte, und wurde am 15. November bestattet8).

Textkritischer Apparat

  1. Burkali] Burkarti Böhmer.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 112 LAPIDES SEPVLCHRALES in parte coemiterii posteriore mit S. 129.
  2. 12. November.
  3. Vgl. Properz 1,22,10 Umbria .. / me genuit... Verbreitet in römischen Grabinschriften und Epigrammen, vgl. ThLL 6,2, Sp. 1988,65ff.
  4. Jütland, Schleswig-Holstein.
  5. Oder „im Alter von siebzehn Jahren“? Zur Übersetzung von aetatis vgl. S. 35f. der Einleitung.
  6. Zimmermann, Album, S. 335, Nr. 261 „Sveno Hoierus, Tondora Holsatus“ (aus Tondern/Holstein).
  7. Vgl. Arends, Gejstligheden, Bd. 1, S. 368; dort auch Literaturangaben zur Familie.
  8. Beerdigungsregister St. Stephani, 1 Kb 583, S. 350, zitiert bei Zimmermann, wie Anm. 6.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 129.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 155† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0015506.