Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 61: Stadt Helmstedt (2005)
Nr. 154† St. Stephani 1635
Beschreibung
Grabdenkmal der Elisa Groven und ihrer Enkel Joachim und Johannes Bertold Wecke. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Denkmälern und Steinen an den Außenmauern der Kirche1).
Inschrift nach Böhmer.
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Viator adsta heic exuuias a morte posui ELISA GROVEN Hannou(erana) Bartoldi Weccii I(uris)c(onsul)ti Consiliarii Palatini et Syndici Hildesheim(ensis) per IIX annos vxor per XXIIX vidua quinque liberorum mater ex vnico filio et vnica filia superstitib(us) VI nepotum auia dum patria vrbe relicta car(issi)mo filio cohabito MDCXXXIV d(ie) XXVII2) Decemb(ris) etsi iam septuagenaria inter amplex(us) tamen et lacrimas meor(um) fatis concedo sed et vestigia mea presserunt seq(uente) anno duo ex filio nepotuli IOACHIMVS XIV horarum infans d(ie) XII Martii vnicumque illud parent(um) suoruma) delitium IOANNES BERTOLDVS X Maii tertio aetatis anno Hauete et quiescite mecum o corcula ne vos tempor(um) tangant mala Haue et tu viator ac viue mortis memor Anna Maria Ruhmannia Ioachimus Weccius i(uris) v(triusque) D(octor) et p(rofessor) p(ublicus) etc(etera) cum Anna Elisabetha Stuckia coniuge optimae matri et amissis liberis m(onumentum) moesti p(osuerunt)
Übersetzung:
Wanderer, bleib stehen! Hier habe ich abgelegt, was mir vom Tode genommen ist, ich, Elisa Groven aus Hannover, acht Jahre Ehefrau und achtundzwanzig Jahre Witwe des Rechtsgelehrten, Pfälzischen Rates und Hildesheimer Syndikus Bartold Wecke, Mutter von fünf Kindern und Großmutter von sechs Enkeln, die von dem einzig überlebenden Sohn und der einzig überlebenden Tochter stammen. Ich hatte meine Heimatstadt verlassen und wohnte bei meinem heißgeliebten Sohn. 1634 am 27. Dezember fügte ich mich in mein Schicksal und starb, obwohl doch schon siebzig Jahre alt, dennoch in den liebevollen Armen und unter den Tränen meiner Angehörigen. Es folgten meinen Spuren im Jahr darauf auch zwei Enkel aus der Familie meines Sohnes, Joachim, ein Kind, das nur vierzehn Stunden alt wurde, am 12. März, und Johannes Bertold, jene einzige Freude seiner Eltern, am 10. Mai im dritten Lebensjahr. Lebt wohl und ruht mit mir zusammen, ihr Herzchen, daß euch die Übel der Zeiten nicht anrühren. Leb auch du wohl, Wanderer, und lebe des Todes eingedenk! Anna Maria Ruhmann sowie Joachim Wecke, Doktor beider Rechte und öffentlicher Professor etc. und seine Ehefrau Anna Elisabeth Stucke setzten in Trauer für die beste Mutter und die verlorenen Kinder dieses Denkmal.
Textkritischer Apparat
- suorum] auorum Böhmer.
Anmerkungen
- Böhmer, Inscriptiones, S. 30 MONVMENTA LAPIDESQVE parietibus templi externis adfixi mit S. 45.
- Die Angabe des Todestages differiert von der der Leichenpredigt, vgl. P. Müller, Eine Christliche Leichpredigt .. der .. Ilsen Grovens welche den 26. Decemb. des verwichenen Jahres .. entschlafen, Helmstedt 1635.
- Müller, wie Anm. 2, Bl. Evf.
- Lebensdaten bei Zimmermann, Album, S. 407f.
- Ihre Lebensdaten nach: Kat. Leichenpredigtensammlung Göttingen, Bd. 3, S. 171.
- Zu ihm ADB 29, S. 642f.
Nachweise
- Böhmer, Inscriptiones, S. 45.
Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 154† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0015409.
Kommentar
Die Inschrift nennt Mitglieder aus den im südniedersächsischen Raum um diese Zeit bedeutenden Familien Groven, Ruhmann, Stucke und Wecke. Die Verstorbenen:
1. Elisa Groven, geboren 1564 als Tochter des Bürgermeisters Heitzo Groven in Hannover3). Sie war in erster Ehe verheiratet mit dem hannoverschen Patrizier Antonius Anderten, in zweiter Ehe mit dem ehemaligen Pfalz-Simmernschen Rat und späteren Syndikus der Stadt Hildesheim, Bartold Wecke.
2. Zwei Söhne des aus dieser Ehe stammenden Joachim Wecke (1601–1651). Wecke wirkte von 1628 bis 1639 als Professor der Rechtswissenschaft in Helmstedt. Er wurde calenbergischer Hofgerichtsassessor und ab 1639 Hofrat im Fürstentum Calenberg4).
Die Hinterbliebenen:
1. Die älteste Tochter der Elisa Groven aus ihrer Ehe mit Bartold Wecke, Anna Maria (1599–1652)5), die hier nicht ihren Geburtsnamen, sondern den ihres Ehemannes Ruhmann führt. Sie hatte 1626 Hildebrand Gieseler Ruhmann (1560–1631), Sproß eines Northeim-Göttinger Patriziergeschlechtes6) und damaligen Großvogt von Calenberg mit Wohnsitz in Hannover, geheiratet. Für Ruhmann war dies die dritte Ehe. Abweichend vom üblichen Verfahren verzichtet die Inschrift auf Angaben zur Herkunft und sozialen Stellung der Anna Maria Ruhmann.
2. Deren Bruder, der oben genannte Joachim Wecke, der seine Mutter zu sich nach Helmstedt genommen hatte.
3. Dessen Ehefrau Anna Elisabeth Stucke, älteste Tochter des Professors der Rechtswissenschaft Johannes Stucke (vgl. Nr. 136). Sie war seit 1631 mit Joachim Wecke verheiratet.
Die Grabschrift eines weiteren Enkels der Elisa Groven ist bekannt (Nr. 206).