Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 152† St. Stephani 1633

Beschreibung

Grabdenkmal des Johannes Lüders. Böhmer hat es 1710 unter den Denkmälern und Steinen an den Außenmauern der Kirche gesehen1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. D(eo) o(ptimo) m(aximo) s(acrum) Posteri adstate et audite heic cubo IOANNES LVDERVS Philos(ophiae) et i(uris) v(triusque) D(octor) pol(itices) ac iuris publ(ici)a) profess(or) exacto nondum XLII vitae anno relictaque optima coniuge et liberis V superstitibus defunctus aetas breuis malum longum sed etiam sic bene sancte mortuus aeternis in bonis viuo Monumentum hoc pia coniux Lucia Beccia mihi p(oni) f(ecit) vt thori ante ita sepulchri fieri mox optans comes Sed quid te moror lector haue viue morere ne post moriaris vtque viuas dum iam es mortuus Plura loqui nec saxum patitur nec tua refert MDCXXXIII VI Kal(endas) Ian(uarii)2)

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, geweiht. Ihr Nachgeborenen, bleibt stehen und hört! Hier liege ich, Johannes Lüders, Doktor der Philosophie und beider Rechte, Professor für Staatslehre und Öffentliches Recht, der ich gestorben bin, nachdem ich das 42. Lebensjahr noch nicht vollendet und die beste Ehefrau mit fünf überlebenden Kindern zurückgelassen habe. Das Menschenleben ist kurz, ein langdauerndes Übel, trotzdem ist es so gut. Gottgefällig gestorben, lebe ich inmitten ewiger Güter. Dieses Denkmal ließ mir die liebevolle Ehefrau Lucia Bexs setzen, in dem Wunsch, bald Gefährtin des Grabes wie zuvor des ehelichen Lagers zu werden. Aber was halte ich dich auf, Leser? Leb wohl, lebe und stirb, daß du nicht danach (nach dem Tod) stirbst und daß du lebst, während du schon gestorben bist. Mehr zu sagen, duldet weder der Stein noch ist dir zuträglich. 1633, am 6. Tag vor den Kalenden des Januar.

Kommentar

Johannes Lüders3) wurde am 21. April 1592 in Pattensen als Sohn des dortigen Superintendenten Albert Lüders geboren. Seine Mutter Gertrud Sprocovius war über ihre Mutter Regina4) eine Enkelin des berühmten Mediziners und Poeten Euricius Cordus. Nach Studien in Wittenberg und Helmstedt erwarb Lüders unter Cornelius Martini (vgl. Nr. 141) 1612 den optimarum artium Magister et Philosophiae Doctor5). Es folgten das Studium der Rechtswissenschaften in Marburg und Leipzig und eine Tätigkeit als Rektor der Primarschule in Hildesheim 1616 bis 1618. Anschließend trat er als Professor für Ethik und Politik in die philosophische Fakultät der Universität Helmstedt ein. Am 31. Mai 1621 wurde er zum Doktor beider Rechte promoviert. Als Professor civilis doctrinae et iuris publici war er seit dem 30. August 1632 ordentliches Mitglied der juristischen Fakultät. Für seine Zeitgenossen verband sich mit seinem Namen das Verdienst, den Gedichten seines Urgroßvaters Euricius Cordus zu einer Neuausgabe verholfen zu haben. Diese bis in die Gegenwart wichtige Edition besorgte der Helmstedter Professor für Poesie und Geschichte Heinrich Meibom d. Ä.6), ehemals Lehrer und Quartiergeber von Lüders7).

Lüders heiratete am 14. Mai 1620 die Tochter Lucia des Hildesheimer Bürgers Johannes Bexs8). Sie hat ihm in dreizehnjähriger Ehe insgesamt acht Kinder geboren. Das am Schluß der Inschrift genannte Datum 27. Dezember 1633 bezeichnet den Todestag von Lüders.

Textkritischer Apparat

  1. Die Abkürzungen wurden aufgelöst nach der Titulatur in: Programma in funere I. Luderi (Verfasser P. Müller), Helmstedt 1634, Bl. A2v Politices iurisque publici publicus atque ordinarius professor. Meier, Monumenta, S. 142v verwendet auch den Titel Politicorum Professor.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 30 MONVMENTA LAPIDESQVE parietibus templi externis adfixi mit S. 40f.
  2. 27. Dezember.
  3. Lebensdaten bei Zimmermann, Album, S. 406f. Vgl. auch Ahrens, Lehrkräfte, S. 148f.
  4. P. Müller, Zwo Christliche Leichpredigten .. Bey .. Leichbegängniß des .. Johannes Lüders, Helmstedt 1634, Bl. E.
  5. Meier, Monumenta, S. 143.
  6. Titel: Euricii Cordi .. opera poetica quotquot extant, Helmstedt 1614, 2. Auflage Helmstedt 1616.
  7. So Lüders im Widmungsbrief der Cordusausgabe, Bl. A5.
  8. So die Schreibweise bei Müller, wie Anm. 4, Bl. E ijv.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 40f.
  2. Querner 2.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 152† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0015205.