Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 150 Gröpern 39 um 1630

Beschreibung

Haus. Traufenständiger, zweigeschossiger Fachwerkbau, mit Zwerchgiebel im Dachgeschoß, zwölf Gefache breit. Die Inschrift befindet sich auf dem Schwellbalken des vorkragenden Obergeschosses. Inschrift vertieft eingeschnitzt und farbig gefaßt. Die ursprünglichen Eintiefungen der Buchstaben und Reimpunkte sind nur noch im linken Teil bis etwa zum Ende des vierten Verses erhalten. Im rechten Teil ist die Inschrift mit gelber Farbe aufgetragen. Als Reimpunkte sind Rosetten verwendet, die im rechten Teil weiß aufgemalt wurden.

Ergänzungen nach Meier.

Maße: Bu.: 7,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Sabine Wehking [1/5]

  1. HOCHSTERa) GOTT, MIT REICHER GUTE · UBERSCHUTTE DISES HAUS, FUR DEN ERB FEIND UNS BEHUTE, · LAS SEIN [FEU]RIGS STIFFTEN1) DRAUS SO KAN UNSERN LEIB BESCHUTZEN · DIS BEEICHNETES GEZELT2), · DA WIR MOGEN SICHER SIZEN · WEN DES WETTERS SCHARF [EI]NF[ALLT]

Kommentar

Das Haus, dessen Erbauung um 1630 angesetzt wird3), dient seit 1730 als Gasthof4).

Textkritischer Apparat

  1. Die kopiale Überlieferung bietet Punkte zur Bezeichnung des Umlauts auf A, O und U. Für einen eingetieften, also ursprünglichen Umlautpunkt bietet auch der besser erhaltene linke Teil des Balkens kein Beispiel. Umlautpunkte finden sich vor allem im rechten Balkenteil aufgemalt.

Anmerkungen

  1. STIFFTEN im Sinne von „Unheil anrichten“, vgl. DWb 18, Sp. 2886f.
  2. BEEICHNETES GEZELT, d. h. „aus Eiche gefügtes Zelt“, ist eine paradoxe Antithese. GEZELT bedeutet eine bewegliche Unterkunft, die nur vorübergehend benutzt wird, vgl. DWb Bd. 7, Sp. 6946ff. Die Wendung ist möglicherweise von dem verbreiteten Gedanken geprägt, daß selbst das am dauerhaftesten – hier aus Eiche – gebaute Haus dem Menschen nur vorübergehende Bleibe – GEZELT – sein kann.
  3. Schulz, Architektur, S. 39.
  4. Schaper, Häuserbuch 2, S. 132.

Nachweise

  1. Meier, Kunstdenkmäler, S. 115.
  2. Schrader, Hausinschriften 1956, Nr. 35.
  3. Schaper, Häuserbuch 2, S. 132.
  4. Kleinert, Stadtbild, S. 51.
  5. Hägele, Hausinschriften, Nr. 33.
  6. Moshagen, Hausinschriften, S. 7.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 150 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0015001.