Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 146† St. Stephani 1626

Beschreibung

Grabdenkmal der Hedwig Poling. Böhmer hat es 1710 im Chor gesehen1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Deo opt(imo) max(imo) aet(ernum) sacr(um) Hic sita est honoratissima & lectissima femina HEDEWIG POLINGIA viri cl(arissimi) Henrici Iulii Strubii s(anctae) theol(ogiae) D(octoris) prof(essoris) ordin(arii) pastoris & Superint(endentis) gener(alis) coniux magni theologi D(octoris) Basilii Satleri Superintendentis generalissimi neptis viri cl(arissimi) M(agistri) Io(achimi) Christi(ani) Polingii pastoris & Superint(endentis) gen(eralis) in Gandersheim primogenita filia VI filiorum & filiae defunctae mater quae annos nata XXX 12 Iun(ii)a) anni MDCXXVI in Christo obdormiuit Quiesce in pace coniux dilectiss(ima) Iesu Christi pax & benedictio super me & filios meos aeternum quiescat

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, in Ewigkeit geweiht. Hier liegt die sehr angesehene und überaus musterhafte Frau Hedwig Poling, Gattin des hochberühmten Mannes Heinrich Julius Strube, Doktors der hl. Theologie, ordentlichen Professors, Pastors und Generalsuperintendenten, Enkelin des großen Theologen Doktor Basilius Sattler, des Obersten Superintendenten, erstgeborene Tochter des hochberühmten Mannes Magister Joachim Christian Poling, Pastors und Generalsuperintendenten in Gandersheim, Mutter von sechs Söhnen und einer verstorbenen Tochter; sie verschied in Christus am 12. Juni des Jahres 1626 im Alter von dreißig Jahren. Ruhe in Frieden, liebste Frau! Jesu Christi Friede und Segen ruhe in Ewigkeit über mir und meinen Söhnen.

Kommentar

Die Inschrift ist zwei Jahre nach dem Tode des Basilius Sattler (1549–1624) verfaßt worden. Sattler war als Vorsitzender des Konsistoriums und Oberster Superintendent der Kirche im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel einflußreichster Kämpfer für die lutherische Orthodoxie und gegen die unter dem Einfluß von Johannes Caselius (Nr. 124) und Cornelius Martini (Nr. 141) einsetzende humanistisch-philosophische Verwissenschaftlichung der Theologie2). Der Verfasser, Heinrich Julius Strube, „letzter Vertreter des strengen Luthertums in Helmstedt“3), nutzte die Inschrift zu einer Huldigung an seine Glaubensfreunde, vor allem an seinen Schwiegergroßvater Basilius Sattler. Er tat dies zu einem Zeitpunkt, als ihrer beider Theologie bereits der neuen, mit dem Namen Georg Calixt (Nr. 340) verbundenen Richtung hatte weichen müssen. Strube, geboren 1586 in Wolfenbüttel, war seit 1615 Professor der Theologie in Helmstedt. 1616 erwarb er in Helmstedt den theologischen Doktortitel. Seit 1612 war er verheiratet mit Hedwig Poling (1595 oder 1596–1626), Tochter des Joachim Christian Poling (1570–1646) und der Sophia Sattler († nach 1650)4). Hedwig Poling fiel der Pest des Jahres 1626 zum Opfer. Strube erfreute sich der besonderen Förderung durch den höchsten Würdenträger der Landeskirche, Basilius Sattler5). Strubes und Hedwig Polings ältester Sohn starb ein Jahr nach der Mutter (vgl. Nr. 148), Strube selbst 1629.

Textkritischer Apparat

  1. 12 Iun(ii)] Meier, Monumenta, S. 50 gibt ihren Todestag mit postr. Kl. Junias, also dem 2. Juni, an. Der Druck bei Böhmer XXX I2. Iun. schließt die Lesung XXXI 2. Iun. nicht aus. Dann wäre Hedwig Poling zum Zeitpunkt ihres Todes einunddreißig Jahre alt gewesen.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 1 IN CHORO mit S. 4.
  2. Vgl. dazu Mager, Reformatorische Theologie, S. 15f.
  3. Zimmermann, Album, S. 383. Dort auch die Lebensdaten Strubes. Zu seiner theologischen Position vgl. Mager, Reformatorische Theologie, S. 24.
  4. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 2, S. 238.
  5. Meier, Monumenta, S. 49f.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 4f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 146† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0014607.