Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 109 St. Marienberg 1600

Beschreibung

Kronleuchter. Messing1). Der Leuchter stammt aus Osnabrück und befand sich im Erfassungszeitraum nicht in Helmstedt2). Im hohen Chor vor dem Marienaltar. Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts am jetzigen Platz3). Über Kugel profilierter und gewulsteter Schaft. Daran doppelter Kranz von je acht geschweiften Armen übereinander, der obere mit kleinerem Durchmesser. Dazwischen am Schaft eingesteckt vier geflügelte Seejungfern. Als oberer Abschluß gekrönte Muttergottes im Strahlenkranz, mit Kind auf dem rechten Arm, das Attribut in der Linken nicht mehr vorhanden. Inschrift als Umschrift an der unteren Kugelhälfte, oberhalb des sie abschließenden Zapfens, teilweise zweizeilig, graviert. Zwischen den beiden Stifternamen Wappen. Am Ende der Inschrift Blattornament.

Maße: H.: ca. 125 cm; Bu.: 1,3–2,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Sabine Wehking [1/1]

  1. IOHAN RENTORP MARIA RENTORP . GEGEVEN MIT / DEN LICHTEREN : 1600

Wappen:
Rentorp4)

Kommentar

Die teilweise konturierte, sorgfältig gearbeitete Schrift verwendet A und H mit nach unten ausgebuchtetem Mittelbalken. Die Stifternamen sind durch Versalien und vergrößerte Buchstaben hervorgehoben.

Der Osnabrücker Kannengießer Johann Rentorp und seine Ehefrau Maria, geb. Neuhencken, stifteten im Jahr 1600 der Marienkirche Osnabrück den jetzt in Helmstedt hängenden Kronleuchter, eine Meßingskronen von sechßzehen Armen, darauf sechßzehen Lichter .. gesetzt werden kunnen, und rüsteten ihn mit Kerzen aus. Nach Auskunft des Stifters ist der Leuchter in Nürnberg gekauft worden. In einer weiteren Stiftung nach dem Tode seiner Frau setzte Rentorp 1611 eine ewige und unloßbare Rente von drei Reichstalern zum Kauf von Wachslichtern aus5). Als die Osnabrücker Marienkirche 1865 eine Gasbeleuchtung erhielt, ließ die Kirchengemeinde den Kronleuchter am 30. August 1865 versteigern. Er ging für 89 Reichstaler an Seligmann Selig in Hannover6). In das Kloster St. Marienberg kam der Leuchter aus dem Besitz der Konventualin Magdalene Balemann († 1934) und ihrer Schwester Ida7) († 1931), Enkelinnen des Kieler lutherischen Erweckungstheologen Claus Harms8).

Anmerkungen

  1. Materialangabe nach der Urkunde der die Leuchterstiftung ergänzenden Wachsstiftung vom 15. 8. 1611, Staatsarchiv Osnabrück Dep. 12 a Nr. 89.
  2. Die Inschrift ist ediert in DI 26 (Stadt Osnabrück), Nr. 181. Sie ist dort als verloren ausgewiesen. Da die Geschichte des Leuchters im Zusammenhang mit der Bearbeitung der Inschrift wesentlich erhellt werden konnte und der Leuchter für Kloster und Gemeinde St. Marienberg von Bedeutung ist, wird die Inschrift hier nochmals ediert und der Inschriftenträger ausführlich vorgestellt.
  3. Frdl. Auskunft von Herrn Pfarrer H. Köhler, Esbeck.
  4. Wappen Rentorp: Hausmarke (Anhang 2, H6).
  5. Angaben nach der Wachsstiftungsurkunde von 1611, wie Anm. 1. Die Berufsbezeichnung Kannengießer nach Staatsarchiv Osnabrück Dep. 3 a 2 Nr. 801. Frau S. Wahlbrinck, Staatsarchiv Osnabrück, sei für ihre Hilfe bei der Aufklärung des gesamten Vorgangs gedankt.
  6. Staatsarchiv Osnabrück Dep. 12 b II Marienkirche Osn. Nr. 375 Bd. V.
  7. Frdl. Auskunft von Frau M. Wandersleb, Helmstedt.
  8. Zu ihm vgl. NDB 7, S. 686.

Nachweise

  1. DI 26 (Stadt Osnabrück), Nr. 181.
  2. I. Henze, Ein Kronleuchter in St. Marienberg und seine Geschichte. In: Altstadt-Kurier, hg. von der Bürger-Aktion Alt-Helmstedt, 8. Jahrgang, 2003, Heft 1, S. 16ff.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 109 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0010901.