Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 106 Kornstr. 3 1597, 1601

Beschreibung

Haus, traufenständig, dreigeschossig, mit barockem Zwerchhaus, in den Obergeschossen Fachwerk, zehn Gefache breit. Erdgeschoß moderner Massivbau einer Bank. Inschrift A auf dem vorkragenden Schwellbalken des zweiten Obergeschosses im Bereich der vier südlichen, etwas kleineren Gefache. Inschrift B auf zusammengesetztem Sturzriegel vom ehemaligen nördlichen Seitenflügel im Hof, heute eingebaut im Hallenbereich der Bank rechts am Ende des Treppenaufgangs zum Ausgang Holzberg. Inschrift A erhaben geschnitzt, Inschrift B vertieft eingeschnitzt, beide farbig gefaßt. Die Ziffern 97 in Inschrift A sind von liegendem spiegelverkehrten S und Blattornament gerahmt.

Maße: Bu.: 3,5 cm (B)1).

Schriftart(en): Kapitalis mit Elementen der frühhumanistischen Kapitalis (A), Kapitalis (B).

Sabine Wehking [1/3]

  1. A

    ANNO CHRISTI : 15 · 97 · BEFEHLE DEM HERREN DEINE WEGEa) VNDT HOFFE AVF IHN. DER WIRTS WOL MACHEN : PSAL 372)

  2. B

    ANNO AB INCARNATIONEb) IHESVc) CIRISTId) / SALVATORIS MVNDIe) 1601 MENSE SEP/TEMBRI HOC AEDIFITIVMf) SVMPTIBVS ANN AE / SIMONIS CONSTRV[CTVMg) EST]

Übersetzung:

Im Jahre nach der Fleischwerdung Jesu Christi, des Erlösers der Welt, 1601 im Monat September [ist] dieses Gebäude aus Mitteln der Anna Simon errichtet [worden]. (B)

Kommentar

In Inschrift A weisen der Mittelbalken des H Ausbuchtungen nach oben und die Schrägschäfte des N teilweise Ausbuchtungen nach oben oder unten auf. A mit gebogenem linken Schaft steht neben kapitalem A mit leicht gebrochenem Mittelbalken. Beide Inschriften fallen auf durch im Helmstedter Bestand ungewöhnliche und zahlreiche Ligaturen. Das Datumsformular der Inschrift B ist in Helmstedt singulär.

Eigentümer des Grundstücks war von 1596 bis 1599 der Schuhmachermeister und Ratskämmerer Heinrich Eggestein3). Er kommt damit als Bauherr des Haupthauses in Frage. Von 1600 bis 1635 befand sich das Grundstück im Eigentum des mit Gertrud Eggestein, Tochter des Heinrich Eggestein, verheirateten Ratsherrn Joachim Wrock. Die in Inschrift B genannte Anna Simon erscheint nicht in den zu dem Haus bekannten Akten4).

Textkritischer Apparat

  1. E verkleinert mit G verschränkt.
  2. Nach INCARNATI Naht im Balken und großer Zwischenraum.
  3. IHESV] Oberer Balken des E nicht farbig gefaßt.
  4. CIRISTI] So falsch in Farbe restauriert. Eingehauen ist CHRISTI. Der Mittelbalken des mit R ligierten H ist heute mit Grundierungsfarbe zugeschmiert.
  5. Hier Balkennaht und Zwischenraum.
  6. AEDIFITIVM] Der Mittelbalken des A nicht farbig gefaßt. Nach AEDIFITIVM Balkennaht und Zwischenraum.
  7. CONSTRV auf dem linken Balkenteil bis zur Balkennaht.

Anmerkungen

  1. Buchstabenhöhe von Inschrift A wegen der Höhe nicht zu ermitteln.
  2. Ps. 37,5.
  3. Schaper, Häuserbuch 1,2, S. 90. Das Folgende ebenda.
  4. Eine Familie dieses Namens läßt sich in Helmstedt um diese Zeit nicht nachweisen.

Nachweise

  1. Schrader, Hausinschriften 1955, Nr. 7 (A).
  2. Schaper, Häuserbuch 1,2, S. 90 (A).
  3. Kleinert, Stadtbild, S. 49 (A).
  4. Denkmalkartei Stadt Helmstedt.
  5. Hägele, Hausinschriften, Nr. 21 (A).
  6. Moshagen, Hausinschriften, S. 13 (A).

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 106 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0010603.