Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 61: Stadt Helmstedt (2005)
Nr. 91 St. Stephani 1588
Beschreibung
Epitaph des Joachim Mynsinger von Frundeck. Kalkstein, farbig gefaßt. Innen an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs. Lebensgroße, stehende Figur des Verstorbenen, halbplastisch in Rundnische unter Dreieckgiebel, in schwarzem Habit, mit weißen Hals- und Ärmelkrausen und ebensolchen Handschuhen in der Rechten, die Linke am Degenknauf, eine vierfach gewundene Kette mit rundem Anhänger auf der Brust und einen pelzverbrämten Umhang über den Schultern. Rundnische von Pilastern und Voluten eingefaßt, darüber Architrav mit vier Vollwappen, darunter Sockel mit Inschrift. Buchstaben eingetieft und schwarz auf weißem Grund eingefärbt. Am Zeilenende jeweils Ornament, bestehend aus drei ins Dreieck gesetzten Punkten auf der Zeilenmitte. Die vom Steinmetzen gezogene obere und untere Zeilenbegrenzungslinie ist teilweise zu erkennen.
Maße: H.: ca. 330 cm; B.: ca. 150 cm; Bu.: 2,2 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
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DIS · IST · DES · EDLEN · GESTRENGEN · ERNVESTEN · VND · / HOCHGELARTEN · HERN · IOACHIM · MINSINGERS · VON · / FRVNDECK · ERBCAMMERERN · DES · FVRSTENTHVMBS · / BRAVNSCHWIG · SELIGEN · GRABSTEIN ·
Mynsinger von Frundeck1), Breuning2), Kuhn3), Enker4), |
Anmerkungen
- Wappen Mynsinger von Frundeck: quergelegter Stamm, darauf zwei Falken. Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 6, 2. Abt., ND Bd. 23, S. 136.
- Wappen Breuning: geteilt, auf der Teilungslinie Krone, durchstochen von drei Rohrkolben. Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 6, 2. Abt., ND Bd. 23, S. 152.
- Wappen Kuhn: steigender Löwe nach l. Vgl. Ludwig, Joachim Münsinger, S. 132 mit Anm. 126.
- Wappen Enker: Anker. Vgl. Ludwig, Joachim Münsinger, S. 132f. Die Zuordnung zur Familie Enker wird gestützt durch das Schildbild, den Anker, dessen ältere Pluralbildung änker lautete, vgl. DWb 1, Sp. 379 „falls nicht auch schon der s(in)g(ular) änker, oder enker hiesz“.
- Vgl. dazu S. 33 der Einleitung.
- Zimmermann, Album, S. 386ff. Das Folgende ebenda.
Nachweise
- Böhmer, Inscriptiones, S. 6.
- Uffenbach, Reisen, S. 190.
- Ludewig, Geschichte, S. 173.
- Querner 1, S. 13.
- Oeynhausen, Grabinschriften, Bl. 111.
- Meier, Kunstdenkmäler, S. 66.
- Schultz, Grabmale 1963, S. 102.
- Henze, Helmstedt, S. 37.
Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 91 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0009101.
Kommentar
Der Gebrauch von Grabstein im Inschrifttext entspricht nicht dem modernen Verständnis, denn der eigentliche Begräbnisort des Verstorbenen befindet sich in einer Gruft in der Nähe des Hochaltars. Dort existiert ein weiteres beschriftetes Grabdenkmal (vgl. Nr. 90 mit Angaben zur Biographie des Verstorbenen). Die Inschrift hier folgt nicht dem akademischen Muster, sondern sie ist in deutscher Sprache abgefaßt5) und läßt akademische Titel wie z. B. den 1536 erworbenen Doktor der Rechte6) unerwähnt. Das genannte Erbkämmereramt und den damit verbundenen Burghof in Helmstedt besaß Mynsinger seit 1565.
Die Wappen bilden die Ahnenprobe des Joachim Mynsinger von Frundeck (vgl. Nrr. 102 und 103).