Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 62 Juleum 1568

Beschreibung

Gemälde. Porträt des Johannes Caselius. Öl auf Leinwand. Im Bibliothekssaal an der Nordwand, viertes Bild von Osten. Nach einem Inventar des 18. Jahrhunderts gehörte das Gemälde zum Bestand der alten Bibliothek1). Es hatte um diese Zeit keinen Rahmen. Hüftbild, der Porträtierte vor einem als Sakralraum gestalteten Hintergrund, in schwarzem, weitem Obergewand mit engen Ärmeln, die an den Schultern gepufft sind, und weißem, offenem Spitzenkragen, in der Rechten Schriftrolle, die Linke auf Degenknauf. Altersgemäß dargestelltes Antlitz mit graublondem Vollbart und hoch ansetzendem, kurzem, dunkelbraunem Haar. In der linken oberen Bildecke Inschrift A, in der rechten Vollwappen, darunter Inschrift B. Inschriften gemalt, goldgelb auf dunklem Grund.

Maße: H.: 87,5 cm; B.: 70 cm (ohne Rahmen); Bu.: ca. 1 cm.

Schriftart(en): Griechische Majuskel (A), Kapitalis (B).

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    ΙΩΑΝΝΗΣ · / ΚΑΣΗΛΙΟΣ · / ΕΤΗ · ΓΕΓΟ=/ΝΩΣ · ΛΕ .

  2. B

    AN(NO) D(OMI)N(I) MDa)/LXIIX

Übersetzung:

Johannes Caselius im Alter von fünfunddreißig Jahren. (A)

Im Jahre des Herrn 1568. (B)

Wappen:
Caselius2)

Kommentar

Johannes Caselius, geboren am 18. Mai 1533 (vgl. Nr. 124), wirkte seit 1590 in Helmstedt. Er hatte testamentarisch bestimmt, daß seine Büchersammlung nach seinem Tode – er starb 1613 – der um diese Zeit noch im Aufbau befindlichen Helmstedter Universitätsbibliothek übereignet werden sollte. Dazu gehörten auch Bilder3). Das hier zu behandelnde ist laut Inschrift 1568 gemalt. In diesem Jahr hatte Caselius die Rhetorikprofessur an der Universität Rostock übernommen4). Das Bild ist also vor seiner Helmstedter Tätigkeit vermutlich in Rostock entstanden, dürfte 1590 beim Umzug des Caselius mit nach Helmstedt gekommen sein und wurde nach seinem Tod der Bibliothek zugewiesen. Mit einigen Abweichungen wiederholt sich die Darstellung des Porträtierten auf zwei Kupferstichen5). Die Inschriften stimmen überein6).

Textkritischer Apparat

  1. Neulateinische Zahlzeichen: M in Form einer liegenden Acht. D z. T. unter dem Rahmen und mit Querstrich durch den Schaft.

Anmerkungen

  1. NStA Wolfenbüttel 37 Alt Nr. 1075, Bl. 83r.
  2. Wappen Caselius: fünf in Kreuzform gesetzte Rauten. Vgl. Zimmermann, Album, S. 431.
  3. Der gesamte Vorgang bei Schneider, Beiträge, S. 39f.
  4. Zimmermann, Album, S. 430.
  5. Mortzfeld, Porträtsammlung, A 3526, A 3527. Die Prioritätsfrage bedürfte einer eingehenden Untersuchung.
  6. Bei Mortzfeld, Porträtsammlung, Beschreibungen, A 3526 ist die griechische Zahlangabe ΛΕ aus Inschrift A fälschlich als AE transkribiert.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 62 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0006206.