Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 36 St. Walpurgis 2. H. 15. Jh.

Beschreibung

Altarretabel. Holz, farbig gefaßt. Der Flügelaltar hängt an der Südwand des südlichen Querhauses. Er wurde 1965/66 unter den gleichen Umständen und durch dieselben Personen restauriert wie Nr. 351). Ebenso wie dort wurde die Anordnung der Figuren z. T. verändert. Jetziges Erscheinungsbild: im quergeteilten Mittelteil im oberen Register Maria und Christus, beide bekrönt und auf Thronen sitzend. Links davon Petrus, rechts ein Bischof2). Darunter zwischen Johannes Evangelista und Matthias Verkündigungsszene: links kniender Engel, vor sich Spruchband mit Inschrift A, rechts Maria mit aufgeschlagenem Buch. Auf den beiden gleichfalls quergeteilten Flügeln links oben junger Heiliger mit Schwert und Philippus3), darunter Barbara und Laurentius. Rechts oben Heiliger mit jetzt abgebrochener Sichel4) und Thomas5), darunter Erzengel Michael und Mauritius. – Die beiden Seitenflügel sind derzeit fest in der Wand verankert. Daher sind ihre Rückseiten nicht einsehbar. Die Gemälde darauf – vier Szenen aus der Passionsgeschichte – befinden sich nach vorhandenen Photos6) in einem schlechten Zustand. Dargestellt sind auf dem linken Außenflügel unten Verspottung, oben Kreuztragung, auf dem rechten unten Geißelung, oben Kreuzigung. Über dem nimbierten Kruzifixus Spruchband mit Inschrift B, rechts unter dem Kreuz gebogenes Band mit Inschrift C. Von dem dazugehörigen, Bekenntnis ablegenden Centurio nur noch der erhobene rechte Arm erhalten. Inschriften gemalt, schwarz auf goldenem (A), dunkel auf hellem Grund (B, C). Inschrift A stark restauriert.

B und C nach Photos Hannover.

Maße: H.: 149 cm; B.: ca. 145 cm (Schrein); Bu.: ca. 1 cm (A).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A), gotische Minuskel (B, C).

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    Ave, gratia plena, Dominus tecum7)

  2. B (†)

    [i(esus)] · n(azarenus) · r(ex) · [i(udaeorum)]8)

  3. C (†)

    [ – – – ] vere · [......] dei · erat [ – – – ]9)

Übersetzung:

Gegrüßt seist du, voll der Gnade! Der Herr ist mit dir! (A)

Wahrlich, [dieser] ist Gottes [Sohn] gewesen. (C)

Kommentar

Das doppelstöckige, kastenförmige a aus Inschrift C weist eher auf eine späte gotische Minuskel10). Gefolgt wird daher dem Datierungsvorschlag von Meier11). Bemerkenswert ist, daß die restaurierte Inschrift A einstöckiges a bietet.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Kleinert, Walpurgis, S. 51f., S. 72, S. 86 und Nr. 35, Anm. 3.
  2. Nach Meier, Kunstdenkmäler, S. 77, stand an dieser Stelle 1896 Philippus.
  3. Bei Meier, wie Anm. 2, an dieser Stelle Thomas.
  4. Von Meier, wie Anm. 2, noch genannt.
  5. Bei Meier, wie Anm. 2, an dieser Stelle Bischof.
  6. Photos Hannover, Nieders. Landesmuseum, Landesgalerie, E 9239, E 9242.
  7. Lc. 1,28.
  8. Io. 19,19.
  9. Die Inschrift kann nach dem vorhandenen Platz weder wörtlich Mt. 27,54 vere Dei Filius erat iste noch Mc. 15,39 vere homo hic Filius Dei erat geboten haben. In Frage kommt eine Version, wie sie auf einem sächsischen Tafelbild aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zu lesen ist (vgl. Kat. Zeit und Ewigkeit, S. 115, Abb.) vere vere filius dei erat homo iste.
  10. Vgl. dazu S. 49 der Einleitung.
  11. Meier, wie Anm. 2.

Nachweise

  1. Photos Hannover, Nieders. Landesmuseum, Landesgalerie, E 9239, E 9242 (B–C).

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 36 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0003606.