Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 30 St. Marienberg E. 15. Jh.

Beschreibung

Antependium, sog. Marienantependium. Wolle auf Leinen, gewirkt. Das ursprüngliche Maß des querrechteckigen Tuches war an beiden Seiten erweitert durch zwei unterschiedlich breite, gemusterte, rote Samtstreifen, die bei einer Restaurierung 1983 entfernt worden sind1). Im Zentrum nimbierte, gekrönte Maria, stehend, mit dem Jesuskind auf dem Arm. Zu ihrer Rechten Katharina, nimbiert und gekrönt, mit zerbrochenem Rad und Schwert über dem zu ihren Füßen liegenden, gekrönten und ein Zepter haltenden Maxentius. Zur Linken der Maria nimbierte Barbara vor Turm, mit Buch und Palmzweig, auf dem Kopf eine Kappe. Der Hintergrund mit reichem Blumendekor gefüllt. Als oberer Abschluß, getrennt durch eine geflammt gemusterte Bordüre, ein einfarbiger breiter Streifen mit Inschrift. Die Namen stehen jeweils über den Figuren. Als Worttrenner erscheint neben Punkten auf der Zeilenmitte eine Blütenranke. Eingefaßt wird die Inschrift von einem S-förmigen Haken und einer weiteren Blütenranke. Inschrift weiß auf hellblauem Grund.

Maße: H.: 101 cm; B.: 200 cm; Bu.: 4,5–5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturversalien.

Jutta Brüdern, Braunschweig [1/1]

  1. · Sanctea) · katerina · Jhesus · Maria · Sanctea) · barbara ·

Kommentar

Die Inschrift verwendet doppelstöckiges kastenförmiges a, Merkmal einer eher späten gotischen Minuskel2). – Im ausgehenden 15. Jahrhundert wurden die Bauarbeiten am Chor der Kirche beendet (vgl. Nr. 26). Es liegt nahe, die Entstehung oder den Erwerb des Antependiums in Zusammenhang mit der Neuausstattung des Chores zu bringen, dessen Altar der Maria geweiht war (Nr. 29). Es kann sich dabei allerdings nur um eine Zweitverwendung, kaum um eine Auftragsarbeit für diesen Altar gehandelt haben, da die Breite des Antependiums offenbar nachträglich den Maßen des Altars angepaßt worden ist3). Daß das Tuch später für diesen Altar verwendet wurde, geht aus einem Eintrag in das Corpus bonorum von 1763 hervor. Um diese Zeit hatte es die 1983 entfernte Samteinfassung an den Seiten4). Ein Altarpatrozinium der hl. Barbara ist aus einer Ablaßurkunde von 1501 bekannt5), der hl. Katharina ist der Altar in der nördlichen Turmkapelle mit geweiht. Möglicherweise ist das Antependium ursprünglich für einen dieser beiden Altäre angefertigt und später für den Marienaltar vergrößert worden.

Textkritischer Apparat

  1. Sancte] Für Sancta.

Anmerkungen

  1. Restaurierungsbericht von 1983, Exemplar im Kloster. Zum Material ebenda. Ausführliche Beschreibung bei Römer, Paramente, S. 72ff.
  2. Vgl. S. 49 der Einleitung.
  3. Das Problem dargestellt bei Lutz, Marienberg, S. 39.
  4. Landeskirchl. Archiv Wolfenbüttel Cb Marienberg Ein gewirkt Laacken auf den großen Altare, ist mit rothen geblümeten Sammt an denen Ecken eingefaßt, inwendig mit 3 gewürckten Figuren und Nahmens der Heiligen gezieret. Der Hinweis darauf schon bei Römer, Paramente, S. 77 mit Anm. 8. Die Samteinfassung bereits genannt in einem Inventar von 1693 unter Nr. 39, NStA Wolfenbüttel 4 Alt 3 Marbg. Nr. 1802.
  5. UB Marienberg, Nr. 495.

Nachweise

  1. Meier, Kunstdenkmäler, S. 48 (A, Abb.).
  2. Römer, Paramente, S. 72 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 30 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0003004.