Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 18† St. Marienberg 1452 o. früher

Beschreibung

Grabdenkmal des Burchard von Marenholtz, überliefert in drei Abschriften des 17. Jahrhunderts1).

Inschrift nach Ms. Hannover.

  1. Anno Domini 1455 in noctea) Georgii2) obiit honorabilis Dominus Borchardus de Marenholt Canonicus Eccl(esi)ae S(ancti) Pauli Halberstadensis hicb) sepultus cuj(us) a(n)j(m)a req(ui)es(c)at in pace Amen

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1455 in der Nacht vor dem Feste Georgs starb der ehrsame Herr Burchard von Marenholtz, Kanoniker an der Kirche St. Paul in Halberstadt, der hier beigesetzt ist. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Kommentar

Das inschriftlich genannte Todesjahr 1455 ist falsch. Burchard von Marenholtz wird bereits in einer Urkunde des Klosters St. Marienberg vom 27. Juli 1452 als verstorben genannt3). Am 12. März 1442 lebte er noch und setzte eine jährliche Rente für den Allerheiligenaltar in der Kirche St. Marienberg aus, zu zahlen nach seinem Tod4). In der Urkunde von 1442 führt er den Titel rector capelle sancti Laurentii in urbe Halberstadensi, 1452 wird er wie in der Inschrift als Kanoniker der sunte Pawels kerken to Halberstad bezeichnet. Die Inschrift liefert ein Beispiel für die Beisetzung stiftsfremder Personen im Klosterbereich. Burchard von Marenholtz war ein Wohltäter des Klosters. Außer der oben genannten und einer weiteren Stiftung5) kamen dem Kloster nach einer Urkunde vom 2. Juni 1454 zweihundert Goldgulden aus dem Nachlaß des Burchard von Marenholtz zu, aus deren Erträgen in Marienberg die Klosterreform nach den Regeln von Windesheim durchgeführt werden sollte. Im Falle der Nichterfüllung des Stiftungszweckes war das Kloster gehalten, den gestifteten Betrag bis auf fünfzig Goldgulden zurückzuzahlen6). Nach einer Skizze aus dem Jahre 1725 wurde Marenholtz im nördlichen Seitenchor vor dem sog. Marenholtzschen Altar der barmherzigen Maria beigesetzt7), die kopiale Inschriftenüberlieferung aus dem 17. Jahrhundert nennt den Vorchor als Begräbnisplatz8).

Die Familie von Marenholtz war im späten Mittelalter u. a. in Bahrdorf, Landkreis Helmstedt, begütert9). Marenholtz hatte als Testamentsvollstrecker seinen Vetter Hans aus Bahrdorf eingesetzt10).

Textkritischer Apparat

  1. nocte] monte Ms. Göttingen.
  2. Nach hic in Klammern in inferiori choro.

Anmerkungen

  1. Zu den Quellen und ihrer Datierung vgl. S. 23f. der Einleitung.
  2. 22. April.
  3. UB Marienberg, Nr. 418.
  4. UB Marienberg, Nr. 405. Vgl. auch UB Marienberg, Nr. 404.
  5. UB Marienberg, Nr. 498.
  6. Strauß, Marienberg, S. 96f.
  7. Skizze mit Beischriften, Anlage eines Schreibens des Propstes Hermann von der Hardt vom 7. 11. 1725, NStA Wolfenbüttel 11 Alt Marbg. Nr. 104.
  8. Vgl. Anm. b.
  9. Kleinau, Ortsverzeichnis, Bd. 1, S. 38f.
  10. Vgl. UB Marienberg, Nr. 418, Nr. 424.

Nachweise

  1. Nieders. Landesbibliothek Hannover Ms. XXIII 583, Bl. 13r.
  2. Nieders. Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen 8° Cod. Ms. hist. 499, Bl. 84v.
  3. HAB Wolfenbüttel Cod. Guelf. 227 Extrav. 4°, Bl. 279v.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 18† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0001808.