Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 5† St. Stephani 2. H. 13. Jh.

Beschreibung

Glocke. „Stephanus maior oder die große Betglocke“ hing im obersten Teil des Turmes1). 1927 wurde sie von der Gemeinde aus finanziellen Gründen zum Einschmelzen verkauft2). Inschrift am Hals3). Je zwei Begleitlinien oberhalb und unterhalb der Inschrift. Flanke glatt, Schlagring durch profiliertes schmales Band abgesetzt. Nach Querner wurden Punkte als Worttrenner verwendet.

Inschrift nach Zeichnungen Pfeifer, Glocken Stephani und Querner, Ms.

Maße: Dm.: 164 cm4).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. DVLCE . MELOS . CLANGO . SACRA . N(VN)CCIO . FVNERA . PLA(N)GOa) .

Übersetzung:

Süßen Laut lasse ich erklingen, heilige Feste kündige ich an, Todesfälle betrauere ich mit meinem Schlagen.

Versmaß: Zweisilbig gereimter leoninischer Hexameter.

Kommentar

Die beiden Zeichnungen der Inschrift (vgl. Anm. 2) stimmen darin überein, daß E und N unzial bzw. rund sowie kapital verwendet wurden, V vokalisches U vertritt, pseudounziales A mit unterschiedlich langem linken bzw. rechten Schaft und C geschlossen erschienen. Bogenschwellungen bei D, M, C, O, G, E und breite Zwischenräume gaben der Schrift ein ausladendes Erscheinungsbild.

Als Typ ist der Helmstedter Glockenspruch – die Glocke spricht selbst und zählt in einem Hexameter ihre Aufgaben auf – seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts sehr verbreitet5). Die drei Teile des Verses waren frei miteinander kombinierbar und im Wortlaut variabel. Eine dem Helmstedter Spruch sehr ähnliche Fassung bietet die Inschrift an der in das 13. Jahrhundert datierten Glocke der Pfarrkirche St. Sebastian und St. Fabian in Königslutter, Landkreis Helmstedt, jetzt Braunschweig, Braunschweigisches Landesmuseum: dulce sonum clango, sacra nuncio, funera plango6).

Textkritischer Apparat

  1. PLA(N)GO] Hochgestelltes und verkleinertes O bei Pfeifer.

Anmerkungen

  1. Querner 1, S. 23, S. 39.
  2. Dazu Pfeifer, Glocken Stephani. Ebenda eine Zeichnung von Glocke und Inschrift. Danach die folgende Beschreibung und die Bestimmung der Schriftart. Eine weitere Zeichnung der Inschrift bei Querner 1, Ms., S. 23.
  3. Nicht am Schlagring, wie Meier, Kunstdenkmäler, S. 375 angibt.
  4. Pfeifer, Glocken Stephani; ders., Kirchenglocken, S. 65. Querner 1, S. 39: 6 Fuß, 2 Zoll, also ca. 170 cm. Wohl kaum richtig Meier, Kunstdenkmäler, S. 375, mit 135 cm. Danach wäre sie kleiner als die Glocke Nr. 429 von 1708 gewesen, deren Durchmesser Meier ebenda mit 160 cm angibt. Sie war indes die größte unter den Glocken von St. Stephani.
  5. Vergleichsmaterial bei Walter, Glockenkunde, S. 185ff. Das Folgende ebenda.
  6. Text und Datierung nach Meier, Kunstdenkmäler, S. 233. Derselbe Spruch auch an einer Glocke von ca. 1350 in Alleringersleben, Ohrekreis, vgl. Harksen, Kunstdenkmale Haldensleben, S. 105.

Nachweise

  1. Pfeifer, Glocken Stephani (Zeichnung).
  2. Querner 1, Ms., S. 23 (Zeichnung), Typoskript, S. 23, S. 39.
  3. Meier, Kunstdenkmäler, S. 375.
  4. Pfeifer, Kirchenglocken, S. 65.
  5. Kleinert, Stephani-Kirche, S. 24f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 5† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0000501.