Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 108† Ägidienkirche nach 1556

Beschreibung

Epitaph des Friedrich von Weihe.

Inschrift nach Ising.

  1. Friederici von Weihe Petri filii Petri nepotis Henrici pronepotis, viri genere virtute et gravitate praestantissimi ac magnifici, inter undecim liberos junioris, nati Anno Christi MCCCC.XCI., qui puer sub disciplina Joannis Murmelij ad optima quaeque educatus, juvenis majorum insistens vestigiis in praelio Soltaviensi acerrimo Anno aetatis XXVIII. cum patre Ducis Erici Bruns(vicensis) castra Anno Christi M.D.XIX. secutus eques militavit, vir factus aliquot praefecturis functus est, relligionis coeloa) et amore ductus hanc urbem ingressus, in ea tandem decreto senatus remp(ublicam) administravit, filios sex, filias duas procreavit, liberos procreatos pietatis et bonarum artium praeceptis probe et liberaliter institui curavit. Anno Christi LVI. die Thomae Apostoli1) inter horam IV. et V. matutinam uti ex verbis tum lapidi incisis patet magno animo inmundob) valedixit mundo. Eaque morte vivit Dei faventis gratia in electorum principumque imperii consiliis, ad Caesaream majestatem, reges, principes, comites, civitates, comitia varia, conventus, deput(atorum) visitat(iones), revision(es) camer(ae) imp(erii) circul.c) legatis oratoribus politicis et j(uris) c(onsul)tis filiis relictis.

Übersetzung:

[Epitaph des] Friedrich von Weihe, Sohn des Peter, Enkel des Peter, Urenkel des Heinrich, eines durch Herkunft, Tugend und Würde äußerst hervorragenden und großartigen Mannes, jüngsten von elf Kindern, geboren im Jahr 1491. Als Knabe wurde er von Johannes Murmelius als seinem Lehrer auf das beste erzogen, den Spuren der Vorfahren folgend leistete er als junger Mann in der äußerst heftigen Schlacht von Soltau im Alter von 18 Jahren Kriegsdienst als Ritter, wobei er mit dem Vater im Jahr 1519 dem Heer Herzog Erichs von Braunschweig folgte. Als erwachsener Mann bekleidete er einige Ämter. Geleitet von Eifer und Liebe für den Glauben betrat er diese Stadt, in ihr leitete er schließlich auf Beschluß des Rates das Gemeinwesen. Er zeugte sechs Söhne und zwei Töchter, er ließ seine eigenen Kinder rechtschaffen und großzügig in den Grundsätzen des Glaubens und der guten Wissenschaften erziehen. Im Jahr Christi (15)56 am Tag des Apostels Thomas zwischen vier und fünf Uhr morgens, wie aus den damals in einen Stein gehauenen Worten ersichtlich, verabschiedete er sich guten Mutes von der unreinen Welt. Und in diesem Tod lebt er dank der Gnade Gottes dadurch weiter, daß er seine Söhne in den Räten von Kurfürsten und Fürsten des Reiches, bei der kaiserlichen Majestät, Königen, Fürsten, Grafen, Städten, verschiedenen Versammlungen, Landtagen, Steuervisitationen, Revisionen der Reichskammer [...] als Gesandte, Diplomaten und Rechtsgelehrte hinterlassen hat.

Kommentar

Friedrich von Weihe gehörte seit 1542 dem Rat der Stadt an.2) Er fungierte von 1545 bis 1552 als Stadtkämmerer3) und übte von 1553 bis zu seinem Tod im Jahr 1556 das Amt des Bürgermeisters aus.4) Aus der Grabschrift geht hervor, daß das Epitaph einige Jahre nach dem Tod Weihes gesetzt wurde. Der in der Inschrift erwähnte Grabstein ist nicht erhalten.

Textkritischer Apparat

  1. coelo = zelo.
  2. inmundo] in mundo Ising.
  3. circul.] Die Auflösung der Abkürzung und die Bedeutung des Wortes bleiben unklar; möglicherweise liegt hier eine falsche Lesung Isings vor.

Anmerkungen

  1. 21. Dezember.
  2. StaH, B 8237, Consules ac reliqua membra senatus.
  3. StaH, B 8246, p. 77–108.
  4. Jürgens, Chronik, S. 162ff.

Nachweise

  1. Ising, S. 81f.

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 108† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0010801.