Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 56† Ägidientor 1530, 1610

Beschreibung

Inschriften an dem äußeren Torhaus des Ägidientores. Das Tor wurde 1748 abgebrochen. An der von der Stadt abgewandten Seite des Torhauses befanden sich drei Wappentafeln; die beiden äußeren, die jeweils das von zwei Wilden Männern gehaltene Stadtwappen zeigten, trugen Inschriften (A, B). Das mittlere Wappen wurde von zwei Löwen gehalten.1) Nachdem das Obergeschoß des Gebäudes 1610 einem Brand zum Opfer gefallen war, wurde das Torhaus im selben Jahr umgebaut und mit einem Renaissancegiebel versehen. Die auf den Brand bezugnehmende Inschrift C war an der inwendigen Seite auf einer Tafel mit güldenen Buchstaben zu lesen2), darunter – ebenso ausgeführt – die Inschrift D.

Inschriften nach Zeichnungen bei Redecker.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A, B), Kapitalis (C, D).

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    neca) · bene · pro · toto / libertas · venditur · auro3)

  2. B

    Anno · d(omi)ni M · ccccc · xxx ·

  3. C

    ANNO CHRISTI 1610. DIE 19. / AUGUSTI HUIVS ET VICINI / PROPUGNACULI PINNACVLA / FLAMMIS IN SVBIACENTE / HABITATIONE DEREPENTE / COORTIS INTERDIU / DEFLAGRARUNT, SED MOX / ANNO EODEM SUMPTIBUS / S(ENATUS) P(OPULI)Q(UE) H(ANNOVERANAE) HAEC TRABALIS / SPECULA MURIS ANTRORSIMb) / RETRORSUMQUE IN SUBLIME / IUNCTAc) FASTIGIATA ET / INSTAURATA EST.

  4. D

    JEHOVA FORTITUDO NOSTRA.

Übersetzung:

Es ist kein guter Handel, wenn die Freiheit für alles Gold verkauft wird. (A)

Im Jahre Christi 1610, am 19. August brannten die Giebel dieses und des benachbarten Befestigungsbaues bei Tage nieder, nachdem plötzlich die Flammen in der darunterliegenden Wohnung ausgebrochen waren; doch bald, noch im selben Jahr, wurde auf Kosten des Rates und der Bürgerschaft Hannovers diese Warte aus Balken vorne und hinten mit den Mauern in die Höhe verbunden, gegiebelt und wiederhergestellt. (C)

Gott ist unsere Stärke. (D)

Versmaß: Ein leoninischer Hexameter. (A)

Wappen:
Hannoversches Kleeblatt
Braunschweig-Lüneburg (geviert; 1: zwei Leoparden, 2: Löwe auf mit Herzen bestreutem Grund; 3 und 4: Löwe)4)
Hannoversches Kleeblatt

Textkritischer Apparat

  1. nec] non Inscriptiones, Reiche/Heiliger, Riemer. Redeckers Zeichnung läßt hier fec oder tec erkennen, was keinen Sinn ergibt. Dieselbe Sentenz erscheint – mit non beginnend – in Hannover noch einmal auf einem Andachtsbild an der Marktkirche (Nr. 89).
  2. ANTRORSIM] antrorsum Inscriptiones, Reiche/Heiliger.
  3. IUNCTA] revincta Inscriptiones, revicta Reiche/Heiliger.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach der Zeichnung bei Redecker, Bd. 1, fol. 230v.
  2. Reiche/Heiliger, fol. 24r.
  3. Walther, Proverbia Sententiaeque, Bd. 3, Nr. 17307. Vgl. Nr. 89.
  4. Siebmacher, 1. Teil, 1. Abt., Souveräne, S. 28.

Nachweise

  1. Redecker, Bd. 1, fol. 230v (A, B; Zeichnung), Bd. 2, fol. 20r (C, D; Zeichnung).
  2. Inscriptiones, fol. 242v.
  3. Reiche/Heiliger, fol. 24r, fol. 38r u. fol. 40r.
  4. Riemer, Baugeschichte, S. 204 (A, B).
  5. Nöldeke, Kunstdenkmäler I, S. 63. (D).

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 56† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0005602.