Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 49† Brückmühle 1515, 1541, 1563, 1586

Beschreibung

Bauinschriften. Die seit der Mitte des 14. Jahrhunderts im Besitz des Rates befindliche Brückmühle auf dem Ottenwerder wurde im Lauf der Zeit mehrfach umgebaut.1) 1858 wurde die alte Brückmühle vollständig abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die kopiale Überlieferung verzeichnet Bauinschriften, die die verschiedenen Umbauten dokumentieren (A–D). Der Inschriftenstein von 1586, den Redecker in einer Zeichnung wiedergibt, befand sich über der Vordertür der Mühle. Er trug in der Mitte die Inschrift D, links und rechts das Hannoversche Kleeblatt. Über Anbringungsort und Gestaltung der anderen Bauinschriften ist nichts bekannt.2)

Inschriften nach den Inscriptiones (A–C) und der Zeichnung bei Redecker (D).

Schriftart(en): Kapitalis (D).

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    Anno Domini MCCCCCXV

  2. B

    Anno Domini MCCCCCXLIa)

  3. C

    Anno Domini 1563. do is deße flodt Möle3) mit dem Herde4) unde ganßen Renne5) uth dem Grunde gebuwet unde hir her gelecht worden uth befel Rath unde sworen.

  4. D

    ANNO 1586. IS DVSSE MO=/LE MIT DEM HERDE VTH DEM / GRVNDE GEBVWET WORDEN VF / BEFELLE RADT VND SWOREN.

Textkritischer Apparat

  1. MCCCCCXLI] MCCCCCXI Reiche/Heiliger.

Anmerkungen

  1. Zur Baugeschichte vgl. Nöldeke I, S. 742f.
  2. Einen weiteren Inschriftenstein aus dem Jahr 1670 ordnet Nöldeke (Abb. ebd., S. 741) der Brückmühle, Schuchhardt (Bildhauer, S. 143, Nr. 115) dagegen der Klickmühle (vgl. Nr. 62) zu. Sein Text lautet: ANNO 1670 IST AUF DER HERRN / BÜRGERMEISTERE DES RATHS UND / DER HERRN GESCHWORNNEN BEWIL/LIGUNG DIESE FLOTMÜHLE AUS DEM / GRUNDE NEWE WIEDER AUFGEBAWET / 4 FUS BREIDER UND 4 FUES LENGER / IM GLEICHEN SEIN DIE DEHL:FLOT/MÜHLEN UND FREY:RENNEN / WIE AUCH DER GRUNDTBAUM MIT / SEINER ZUBEHÖRUNG GANTZ / NEW GEMACHT UND DER HEERDT / NACH NOTTURFFT AUSGEBES/SERT: GOTT ERHALTE DIESE GE/BEUDE VIELE JAHR IN GUTEN STANDE / BAWMEISTERE SEIN GEWESEN / J.H. HANS BARTELDES / J.H. HINRICH ALERDES.
  3. Eine Flotmühle ist eine Mühle, deren Antrieb unterschlächtig geschieht. Die hier genannte Flotmühle war Teil des Brückmühlensystems, das sich aus mehreren Mühlen zusammensetzte. Vgl. Kleeberg, Mühlengeschichte, S. 111.
  4. ‚Herd‘ ist ein Fachterminus des Mühlenbaues. Er bezeichnet den vor der Wehrschwelle, dem sogenannten Grundbaum, befestigten Boden des Mühlengrabens, der das Durchdrängen des Wassers unter der Wehrschwelle verhindern soll. DWb 10, Sp. 1076. Vgl.a. Nr. 258.
  5. Mit Hilfe des ‚Gerinnes‘, einer besonders ausgebauten Wasserzuleitung, wird die Antriebskraft des Wassers verstärkt.

Nachweise

  1. Inscriptiones, fol. 242v.
  2. Redecker, Bd. 1, fol. 216v (A), fol. 246v (B), Bd. 2, fol. 2r (D, Zeichnung).
  3. Jürgens, Chronik, S. 203 (A–C), S. 254 (D).
  4. Reiche/Heiliger, fol. 25r/v u. 36r.

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 49† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0004904.