Inschriftenkatalog: Stadt Hannover
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 36: Stadt Hannover (1993)
Nr. 27 Marktkirche vor 1468
Beschreibung
Kelch. Silber, vergoldet. Über einer schlichten von Kreuzen durchbrochenen Zarge erhebt sich der runde Fuß, dem auf der einen Seite ein Relief des Kruzifixes mit Maria und Johannes aufgeheftet ist; auf der anderen Seite ist ein langes, verschlungenes Spruchband mit der Inschrift A eingraviert, das sich bis zum Fußhals hinaufschlingt. Der Fußhals ist durch Grate sechsseitig gebrochen. Am ebenfalls sechseckigen Schaft ober- und unterhalb des vertikal gerippten Nodus jeweils eine Inschrift (B, C). Die trichterförmige Kuppa ist schlicht. Der Kelch trägt keine Marken.
Maße: H.: 21 cm; Du.: 13,8 cm (Fuß), 12,5 cm (Kuppa); Bu.: 0,4 cm (A), 1 cm (B, C).
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
d(omi)n(u)s · Johannes · foltze · dedit ·a)
- B
ihesus
- C
o maria
Übersetzung:
Herr Johannes Foltze hat (den Kelch) geschenkt.
Textkritischer Apparat
- Das Inventar von 1685 (StaH, A 3672) gibt als Inschrift wieder: Johannes Boltze dedit.
Anmerkungen
- StaH, UI Nr. 803, 806, 937, 944, 954.
- Dies geht aus der Urkunde StaH, UI Nr. 954 hervor.
- Ebd.
- StaH, UI Nr. 944.
- StaH, A 3672.
Nachweise
- StaH, A 3672.
Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 27 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0002701.
Kommentar
Johannes Foltze läßt sich in den Hannoverschen Urkunden mehrfach nachweisen.1) Er war Kanoniker am Dom St.Blasii in Braunschweig und Inhaber einer Vikarie an der Kirche in Münder.2) Zusammen mit seiner Mutter Jutta und seinem Stiefvater Heinrich Pump, die in Hannover ansässig waren, wird Johannes Foltze in den Jahren 1449, 1452 und 1466 im Zusammenhang mit – in Hannover abgewickelten – Grundstücksgeschäften urkundlich erwähnt. Hieraus läßt sich wohl schließen, daß er aus Hannover stammte. Auch seine enge Verbindung zur St.Gallenkapelle deutet darauf hin. Foltze verfügte testamentarisch die Einrichtung zweier Vikarien und zweier Benefizien an Altären der Kapelle.3) In der Osterwoche 1468 treten urkundlich erstmalig seine Testamentsvollstrecker auf4); Foltze ist also vor Ostern 1468 gestorben. Da er die St.Gallenkapelle in seinem Testament großzügig bedachte, liegt die Vermutung nahe, daß auch der Kelch eine Stiftung für die Kapelle war und erst nach deren Schließung im Zuge der Reformation in das Eigentum der Marktkirche überging. Nachweislich zum Besitz der Marktkirche gehörte er im 17. Jahrhundert: Der Kelch ist in einem notariell beglaubigten Verzeichnis erwähnt, das aus dem Jahr 1685 stammt und diejenigen Gegenstände aufführt, die sich in einer gewaltsam geöffneten Lade in der Sakristei der Marktkirche befanden.5) Neben diesem Kelch enthielt die Lade, für die man den Schlüssel verloren hatte und über deren Inhalt man 1685 offenbar nichts mehr wußte, etliche Stücke aus dem Kirchenschatz der Marktkirche, darunter noch weitere Kelche (vgl. Nr. 33, 34), eine Monstranz und die Bekleidung für eine Marienstatue (Nr. 7).