Inschriftenkatalog: Stadt Hannover
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 36: Stadt Hannover (1993)
Nr. 4(†) Marktkirche 1340, 1386, E. 14. Jh., 1435
Beschreibung
Inschriften in den Chorfenstern. Die im 14. und 15. Jahrhundert entstandenen Chorfenster der Marktkirche sind nur teilweise erhalten. Angaben über das ursprüngliche Bildprogramm der Glasmalereien liegen nicht vor. Ising, Grupen und Reiche/Heiliger überliefern eine Inschrift (A) im Fenster des südlichen Nebenchores, des sog. Limburgischen Chores; nach einer Aufzeichnung der Wappen in der Marktkirche aus dem Ende des 18. Jahrhunderts befand sich die Inschrift bei dem Wappen der Familie Limburg.1) Dasselbe Wappen wiederholte sich in Verbindung mit einer weiteren Inschrift (B). Als Ort der Inschriften gibt diese Überlieferung bey des Pastors Lehzen Beichtstuhl an. Da sich die Beichtstühle in den Nebenchören der Marktkirche befanden und die Wappenschilde das Wappen der Familie Limburg enthielten, können sich beide Inschriften nur in den Fenstern des Limburgischen Chores befunden haben.
Nach Grupen stand in dem Blohmen fenster hinter dem Altar eine Jahreszahl (C). Sie war zu Beginn dieses Jahrhunderts nicht mehr vorhanden.2) Eine weitere Jahreszahl (D) am großen Fenster überliefern Reiche/Heiliger.
Die heutige Anordnung der Glasbilder in den drei Chorfenstern entspricht nicht mehr dem ursprünglichen Zustand. Nach Scheibe befanden sich drei aus dem 14. Jahrhundert stammende Fenster ursprünglich in der Annenkapelle, der auf der Nordseite der Kirche angebauten Seitenkapelle. Von dort versetzte man sie bei der Umgestaltung der Marktkirche Mitte des 19. Jahrhunderts in den Chor. Da die Fenster der Annenkapelle kleiner als die des Chores waren, erwies sich eine Ergänzung der Scheiben durch neu gefertigte Glasbilder als notwendig. Die Chorfenster wurden zu großen Teilen durch die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs zerstört. Erhalten sind die aus dem 15. Jahrhundert stammenden Fenster mit einer Kreuzigungsdarstellung und der Darstellung verschiedener Heiliger im linken und rechten Chorfenster. Von den dreißig Scheiben des mittleren Chorfensters mit figürlichen Darstellungen stammen zehn aus dem 19. und 20., die übrigen zwanzig aus dem späten 14. Jahrhundert. Diese beginnen in der dritten Reihe von oben und zeigen in der linken Bahn Szenen aus der Georgslegende, in der rechten aus der Jakobslegende. Die mittlere Bahn enthält Darstellungen aus der Vita des Mauritius, die in der unteren Reihe mit der Heidenbekehrung des Mauritius beginnen. Die zweite Szene von unten zeigt Mauritius mit einem vor ihm knienden Mann mit Hut. Über dem Kopf des Mannes ein Spruchband mit der Inschrift E.
Inschrift A nach Kotzebue, B nach Wappensammlung Marktkirche, C nach Grupen, E nach Reiche/Heiliger.
Maße: H.: 72 cm; B.: 64 cm; Bu.: ca. 3 cm (E).
Schriftart(en): Gotische Minuskel (E).
- A
Anno m. ccc. xl. fenestre facte sunt
- B
Anno Domini m. ccc. xl.a) transactae sunt
- C
[1386]b)
- D
[1435]b)
- E
sanctus mauritiu[s] / bekerede de heyden
Übersetzung:
Im Jahr 1340 sind die Fenster gemacht worden. (A) Im Jahr des Herrn 1340 sind sie angebracht worden. (B)
von Limburg (drei Ochsenköpfe) |
Textkritischer Apparat
- m. ccc. xl.] 1340 Wappensammlung Marktkirche. Das Datum ist hier analog zu dem Datum der Inschrift A bei Ising wiedergegeben.
- Die Jahreszahl war aller Wahrscheinlichkeit nach in römischen Ziffern ausgeführt.
Anmerkungen
- LkA, Hannover, Marktkirche, Nr. 513.2.
- Vgl. Nöldeke, Kunstdenkmäler I, S. 77.
Nachweise
- Grupen, Historia Ecclesiastica, Bd. 1, fol. 795r/v (A, C).
- Kotzebue, De aedibus sacris, p. 257 (A).
- Inscriptiones, fol. 247r (A).
- Reiche/Heiliger, fol. 4r (A), fol. 42r (D).
- Wappensammlung Marktkirche, LkA, Hannover, Marktkirche, Nr. 513.2 (B, C).
Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 4(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0000408.
Kommentar
Die Tatsache, daß sich das Wappen der Familie Limburg in den Fenstern des südlichen Nebenchores, in dem die Limburg ihr Erbbegräbnis besaßen, zweimal wiederholte, deutet darauf hin, daß die Familie 1340 eines oder mehrere Fenster für diesen Chor stiftete.
Bei der Inschrift E, die aus dem Ende des 14. Jahrhunderts stammt, handelt es sich um die älteste Hannoversche Inschrift in deutscher Sprache.