Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 361 Marktkirche 1650

Beschreibung

Glocke, genannt „der große David“. Die Glocke, die für die Kreuzkirche gegossen wurde und dort bis zum Zweiten Weltkrieg im Turm aufgehängt war, hängt heute im Turm der Marktkirche. Sie hat schlichte Kronenöhre; um den Glockenhals verläuft die Inschrift A, auf dem Mantel befindet sich auf der einen Seite ein Relief, das den knienden David mit der Leier zeigt1), darunter die Inschrift B, auf der gegenüberliegenden Seite die Inschrift C.

Maße: Du.: 183 cm; Bu.: 5 cm (A, B), 3 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    PSAL. 89. MISERICORDIAS DOMINI IN AETERNUM CANTABO.2) MAG(ISTER) DAVID MEIERVS PASTOR AD DIV(OR)UM GEORGII ET IACOBI ·

  2. B

    PSAL · 50 · / LAUDATE DOMINUM / IN PSALTERIO ET CITHARA.3)

  3. C

    CAMPANAM HANC B(EATI) M(AGISTRI) DAVIDIS MEIERI SUMPTIBUS ANNO 1640 / A IOHAN MEIER, FUSAM, ANNO VERO 1650 RESCISSAM, MENSE AU=/GUSTO, DENUO FUDIT LUDOLPH SIEGFRIEDT, CIVITATIS HUIUS CON=/SULIBUS, DOCT(ORE) IACOBO BÜNTINGIO ET DOCT(ORE) HENNINGIO LÜDEKEN,/ SYNDICO DOCT(ORE) GEORGIO TÜRCKEN, CAPITANEO, D(OMI)NO LORENS NIEMEIERN,/ ECCLESIAE PASTORIBUS, MAG(ISTRO) IUSTO HENRICO BARNSTORPHIO ET MAG(ISTRO) / MELCHIORE LUDOLPHO SÄDELERN, DIACONIS, HANS HERBSTEN, HENRICO WULF=/HAGEN, LORENS WOLCKENHAUERNa) ET IOHAN BECKERN:

Übersetzung:

Ich werde ewig die Barmherzigkeit des Herrn besingen. Magister David Meier, Pastor an der Kirche St.Georgii und Jacobi. (A)

Lobt den Herrn mit Psalter und Harfe. (B)

Diese Glocke, die auf Kosten des seligen Magisters David Meier im Jahr 1640 von Johann Meier gegossen, aber im Jahr 1650 wieder zerbrochen wurde, goß von neuem im Monat August Ludolf Siegfried, während in dieser Stadt amtierten: als Bürgermeister Doktor Jakob Bünting und Doktor Henning Lüdeken, als Syndikus Doktor Georg Türcke, als Riedemeister Herr Lorenz Niemeier, als Pastoren der Kirche Magister Justus Heinrich Barnstorp und Magister Melchior Ludolf Sädeler, als Diakone Hans Herbst, Heinrich Wulfhagen, Lorenz Wolkenhauer und Johann Becker. (C)

Kommentar

Die Inschrift A wurde von der Vorgängerin der Glocke, die beim Guß eingeschmolzen wurde, übernommen. Der Pastor David Meier (vgl. Nr. 326) hatte Ostern 1638 urkundlich festgelegt, daß er die Zinsen seines Geldes, das er in Braunschweig auf der Münze habe, zur Umgießung und Vergrößerung der gesprungenen Glocke der Kreuzkirche stiften wolle.4) Daraufhin goß der in städtischen Diensten stehende Gießer Johann Meier im Oktober 1639 nach einem Fehlversuch die neue Glocke, die aber schon im darauffolgenden Jahr – ebenfalls von Johann Meier – umgegossen wurde.5) Meier hatte mit diesem Unternehmen jedoch wenig Glück, da die Glocke 1642 vom Turm fiel und erneut umgossen werden mußte. Dies übernahm anstelle des inzwischen verstorbenen Johann Meier der bei dessen Witwe als Geselle angestellte Ludolf Siegfried.6)

Textkritischer Apparat

  1. WOLCKENHAUERN] U kleiner und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Zeichnung bei Redecker, Bd. 2, fol. 62r, und Nöldeke I, S. 144, Abb. 85.
  2. Ps. (G) 88, 1. Die Angabe der Bibelstelle in der Inschrift folgt der Zählung der Lutherbibel.
  3. Ps. (G) 150, 3. Bei der Angabe der Bibelstelle auf der Glocke wurde die 1 vergessen.
  4. StaH, A 3796.
  5. Vgl. Jürgens, Chronik, S. 532f. u. S. 536.
  6. Jürgens, Chronik, S. 553. Der Vertrag mit Ludolf Siegfried über den Glockenguß ist erhalten: StaH, A 3796. 1652 goß Siegfried eine weitere Glocke für die Kreuzkirche.

Nachweise

  1. Redecker, Bd. 2, fol. 62r (Zeichnung).
  2. Nöldeke, Kunstdenkmäler I, S. 144 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 361 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0036108.