Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 352 Marktkirche 1648

Beschreibung

Grabplatte des Nikolaus Baring und der Sophia Stuke. Sandstein. Die Grabplatte, die heute außen an der Südseite der Marktkirche hängt, befand sich nach Strubberg im 18. Jahrhundert hinter der Cantzel.1) Sie zeigt in einer rundbogig abgeschlossenen Nische den verstorbenen Pastor mit Buch in der rechten Hand im Relief. Die angewinkelten Arme der Figur ragen in den Rand hinein und unterbrechen die auf den Seitenkanten verlaufende Inschrift A. Oben links und rechts vom Bogen je ein Wappen. Unterhalb der Nische eine Kartusche mit der Inschrift B. Die Inschrift auf der Kartusche, die schon zu Beginn dieses Jahrhunderts beschädigt war, ist heute nahezu ganz zerstört.

Inschrift B nach Mithoff und der Abbildung bei Schuchhardt.

Maße: H.: 216 cm; B.: 98 cm; Bu.: 2,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    HONESTISSIMA ET OMNIBVS VIRTVTIBVS ORNATISSIMA MATRONA SOPHIA STVCKIA / L(ICENTATI) NIC(OLAI) BARINGII VIDVA NA(TA)a) 1614 D(IE) 4. FEBR(VARII) PLACIDE IN CHRISTO OBDORMIVIT 1647b)

  2. B

    [ADMODVM REVERENDVS CLARISSIMVS ET DOCTISSIMVS / D(OMI)N(VS) NICOLAVS BARINGIVS S(ANCTIS)S(IMAE) THEOLOGIAE LICENTIATVS / NATVS AN(NO) MDCIIIIc) D(IE) IX MARTII ECCLESIAE S. AEGIDII PER AN(NOS) / II HVJVS AD AN(NOS) V PASTOR VIGILANTISSIMVS OBIIT A(NN)O MDCXLIIX / XXIX JVNII AET(ATIS) XLII CVJVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE]

Übersetzung:

Die sehr ehrbare und mit allen Tugenden reich geschmückte Ehefrau Sophia Stuke, die Witwe des Lizentiaten Nikolaus Baring, geboren am 4. Februar 1614, entschlief sanft in Christus 1647. (A) Der hochwürdige, sehr berühmte und hochgelehrte Herr Nikolaus Baring, Lizentiat der heiligsten Theologie, geboren am 9. März 1604, zwei Jahre lang sehr fürsorglicher Pastor der Aegidienkirche, fünf Jahre lang dieser Kirche, starb am 29. Juni 1648 im Alter von 42 Jahren. Seine Seele möge in Frieden ruhen. (B)

Wappen:
Baring (Bärenkopf)
Stuke (Schild durch eine aufsteigende Spitze geteilt, rechts und links ein Stern, in der Mitte ein Baumstumpf)

Kommentar

Nikolaus Baring immatrikulierte sich im Mai 1632 an der Universität Helmstedt, wo er bereits einige Jahre zuvor mit dem Studium begonnen hatte.2) 1635 heiratete er Sophia Stuke, die Tochter des Hannoverschen Stadthauptmanns Konrad Stuke.3) 1636 übernahm Baring die Pastorenstelle in Wilkenburg, 1639 die Pastorenstelle in Dannenberg, 1641 wurde er Pastor der Ägidienkirche in Hannover. Ein Jahr später immatrikulierte sich Baring an der Universität Rostock, wo er im Juli 1645 den Grad eines Lizentiaten der Theologie erwarb.4)

Das Todesdatum der Sophia Stuke ist in der Inschrift A falsch ausgeführt. Die in der Inschrift als vidua bezeichnete Ehefrau Barings starb am 25. November 1652.5) Das Todesdatum 1647 ist wohl nur dadurch zu erklären, daß der Bildhauer in Unkenntnis des lateinischen Inschriftentextes hier anstelle einer Lücke irrtümlich eine Jahreszahl einsetzte und man später vergaß, das Datum zu korrigieren. Darauf deutet auch der Tatbestand, daß zwar der Tag der Geburt, nicht aber der Todestag angegeben ist. Die falsche Ausführung der Jahreszahl nach dem Tod der Sophia Stucke ist weniger wahrscheinlich.

Textkritischer Apparat

  1. NA(TA)] AN. Redecker.
  2. 1647] fehlt bei Redecker.
  3. MDCIIII] 1607 Redecker.

Anmerkungen

  1. Strubberg, Prediger, S. 143.
  2. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 327, Nr. 6, ebd. ein entsprechender Vermerk.
  3. Zur Biographie die Leichenpredigt für Nikolaus Baring, SuUB Göttingen, Conc.fun., 4° V.IX.5, verfaßt von Ludolf Walter, gedr. Hannover 1649.
  4. Matrikel Rostock, Bd. 3, S. 128a.
  5. KBA, Kirchenbuch Marktkirche, Todesfälle November 1652.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 70 (B).
  2. Schuchhardt, Bildhauer, S. 114, Nr. 80, Abb. ebd.
  3. Redecker, Bd. 2, fol. 59v.
  4. Strubberg, Prediger, S. 143.
  5. Wüstefeld, Marktkirche, fol. 16 (Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 352 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0035209.