Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 336 Marktkirche 1643

Beschreibung

Grabplatte des Heinrich Heise und der Anna Reiche. Sandstein. Der hochrechteckige Stein befindet sich außen am Chor der Marktkirche. Er zeigt den Pastor der Marktkirche, Heinrich Heise, im Relief in einer oben rundbogig abgeschlossenen Nische auf einem Sockel stehend. In der rechten Hand hält er ein Buch, in der linken ein Barett. Oben links und rechts vom Bogen je ein Engelskopf und ein Wappenschild. Im Bogen verläuft die Inschrift A. Auf dem Sockel eine Kartusche mit der Inschrift B. Um den Stein verläuft die Inschrift C, die teilweise stark beschädigt ist. Auf der linken Seite sind zwar noch Reste der Inschrift zu erkennen, aber nicht mehr deutlich zu lesen. Die Inschrift auf der unteren Kante verläuft von links nach rechts. Auf dem Gesims über dem Stein die Inschrift D. Die Grabplatte weist in der Gestaltung große Ähnlichkeit mit der Grabplatte der Katharina Türcke auf (Nr. 331).

Inschrift C ergänzt nach Redecker.

Maße: H.: 230 cm; B.: 136 cm; Bu.: 5 cm (A), 2–3 cm (B), 3-3,5 cm (C), 3,5 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    M(AGISTER) HENRICVS HEISIVS ANNA REICHEN

  2. B

    DANI(EL) XII: / DIE LEHRER WERDEN LEVCHTEN WIE DES HIM=/MELS GLANTZ VND WIE DIE SONE IM/MER VNDT EWIGLICH.1)

  3. C

    [VIR RE]VERENDUS ET CLARISSIMUS D(OMI)N(US) M(AGISTER) HENRIC(US) H[EISIUS OLIM] SVPER[INTENDEN]S / BORCHTORPENSIS POSTEA MINISTERII HANNOVERANI SENIOR ET HUIUS ECCLESIAE PER ANNOS XVI PASTOR CONIUGIS ANNAE REICHEN OPTIMUS MARI/[TVS OCTO(QUE) EX EA LI]BERORUM PARENS IV IAN(UARII) CIRCA 3 VESPERTINAM AN(NO) 1643 AETATIS VERO 44 / [PLACIDE IN CHRI]STO OBDO[RMIIT CUIUS ANIMA IN COELIS CORPUS VERO HEIC LOCI IUDICIS ADVENTUM EXPECTAT DIC VIATOR: QUIESCAT IN PACE FIDE SED CUI VIDE]

  4. D

    DES ZEITLICHEN LEBENS AVSGANG IST DER EWIGEN ANFANG.

Übersetzung:

Der ehrwürdige und hochberühmte Mann, Magister Heinrich Heise, einst Superintendent in Burgdorf, später Senior des hannoverschen Kirchenamts und 16 Jahre lang Pastor dieser Kirche, der beste Gatte seiner Ehefrau Anna Reiche, der mit ihr acht Kinder zeugte, entschlief am 4. Januar 1643 gegen drei Uhr nachmittags im Alter von 44 Jahren sanft in Christus. Seine Seele erwartet im Himmel, sein Körper aber an diesem Ort die Ankunft des Richters. Sprich, Wanderer: Er möge in Frieden ruhen. Trau, schau wem. (C)

Wappen:
Heise (geteilt, oben ein Stern, unten ein Herz, aus dem drei Rosen wachsen)
Reiche ? (Zweig mit Blüte und Eicheln, darüber eine Papierrolle)

Kommentar

Heinrich Heise wurde 1599 in Adelebsen geboren.2) Am 27. Mai 1619 immatrikulierte er sich an der Universität Helmstedt.3) 1621 übernahm Heise ein Rektorat in Reifenberg, 1622 wurde er Konrektor in Wolfenbüttel, 1624 Superintendent in Burgdorf. 1627 flüchtete er vor der Besetzung durch kaiserliche Truppen nach Braunschweig, von wo er kurze Zeit später nach Hannover berufen wurde, um das Pastorenamt an der Marktkirche zu übernehmen. Heise wurde auf dem Friedhof der Marktkirche beigesetzt. Das Bibelzitat auf seiner Grabplatte war der Bibelspruch, der in seiner Leichenpredigt ausgelegt wurde.

Anmerkungen

  1. Dan. 12, 3.
  2. Zur Biographie Heises dessen Leichenpredigt, SuUB Göttingen, Conc.fun., 4° V.VII.13, verfaßt von Ludolf Walter, Pastor der Marktkirche, gedr. Hannover 1643.
  3. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 273, Nr. 83. Die Matrikel der Universität Jena, an der Heise laut seiner Leichenpredigt ebenfalls studierte, verzeichnet seinen Namen nicht.

Nachweise

  1. Redecker, Bd. 2, fol. 55r (B, C).
  2. Wüstefeld, Marktkirche fol. 12 (Zeichnung).
  3. Schuchhardt, Bildhauer, S. 113f., Abb. ebd.

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 336 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0033605.