Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 291† Marktkirche nach 1626

Beschreibung

Inschrift bei dem Erbbegräbnis der Familie Volger. Der Inschriftenträger wird von Ising nicht genauer charakterisiert. Möglicherweise handelte es sich um eine Inschrift an der Kirchenwand. Aller Wahrscheinlichkeit nach befand sich die Grabschrift außen an der Marktkirche. Nach Ising handelte es sich um Versiculos hinter dem Choro templi S.Georgii angeschrieben, welchen Orts Völgerorum familia ihre Begräbnis hat.1)

Inschrift nach Ising.

  1. Ossa sui generis domus hic Volgeria conditEt spacia hic cippis munit et ornat humum.Sic decet ut placidasa) majorum contegat umbrasEt circumcludat busta decorab) taphis.In Christi reditum fidos ita figit ocellosDespiciens mundi depereuntis opes.Orbita labilibus vitae quam rapta quadrigisAufugit et nostri ceu levis aura dies.Finis adest certe mundus considet in ignes.Tum justis laetaec) tempora messis erunt.Talia qui cernis visu dilecte viatorSperne caduca mori disce timere Deum.

Übersetzung:

Hier setzt das Haus der Volger die Gebeine seines Geschlechts bei und bedeckt den Platz mit Grabsteinen und schmückt die Erde. So geziemt es sich, daß es die friedlichen Schatten der Vorfahren birgt und die prächtigen Gräber mit Grabdenkmälern umgibt. Es richtet die Augen voll Zuversicht auf die Rückkehr Christi und verachtet die Güter der vergänglichen Welt. Die Lebensbahn flieht dahin wie von einem schnellen Viergespann gezogen, und unsere Tage vergehen wie ein flüchtiger Lufthauch. Das Ende ist da, die Welt wird sicher in Asche versinken. Dann werden Zeiten reicher Ernte anbrechen für die, die als gerecht befunden werden. Lieber Wanderer, der du solches mit deinem Blicke aufnimmst, verachte das, was dem Tod verfallen ist (und) lerne Gott zu fürchten.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Die Familie Volger gehörte zu den großen Kaufmannsfamilien Hannovers (vgl. Nr. 240, 246, 327). Der Zeitpunkt, zu dem die Inschrift ausgeführt wurde, läßt sich nicht genau feststellen, muß jedoch in die Zeit nach 1626 fallen. Nachdem die Familie Volger bereits 1606 gegenüber der Marktkirche die Meinung vertreten hatte, sie sei dort im Besitz eines Erbbegräbnisses, von den Diakonen aber darüber belehrt worden war, daß kein solcher Anspruch bestehe, erwarben die Volger 1626 ein Familienbegräbnis auf dem Kirchhof der Marktkirche.2)

Textkritischer Apparat

  1. placidas] placida Ising.
  2. decora] decoro Ising.
  3. laetae] laeta Ising.

Anmerkungen

  1. Ising, S. 77.
  2. Begräbnisbuch Marktkirche, LkA, Hannover, Marktkirche, HS. 1, fol. 4r/v u. 6v.

Nachweise

  1. Ising, S. 77 (hs.).

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 291† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0029105.