Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 288† Marktkirche? 1626

Beschreibung

Grabschrift des Rupert Erythropel (Rothut). Die Grabschrift ist am Ende der Leichenpredigt für Rupert Erythropel überliefert. Es gibt keinen sicheren Anhaltspunkt dafür, daß die Verse als Inschrift ausgeführt waren, die Überschrift In tumulum könnte jedoch darauf hinweisen, daß es sich um die Inschrift der Grabplatte handelt, zumal keine weitere Grabschrift für Rupert Erythropel überliefert ist. Nöldeke vermerkt unter Berufung auf eine nicht erhaltene Baubeschreibung aus dem Jahr 1684, daß sich der Grabstein Erythropels links vom Altar befand.1)

Inschrift nach der Leichenpredigt.

  1. Cippus Erythropilum tegit hic post fata RupertumDoctrina clarum judicioque virumQui Christi nixus verbo sapiente resolvitSaepe salutiferis enthea labra sonis.Pastor in hac multos annos fidissimus aedeDum fuit et verbi buccina clara sacri.Pro meritis quis digna satis tibi docte RupertePraemia vel precium pendat Erythropile.Hannovera in pretiuma) non sufficit ipsemetb) ergoConferat in coelo praemia digna Deus.Interea in tumulo seclis veneranda futurisCorporis egelidi molliter ossa cubent.

Übersetzung:

Das Grabdenkmal bedeckt hier den Rupert Erythropel nach seinem Tode, einen aufgrund seiner Gelehrsamkeit und seiner Urteilskraft angesehenen Mann, der gestützt auf das weise Wort Christi oft begeisterte Lippen für heilbringende Worte öffnete, solange er an dieser Kirche viele Jahre lang ein sehr pflichtgetreuer Pastor und ein berühmtes Sprachrohr des heiligen Wortes war. Wer soll dir für deine Verdienste einen hinreichend angemessenen Lohn oder Preis zahlen, gelehrter Rupert Erythropel. Hannover reicht für den Preis selbst nicht aus, also möge Gott im Himmel (dir) angemessenen Lohn zukommen lassen. Einstweilen sollen die ehrwürdigen Gebeine des kalten Körpers für künftige Zeiten sanft im Grab ruhen.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Rupert Erythropel wurde im Erzbistum Köln geboren und zunächst im katholischen Glauben erzogen.2) Seiner Leichenpredigt zufolge war er in seiner Jugend Ministrant, wurde aber bald darauf auf evangelische Schulen geschickt. Am 4. März 1585 immatrikulierte er sich an der Universität Wittenberg3), wo er 1585 den Magistertitel erwarb. Im selben Jahr wurde Erythropel Konrektor der Lateinschule in Hannover.4) 1586 übernahm er das Pastorenamt an der Kreuzkirche, 1596 wurde er Pastor der Marktkirche. 1588 heiratete Erythropel Margaretha Falkenreich. Eine Tochter aus dieser Ehe, Elisabeth, war mit dem Pastor der Kreuzkirche Nikolaus Otho verheiratet (vgl. Nr. 356). Rupert Erythropel verfaßte verschiedene theologische Schriften. Die letzten drei Jahre seines Lebens war er blind; er führte sein Amt jedoch bis zu seinem Tod am 7. Oktober 1626 weiter. Die Angabe der Hannoverschen Chronik5), Erythropel sei an der Pest gestorben, findet durch die Leichenpredigt keine Bestätigung. Beigesetzt wurde er im Chor der Marktkirche.6)

Textkritischer Apparat

  1. pretium] precium Ising.
  2. ipsemet] ipsam et Leichenpredigt, ipsum et Redecker, Ising.

Anmerkungen

  1. Nöldeke, Kunstdenkmäler I, S. 101. Die von B.F. Weinberg stammende Baubeschreibung de anno 1684 mit einem Plane ist heute nicht mehr aufzufinden.
  2. Zur Biographie die von David Meier verfaßte Leichenpredigt: SuUB Göttingen, Conc.fun., 4° V.IV.15.
  3. Matrikel Wittenberg, Bd. 2, S. 327a.
  4. Kirchenbuch Marktkirche, S. 23.
  5. Jürgens, Chronik, S. 437.
  6. Begräbnisbuch der Marktkirche, LkA, Hannover, Marktkirche, HS. 1, fol. 7v.

Nachweise

  1. Leichenpredigt (wie Anm. 2).
  2. Redecker, Bd. 2, fol. 39v.
  3. Ising, S. 62f.

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 288† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0028804.