Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 200 Nikolaifriedhof vor 1599

Beschreibung

Grabplatte des Ludolf von Anderten und seiner Frau Margaretha Freitag. Sandstein. Die im vorderen Teil des Nikolaifriedhofs liegende hochrechteckige Platte trägt im vertieften quadratischen Innenfeld ein im Relief herausgearbeitetes Allianzwappen, links und rechts davon auf dem breiten Rand je vier kleinere Wappenschilde, die durch – heute weitgehend abgetretene – Beischriften auf Bändern oberhalb der Schilde namentlich gekennzeichnet waren. Auf dem oberen Rand eine dreizeilige Inschrift (A), unterhalb des vertieften Feldes in zwei Spalten nebeneinander die Inschriften B und C.

Maße: H.: 217 cm; B.: 135 cm; Bu.: 5 cm, 1,5 cm (Wappenbeischriften).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    I IOHAN · I / DAS BLVT IESV CHRISTI MACHT / VNS REIN VON ALLEN SVNDEN1)

  2. B

    A(NN)O 1599 DEN 〈.....〉 / IST DER ERBAR VND FV/RNEHMER LVDOLF VO(N) / ANDERTEN IVRGEN VON / ANDERTENS SON IN / GOT SALLICH ENDT/SCHL AFFEN SEINES AL/TERS 55 IAR

  3. C

    A(NN)O 1599 DEN 〈.....〉 / IST DIE ERBA VND THVG/ENTSAME FRAW MARGRE/TA FREITAGES DES ERBA/RN VND FVR NE HMEN LVDOLF / VO(N) ANDERTEN EHLICHE / HAVSFRAW IN GOT ENTS/LAFEN IHRES ALTERSa) 40 IHRb) / DEREN SEHLEN GOTT GENAD

  4. Wappenbeischriften:

    A[.......]DIE [......]DIE [.]A[.....]NDIE KNOCHENHA[...]NDIE M[......][...]ID[....][.. ..]NTEDIE FINN[I]NG

Wappen:
Wappen, Mittelfeld:von Anderten (drei Löwenköpfe balkenweise)
Freitag (Mondsichel mit Gesicht)
Wappen, links:von Anderten
Rödgen (doppelte Lilie)2)
Lathusen (Rose)2)
Knochenhauer ? (Fischkopf)3)
Wappen, rechts:Freitag
Idensen (geteilter Schild)
von Benthe (Einhorn)
Finning (Hausmarke H15)

Kommentar

Ludolf von Anderten entstammte einem anderen Familienzweig als sein 1626 verstorbener Namensvetter (Nr. 230).4) Seiner Ehe mit Margaretha Freitag entstammte der 1619 zu Tode gekommene Bartold von Anderten (Nr. 271).

Der merkwürdige Umstand, daß die Grabplatte zwar das Todesjahr und die Altersangaben der Verstorbenen trägt, die Angabe von Tag und Monat jedoch ausgespart blieb, läßt sich nur so erklären, daß die Grabplatte vor dem Tod des Ehepaars angefertigt wurde und ein Steinmetz zwar das Jahr und die Altersangaben nachtrug, nicht jedoch die Todestage. Der frühe Tod der Ehegatten könnte darauf hindeuten, daß sie noch Opfer der abklingenden Pestepidemie wurden, die im Jahr zuvor in Hannover zahlreiche Todesopfer gefordert hatte.

Textkritischer Apparat

  1. ALTERS] Die Ligatur der drei Buchstaben besteht aus einem E mit nach links ausgezogenem Deckbalken des T.
  2. Sic!

Anmerkungen

  1. 1. Joh. 1, 7.
  2. Nach der Genealogie von Berkhusen, Wäskenbok, S. 139.
  3. Nach den Angaben Berkhusens (Wäskenbok, S. 138, Nr. 78) hätte an dieser Stelle das Wintheimsche Wappen stehen müssen.
  4. Vgl. StaH, Nachlaß Leonhardt, Genealogica, von Anderten. Die Ahnenreihe Leonhardts läßt sich jedoch nicht mit den Wappen auf dem Grabstein in Einklang bringen.

Nachweise

  1. Mahrenholtz, Grabsteininschriften, S. 14 (B, C).

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 200 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0020000.