Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 196† Kreuzkirche 1598

Beschreibung

Epitaph des Heiso Büscher. Nach Ising befand sich das Epitaph im Chor der Kreuzkirche.

Inschrift nach Redecker.

  1. HEIZO BVSCHERVS. Hannoverae patre optimo M(agistro) Vito Büschero scholae tum rectore natus Anno M. D. LXIV. Calendis Februarij1). Cum a parentibus domi honeste educatus in schola primum patria deinde Brunsvicensi artium ac linguarum initia feliciter cognovisset, et in Academia Julia ac Wittenbergensi omnem operam in studia philosophiae et theologiam contulisset, Anno LXXXVII triennium mense Aprili philosophorum laurea ornatus ac Helmstetum reversus annum ibidem philosophiam professus est, inde in patriam revocatus Anno LXXXIX triennium et menses sex scholae prorectora), postea quinquennium et sex menses rector multorum studiis fideliter ac pro viribus servivit. Vir ad pietatem apprime animatus voce ut scriptis publicis clarus. Ex Gertrude Hermanni Dorgudij civis Helmstadiensis filia, quam Anno XC. pridie Calend(as) Junij2) uxorem duxerat, duos filios ac totidem filias procreavit: tandem petenteb) ecclesia ex votis senatus consentientibus ministerio docendi in hac aede cui Anno XCVIII. die VII. Aprilis erat inauguratus mensibus vix quinque perfunctus, cum natus esset annos XXXIV. menses quinque et dies XVII. peste in patria crudeliter saeviente die XVIII. Augusti hora ante meridiana octava ex hoc viventium coetu surreptus est, cujus anima in coelum migravit, exuvias extra urbem ad D(ivi) Nicolai humus contegit.

Übersetzung:

Heiso Büscher wurde in Hannover als Sohn eines vortrefflichen Vaters, des Magisters Vitus Büscher, damals Rektor der Schule, im Jahr 1564 an den Kalenden des Februar geboren. Nachdem er von den Eltern zuhause auf anständige Weise erzogen worden war und zunächst in der heimatlichen Schule, darauf in der Braunschweiger Schule die Grundkenntnisse der Künste und Sprachen erfolgreich gelernt hatte und drei Jahre lang an der Academia Julia und an der Wittenberger Universität seine ganze Mühe auf das Studium der Philosophie und Theologie konzentriert hatte, wurde er im April des Jahres 87 mit dem Lorbeerkranz der Philosophen geschmückt, und nach Helmstedt zurückgekehrt wurde er dort für ein Jahr Professor der Philosophie; von dort in seine Heimatstadt zurückgerufen diente er drei Jahre und sechs Monate als Prorektor der Schule, danach fünf Jahre und sechs Monate als Rektor getreu und nach Kräften den Studien vieler. Dieser besonders fromme Mann war durch das Wort wie durch seine Schriften berühmt. Mit Gertrud, der Tochter des Helmstedter Bürgers Hermann Dorgud, die er am Tag vor den Kalenden des Juni im Jahr 90 zur Frau nahm, zeugte er zwei Söhne und ebensoviele Töchter. Als er schließlich auf Bitten der Kirche aufgrund der Zustimmung des Rates kaum fünf Monate das Predigeramt in dieser Kirche, in das er im Jahr 98 am 7. April eingeführt worden war, versehen hatte, wurde er im Alter von 34 Jahren, 5 Monaten und 17 Tagen durch die in seiner Heimatstadt grausam wütende Pest am 18. August in der achten Stunde vor Mittag aus diesem Kreis der Lebenden gerissen. Seine Seele ging in den Himmel über, die sterbliche Hülle bedeckt die Erde bei St.Nicolai außerhalb der Stadt.

Kommentar

Zu dem Vater des Heiso, Vitus Büscher, vgl. dessen Epitaph Nr. 188. Heiso Büscher immatrikulierte sich am 4. Mai 1586 an der Universität Wittenberg.3) Nach seiner Tätigkeit als Prorektor und Rektor der Lateinschule übernahm Heiso Büscher – noch kurz vor seinem Tod durch die Pest – im April 1598 die Pastorenstelle des im März desselben Jahres verstorbenen Konrad Wecke (vgl. Nr. 195) an der Kreuzkirche.

Textkritischer Apparat

  1. prorector] Protector Ising.
  2. petente] perente Redecker.

Anmerkungen

  1. 11. Februar.
  2. 31. Mai.
  3. Matrikel Wittenberg, Bd. 2, S. 337a.

Nachweise

  1. Redecker, Bd. 2, fol. 9r/v.
  2. Ising, S. 89f.

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 196† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0019600.