Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 193 Marktkirche vor 1598

Beschreibung

Epitaph des Albert Melbom und seiner Frau Anna Wedekind. Sandstein. Die in drei Teile gebrochene hochrechteckige Tafel befindet sich heute in der südlichen Chorkapelle der Marktkirche. Bis zum Zweiten Weltkrieg stand sie auf dem Nikolaifriedhof. Der Stein zeigt im oberen Teil unter einem auf Pfeilern ruhenden Bogen im Flachrelief die Familie unter dem Kreuz, links der Vater mit zwei Söhnen, rechts die Mutter mit zwei Töchtern in Bethaltung auf Kissen kniend. Das Kreuz trägt den Titulus A. In den Zwickeln oberhalb des Rundbogens zwei Schilde mit Hausmarken (H11, H12) und Initialen (B). Um den oberen Teil des Steins verläuft links, oben und rechts die Inschrift C. Den unteren Teil nimmt die Inschrift D ein, in der das Todesdatum und die Altersangabe des Mannes nicht nachgetragen wurden.

Maße: H.: 173 cm; B.: 104 cm; Bu.: 1,5 cm (A), 3 cm (B), 4 cm (C), 5 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    I·N·R·I

  2. B

    A M A W

  3. C

    ALSO HEFT GOT DE WERLT GELEVET DAT HE SINEN / ENIGE(N) SONE GAF VP DAT ALLE DE AN EN GELOVEN NIC/HT VORLAREN WERDE(N) SVNDER DAT EWIGE LEVENT HEBBEN1)

  4. D

    ANNO · 1〈...〉 DEN 〈..............〉 IST / DER ACHTBAR ALBERT MELBOM: IN / GOT SELIGLICH ENTSLAPEN SEINES / ALTERS 〈....〉 IHAER · <ANNO ·1·5·98 / DEN · 28 · IVNNII IST · DIE · VIELTHVGENT/SAME · ANNA · WEDEKINDES · ALBERT / MEELBOMS · EHELICHE · HAVSFRAW / IN · CHRISTO · SELIGLICH · VERSCHEIDEN / IHRES · ALTERS · IM · 71 IHAER>

Kommentar

Die beiden in der Inschrift D enthaltenen Sterbevermerke lassen sich auch anhand der Buchstaben unterscheiden. Während der erste Teil der Inschrift in einer geraden breiten Kapitalis ausgeführt ist, die mit den als Versalien gestalteten, größeren Anfangsbuchstaben und dem leicht gebogenen Diagonalstrich des N der Ausführung der Buchstaben in der Inschrift C entspricht, sind die Buchstaben im zweiten Teil mit Ausnahme des Wortes IVNNII rechtsgeneigt und die Worte durch Punkte auf der Halbzeile voneinander abgesetzt; Versalien kommen nicht mehr vor, und der Diagonalstrich des N ist gerade. Die unterschiedliche Ausführung der Sterbevermerke scheint darauf hinzudeuten, daß das Epitaph noch zu Lebzeiten beider Ehegatten, also noch vor 1598, angefertigt und die Inschrift für Anna Wedekind nach ihrem Tod nachgetragen wurde. Es bleibt allerdings unklar, warum dann nicht auch hier – wie im Fall des Ehemanns – die Inschrift gleich ausgeführt und nur die Daten offengelassen wurden.

Albert Melbom war von 1580 bis 1611 Mitglied des Stadtrates.2) Er starb am 15. Oktober 1611.3)

Anmerkungen

  1. Joh. 3, 16.
  2. Jürgens, Chronik, S. 238–327.
  3. KBA, Kirchenbuch Marktkirche, Todesfälle, Oktober 1611.

Nachweise

  1. Schuchhardt, Bildhauer, S. 58, Nr. 30, Abb. Tafel XXXV.
  2. Mahrenholtz, Grabsteininschriften, S. 75.

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 193 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0019306.