Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 190† Marktkirche 1597, 1598, 1607

Beschreibung

Grabschriften für Anton von Berkhusen und seine Familie. Nach Ising1) handelte es sich um ein schön gemahltes Epitaphium auff die gemauerte Wand der Kirch am Thurm, d.h. wohl um ein Wandgemälde, das ein Epitaph darstellte. Offenbar wurden nach Fertigstellung des Gemäldes noch weitere Sterbevermerke nachgetragen. Die Grabschriften für die Familienangehörigen (B) standen neben der des Anton von Berkhusen (A).2) Ob das in der Hannoverschen Chronik erwähnte Epitaph Berkhusens, das neben der Orgel angebracht war und die Himmelfahrt Christi zeigte, mit dem gemalten Grabdenkmal für die ganze Familie identisch war, läßt sich nicht feststellen.3)

Inschriften nach Kirchenbuch Marktkirche.

  1. A

    Memoriae D(omi)ni Antonii a Berckhausen viri patricii et consulis de patria republica praeclare promeriti.Hic cubat Antonius gelida Berckhusius urnaQuia) vigil hac celebri consul in urbe fuit.Primus salvifici promovit dogmata verbiCoepit ubi hicb) purae relligionis opus.Etc) patria Christi fidos bonitate ministrosJuvit et his largasd) praebuit ipse manus.Regius est testis quo vix praestantior alterExtitit illo ipso tempore theologus.Crevit honos Christi felix hoc consule crevitSubdita gens magnis saepius aucta bonis.E costa septem natos totidemque puellasSuscepit placidi dona beata thorie).Quos Domino rursum gratus sacravit et illosImbuit egregiis moribus artef) fide.Grandaevusque senex meritis gravis astra subivitPerpetuumque piae gaudia pacis habet.Anno Domini MDXCVII. Mense Aug(usti) Diet(rich) Wedemeier.

    In memoriam parentum suavissimorum. Prudentiag) et antiquae stirpis prosapia spectat(issimi) viri d(omi)ni Antonii a Berckhusen, patriae XX annis consulis digniss(imi) A(nn)o Salut(is) 1581 aetat(is) 82 d(ie) Febr(uarii) 8 placide obdormientis.

  2. B

    Castissimae Matronae Elisabethae Meiers d(omi)ni Joh(anni) Meiers consulis pie defuncti filiae, stirpis et nominis ultimae conjugis 62 annos, et liberos 14 enixae A(nno) Sal(utis) 1579 aet(atis) 81 d(ie) Junii 15. mortuae.

    Erasmus a Berckhusen contributione expensarum sororis Annae Antonii de Wintheim p(ost) m(ortem) relictae viduae hoc opus fieri curavit A(nno) 1597.

    Catharina von Wintheim Erasmi a Berckhausen conjux lectissima pestis saevientis tempore puerperii doloribus exanimata, in ipso vitae apparatu vitam posuit 25. Maii A(nno) Sal(utis) 1566 aet(atis) 29.

    Erasmus a Berckhausen Antonii (inclytae recordationis)h) filius decurso 66 annorum stadio naturae debita exsolvit A(nno) C(hristi) 1598 d(ie) 14. Mens(is) Sept(embris).

    Anna Herbst, Erasmi a Berckhausen uxor suavissima obiit A(nno) C(hristi) 1607 d(ie) 28 mens(is) Jan(uarii) aet(atis) s(uae) 62.

Übersetzung:

Zum Andenken an den Herrn Anton von Berkhusen, den Patrizier und Bürgermeister, der sich um seine Heimatstadt überaus rühmlich verdient gemacht hat.

Hier ruht Anton von Berkhusen in einem kalten Grab, der in dieser berühmten Stadt ein wachsamer Bürgermeister gewesen ist. Er förderte als erster die Lehren des heilbringenden Wortes, sobald hier das Wirken des reinen Glaubens begonnen hatte. In seiner väterlichen Güte half er den getreuen Dienern Christi und erwies sich ihnen gegenüber als großzügig. Rhegius ist Zeuge, neben dem es damals kaum einen zweiten vortrefflicheren Theologen gab. Es wuchs die Ehre Christi, und die ihm unterstehende glückliche Bevölkerung wurde unter ihm als Bürgermeister öfter mit großen Gütern überhäuft. Von seiner Gattin empfing er sieben Söhne und ebensoviele Töchter als gesegnete Geschenke einer friedlichen Ehe. Dankbar weihte er sie wiederum dem Herrn und erzog sie in besten Sitten, in der Wissenschaft und im Glauben. Als hochbetagter und wegen seiner Verdienste angesehener alter Mann stieg er zu den Sternen empor und erfreut sich für immer des seligen Friedens. Im Jahr des Herrn 1597, im Monat August Dietrich Wedemeier.

In Erinnerung an die liebsten Eltern. (In Erinnerung) an den aufgrund seiner Klugheit und der Herkunft aus einem alten Geschlecht hochberühmten Mann, Herrn Anton von Berkhusen, der 20 Jahre lang sehr würdiger Bürgermeister der Vaterstadt war und im Jahr des Heils 1581 im Alter von 82 Jahren am 8. Februar sanft entschlafen ist. (A)

(In Erinnerung) an die untadelige Ehefrau Elisabeth Meier, Tochter des gottesfürchtig gestorbenen Bürgermeisters Herrn Johann Meier, Letzte ihres Geschlechts und Namens, 62 Jahre lang verheiratet und Mutter von 14 Kindern, gestorben im Jahr des Heils 1579 im Alter von 81 Jahren am 15. Juni.

Erasmus von Berkhusen ließ dieses Werk im Jahr 1597 errichten, wobei sich seine Schwester Anna, die nach dem Tod des Anton von Wintheim als Witwe zurückblieb, an den Kosten beteiligte.

Katharina von Wintheim, auserlesene Gattin des Erasmus von Berkhausen, zur Zeit der wütenden Pest im Kindbett unter Schmerzen gestorben, beendete das Leben unmittelbar vor der Geburt neuen Lebens am 25. Mai im Jahr des Heils 1566 im Alter von 29 Jahren.

Erasmus von Berkhusen, Sohn des Anton – berühmten Angedenkens –, zahlte nach Ablauf von 66 Jahren der Natur seinen Tribut im Jahr Christi 1598 am 14. des Monats September.

Anna Herbst, liebste Gattin des Erasmus von Berkhausen, starb im Jahr Christi 1607 am 28. Tag des Monats Januar im Alter von 62 Jahren. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (1. Teil von A).

Kommentar

Die Familie von Berkhusen gehörte zu dem Kreis der führenden Familien in Hannover. Im Gegensatz zu seinen Ratskollegen aus den anderen „alten“ Familien, die am alten Glauben festhielten und Hannover aus diesem Grund 1533 vorübergehend verlassen mußten, blieb Anton von Berkhusen, der dem neuen Glauben gegenüber offenbar aufgeschlossen war, im Rat und wurde 1534 zum ersten Bürgermeister der Stadt gewählt. 1550 trat er von diesem Amt zurück. Anton von Berkhusen war der Vater des Eberhard von Berkhusen, des Verfassers der Genealogie der Hannoverschen Familien (vgl. Nr. 118).

Textkritischer Apparat

  1. Qui] qua Ising.
  2. hic] hoc Meier, Ising.
  3. Et] in Ising.
  4. largas] largos Meier, Ising.
  5. thori] Dei Kirchenbuch Marktkirche. Die Variante Meiers und Isings ist als lectio difficilior zu bevorzugen, zumal sie inhaltlich überzeugender ist.
  6. arte] atque Meier, Ising.
  7. Prudentia] prudentiae alle Überlieferungen.
  8. Die Klammern so in der kopialen Überlieferung.

Anmerkungen

  1. Ising, S. 73.
  2. Kirchenbuch Marktkirche, S. 19: Über den Grabschriften der Familienangehörigen steht der Vermerk Juxtaque.
  3. Jürgens, Chronik, S. 328.

Nachweise

  1. Kirchenbuch Marktkirche, S. 18f. (Hs. p. 48–50).
  2. Ising, S. 74 (A).

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 190† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0019002.