Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 156 Zeughaus Berlin 1585

Beschreibung

Geschütz, genannt „der Wilde Mann“.1) Das achteckige Geschütz, das laut Jugler 93 Zentner wiegt2), gehörte noch im 18. Jahrhundert zum Bestand des Königlichen Zeughauses in Hannover. Die Mündung hat die Form eines Maskenkopfes mit aufgerissenem Rachen, darüber Beschlagwerk; die Henkel sind als Delphine gestaltet. Auf dem langen Feld die Darstellung eines Wilden Mannes, der in der linken Hand einen ausgerissenen Baum hält, in der rechten ein um die Figur laufendes Spruchband mit der teilweise beschädigten Inschrift A. Über der Figur unter der Herzogskrone in ornamentaler Form die Initialen des Herzogs Julius, ein H mit eingestelltem I, links und rechts davon die Jahreszahl B. Unter der Figur auf einem um das Rohr laufenden Band die Inschrift C, die sich in vier Zeilen auf vier Seiten verteilt, auf den beiden daran anschließenden Seiten Ornament. Am Bodenrand des Rohres die vierzeilige Inschrift D, von der heute nur noch Bruchteile zu erkennen sind.

D ergänzt nach Reiche/Heiliger.

Maße: L.: 580 cm; Bu: 1,2 cm (A–C), 1,8 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/3]

  1. A

    ICH · HEIS · DER · EISEN · WILDE M[AN][M]EIN [FEIND ICH] · BEIEGNa)· KAN

  2. B

    15 8[5]b)

  3. C

    HERTZOG · JVLIVS · ZV BRAVNS(CHWEIG) / ZV · GITTEL · MICH · LIES · SCHMIEDN ·/ AVS · ZWEYGESCHMVLTZEN · EISEN / MEINS · GLEICHEN · MAN · KAVM · F[IND]c)

  4. D

    [HEINRICH GREBER] M[I]CH [HAT ERDACHTZ]ACHRIAS [SCWICKER MICH ABER GEMACHTAVS] TAVSENT[85d) STÜCKENGO]T[T L]ASE [SEINER GNADE MEHR GELÜCKEN]

Kommentar

In der Literatur3) findet sich wiederholt die Angabe, das Geschütz habe eine Inschrift CHRISTIAN HANSEN 1586 getragen. Da zugleich in den meisten Fällen die Wiedergabe der Inschrift D fehlt, kann es sich nur um eine Verlesung der heute stark zerstörten Inschrift D handeln. Hierfür spricht auch, daß die ältere kopiale Überlieferung die Namensinschrift nicht kennt. Die Angabe eines weiteren Namens auf dem Geschütz würde wenig Sinn ergeben, da in der Inschrift D bereits der Konstrukteur und der Gießer genannt sind.

Textkritischer Apparat

  1. BEIEGN] BESIEGEN alle Überlieferungen; BEIEGN für niederdeutsch bejegenen = begegnen.
  2. Das vollständige Datum nach Reiche/Heiliger und Jugler.
  3. FIND] so nur bei Reiche/Heiliger, alle anderen Überlieferungen KENNT.
  4. Die ganze Zahl war ausgeschrieben, wird bei Reiche/Heiliger und Jugler jedoch in Ziffern wiedergegeben.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. W 456.
  2. Jugler, Hannoversche Vorzeit, S. 28.
  3. Vgl. u.a. Das königliche Zeughaus, Führer durch die Ruhmeshalle und durch die Sammlungen. Berlin 1910, Nr. 66, S. 110; P. Post, Das Zeughaus, Gesamtführer. Berlin 1936, S. 22.

Nachweise

  1. Inscriptiones, fol. 243v/244r (C).
  2. Reiche/Heiliger, fol. 36v (C, D).
  3. Jugler, Hannoversche Vorzeit, S. 28 (A–D).
  4. Hartmann, Geschichte, S. 167.
  5. Reitzenstein, Geschützwesen, Bd. 1, S. 123 (A, C, D).
  6. Das königliche Zeughaus, Führer durch die Ruhmeshalle und durch die Sammlungen. Berlin 1910, Nr. 66, S. 110 (A, C).
  7. P. Post, Das Zeughaus, Gesamtführer. Berlin 1936, S. 22 (A, C).
  8. Hans-Heinrich Hillegeist, Das historische Eisenhüttenwesen im Westharz und Solling. In: Der Harz und Südniedersachsen, Sonderheft 1, 1974, S. 36 (A, C, D).

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 156 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0015607.