Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 155 Historisches Museum 1585, 1638

Beschreibung

Becher des Schmiedeamts. Silber, innen vergoldet. Der aus dem Jahr 1585 stammende Becher wurde durch eine Umarbeitung im Jahr 1638 verändert. Ursprünglich handelte es sich um einen schlichten achtseitigen Becher, der auf der einen Seite das Wappen des Herzogs Julius von Braunschweig-Lüneburg gehalten von zwei Wilden Männern trug und oberhalb des Wappens dessen Initialen (A), darunter eine Jahreszahl (B), auf der anderen Seite das Wappen des Schmiedeamtes mit zahlreichen Emblemen des Handwerks in vier Feldern – ebenfalls mit Initialen darüber (C). Bei der Renovierung 1638 erhielt der Becher einen Fuß, auf dem ein Fries mit ovalen Medaillons umläuft. Unter dem Fuß ist eine Münze eingelassen.1) Die Becherwandung ist graviert: oberhalb des Fußes umlaufendes Rankenwerk, unterhalb des Becherrandes acht Darstellungen von Tugenden, die durch Rollwerk mit eingelassenen Grotesken eingerahmt sind. Die Frauenfiguren sind durch Inschriften unten in der Umrahmung namentlich bezeichnet (D) und darüber hinaus durch Attribute gekennzeichnet: Temperantia, Wasser in eine Schale gießend; Patientia mit Lamm; Prudentia mit Spiegel; Caritas mit Kind; Iustitia mit Schwert und Waagschale; Fides mit Kreuz und Kelch; Spes mit erhobenen Händen; Fortitudo mit Säule. Der 1638 gefertigte, gestuft gewölbte Deckel, um den ein Fries mit Rankenwerk läuft, trägt auf dem Knauf eine Figur, die in der linken Hand die Stange der den Becher bekrönenden Fahne, in der rechten eine Zange hält. Auf dem Deckel ebenso wie in dem Bildfeld der Caritas das Hannoversche Beschauzeichen mit der Jahreszahl E sowie die Meistermarke des Goldschmiedes Hans Rhaders, der die Renovierung durchführte, mit dessen Initialen (F).

Maße: H.: 39 cm (mit Fahne 41,5 cm); Du.: 11 cm (Fuß), 13 cm (Becheröffnung); Bu.: 0,4 cm (A–C), 0,2 cm (D), 0,1 cm (E, F).

Schriftart(en): Kursive Majuskeln (A, C), Kapitalis (D).

Sabine Wehking [1/3]

  1. A

    J. V. G. G. H. Z. B. V. L.2)

  2. B

    · 1585 ·

  3. C

    D. A. D. S.3)

  4. D

    TEMPERANCIA PACIENCIA PRVDENCIA CHARITAS IVSTICIA FIDES SPES FORTITVDO

  5. E

    38

  6. F

    H R

Wappen:
Braunschweig-Lüneburg (geviert, 1 zwei Leoparden, 2, 3, 4 Löwe)4)

Kommentar

Im Roten Buch der Hannoverschen Kaufmannschaft ist vermerkt, daß Herzog Julius 1585 anläßlich der Erbhuldigung durch die Stadt auch den Kaufleuten einen silbernen Becher schenkte.5)

Anmerkungen

  1. Es handelt sich um einen Wildemannsgroschen aus dem Jahr 1577, der neben der Jahreszahl die Inschrift · ALIIS · INSERVIENDO · CONSVMOR · trägt.
  2. J(ulius) V(on) G(ottes) G(naden) H(erzog) Z(u) B(raunschweig) V(nd) L(üneburg).
  3. D(as) A(mt) D(er) S(chmiede).
  4. Siebmacher, 1. Teil, 1. Abt., Souveräne, S. 28.
  5. StaH, B 8424, fol. 155r.

Nachweise

  1. Plath, Stadtgeschichtliche Abteilung, S. 87.
  2. Stadt im Wandel, Bd. 2, S. 704, Abb. S. 703.

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 155 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0015500.