Inschriftenkatalog: Stadt Hannover
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 36: Stadt Hannover (1993)
Nr. 134 Marktkirche 1575
Beschreibung
Epitaph der Dorothea Garsen. Sandstein. Das Epitaph hängt außen an der südlichen Wand der Marktkirche. Ursprünglich war es in der Annenkapelle, die an die Nordseite der Marktkirche angebaut war, angebracht. Dort befand sich das Grab der Dorothea Garsen neben dem ihres Großvaters Hans Blome (Nr. 55). Das Epitaph gliedert sich in zwei Teile: Im oberen Viertel des hochrechteckigen Steins im Halbrelief die Darstellung des Ehepaars unter dem Kreuz mit Titulus (A), links und rechts davon zwei Wappenschilde; unterhalb des Bildteils verläuft ein Gesims, darunter die Inschrift B.
Maße: H.: 188 cm; B.: 102 cm; Bu.: 1 cm (A), 4,5 cm (B 1. Zeile), 3 cm (B).
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
INRI
- B
HONESTAE · MATRONAE · DOROTHE AE / GARSEN · IVSTI · A · WALTHVSEN · COMITIS / PALATINI · IVRIVM · ET · ARTIVM ·DOCTO-/RIS · VXORIS · EPITAPHIVM ·FOEMINEI · CLARVM · GENERIS · DECVS · ATQVE · CORONA /DOROTHEA · HIC · VITAE · MVNERE · FVNCTA · CVBAT /IOHANNIS · QVE · IACET · FLORI · VICINA · SEPVLCHRO /AD · LATVS · ANNOSI · CONDITA · NEPTIS · AVI /QVI · SERVANDA · TVIS · HANNOVERA · CIVIBVS · OLIM /IVRA · TVA · PRVDENS · CONSVL · IN · VRBE · DEDIT /HOC · COMITE · AD · VITAM · CHRISTO · REDEVNTE · RESVRGET /AD · VITAM · QVAM · NON · FINIET · VLLA · DIES /FOEMINA · NVLLA · DEVM · COLVIT · REVERENTIVS · ILLA /ASSIDVA · PLACANSa) · NVMINA · SANCTA · PRECE /ILLAb) · DECVS · MATRVMc) · CASTIQVE · INSIGNE · PVDORIS /EXEMPLVM · VITA · DVM · FRVERETVR · ERAT /HANC · SIBI · IAM · PROPERO · WALTHVSIVS · ESSE · PEREMTAM /FVNERE · ET · HEV · SAEVA · MORTE · IACERE · DOLET /CVMQVE · DOLORE · SVVM · QVO CONTESTETVRd) · AMOREM /HAEC · POSVIT · COSTAE · PVBLICA · SIGNA · SVAE /SED · TV · QVISQVIS · IN · HOC · TIBI · VIVAX · ORBE · VIDERIS /AD · NECIS · INCERTVM · VIVE · PARATVS · ITER · /QVAM NIHIL INTACTVM · MORS · IMPORTVNA RELINQVATe)/QVAE IACET · HIC · FATOf) · TE · MONET · IPSA SVOg)/
Übersetzung:
Epitaph der ehrbaren Frau Dorothea Garsen, Gemahlin des Pfalzgrafen und Doktors der Rechte und der (freien) Künste Justus von Walthausen.
Hier ruht die strahlende Zierde und Krone des weiblichen Geschlechts, Dorothea, nachdem sie ihre Lebensaufgabe erfüllt hat, und sie liegt neben dem Grab des Johannes Blome, als Enkelin beigesetzt an der Seite ihres hochbetagten Großvaters, der als kluger Bürgermeister in der Stadt deinen Bürgern, Hannover, verbindliches Recht gab. Wenn Christus zurückkehrt, wird sie mit ihm als Begleiter zum Leben auferstehen, zu einem Leben, das kein Tag beenden wird. Keine Frau hat Gott ehrfürchtiger verehrt als sie, die Gott durch beständiges Beten gnädig stimmte. Sie war eine Zierde der Mütter und ein hervorragendes Beispiel reiner Keuschheit, solange sie lebte. Walthausen empfindet Schmerz darüber, daß sie durch vorzeitigen Tod hinweggerafft worden ist und, ach, durch den grausamen Tod darniederliegt. Und um mit dem Schmerz auch seine Liebe zu bezeugen, hat er dieses öffentliche Zeichen für seine Ehefrau gesetzt. Aber wer auch immer du bist, der du in dieser Welt noch lange zu leben meinst, lebe in Bereitschaft, den ungewissen Weg des Todes (zu gehen). Wie der rücksichtslose Tod nichts unberührt läßt, daran erinnert die, die hier liegt, selbst mit ihrem eigenen Tod.
Versmaß: Elegische Distichen (B).
Walthausen (von zwei Löwen gehaltenes Haus, oben rechts und links ein Stern)1) |
Garsen (fünf Rosen schräg von rechts nach links) |
Textkritischer Apparat
- PLACANS] placens Wüstefeld.
- ILLA] fehlt Wüstefeld.
- MATRVM] matrona Wüstefeld.
- CONTESTETVR] constetur Wüstefeld.
- RELINQVAT] relinquit Ising, RELINQVET Schuchhardt.
- FATO] facto Ising, fata Wüstefeld.
- SVO] TVO Schuchhardt.
Anmerkungen
- Bär, Familie von Walthausen, S. 272/273.
- Zur Biographie vgl. ebd., S. 249ff.
- Zur Biographie Walthausens vgl. Bär, Familie von Walthausen, passim.
Nachweise
- Ising, S. 69 (hs.).
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 70.
- Wüstefeld, Marktkirche, fol. 14.
- Schuchhardt, Bildhauer, S. 51, Nr. 19, Abb. ebd.
- Nöldeke, Kunstdenkmäler I, S. 103.
Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 134 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0013401.
Kommentar
Dorothea Garsen war die Tochter des Albert Garsen aus Minden und der Katharina Blome, einer Tochter des Hannoverschen Bürgermeisters Hans Blome (vgl. Nr. 55).2) In erster Ehe war sie mit Johann Borries aus Minden verheiratet, in zweiter Ehe spätestens seit 1544 mit Justus von Walthausen (vgl. Nr. 262).3) 1573 ließen Justus von Walthausen und Dorothea Garsen ein Haus an der Burgstraße errichten (vgl. Nr. 131).