Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 116 Burgstr. 12 vor 1564, 1564

Beschreibung

Hausinschriften an den Hofgebäuden Burgstr.12.1) Bei dem Hinterhaus handelt es sich um einen dreigeschossigen Fachwerkbau mit angebautem Seitenflügel als Verbindung zum Vorderhaus. Auf der Schwelle des 1. Obergeschosses am Hinterhaus die Inschrift A, auf einem Ständerbalken Beil und Winkelmaß und die Initialen des Baumeisters (B). Am Seitenflügel auf der Schwelle des 2. Obergeschosses die Inschrift C, auf der Schwelle des 1. Obergeschosses die Inschrift D. Die Balkenanfänge wurden durch den Bau des Hinterhauses verdeckt. Am Ende der unteren Setzschwelle die Initialen des Baumeisters (E) umgeben von Beil und Winkelmaß.2) Der Hintergrund der Inschriften ist blau, die Buchstaben sind durch – inzwischen verblaßte – gelb-goldene Farbe hervorgehoben.

Maße: Bu.: 9–10 cm (A), 5 cm (B), 6–7 cm (C, D), 4 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/3]

  1. A

    ANNO SALVTIS 1564 HINRICVS GRVBE STRVXIT HOC AEDIFICIVM . PRO AR[........]ISa)

  2. B

    H K

  3. C

    [NI · DEVS · E]DIFICETb) · FRVSTRA · DOMVS · ILLA · PARATVR ·QVAM · VOLET · HVMANVS · CONSTITVISSE · LABOR ·3)

  4. D

    [IN] · D(OMI)NO · MEA · CERTA · SALVS · MEA · GLORIA · CERTA · EST ·PETRA · INVICTA · VALENSc) · SPES · MEA · SOLA · DEVS ·

  5. E

    C · K ·

Übersetzung:

Im Jahr des Heils 1564 hat Heinrich Grube dieses Gebäude errichtet [...] (A) Wenn Gott nicht baut, wird das Haus umsonst erbaut, das menschliches Bemühen errichten will. (C) Im Herrn liegt mein sicheres Heil, mein sicherer Ruhm. Gott ist der unerschütterliche starke Fels und meine einzige Hoffnung. (D)

Versmaß: Zwei elegische Distichen (C, D).

Kommentar

Heinrich Grube erwarb 1560 in Hannover das Bürgerrecht4), im Besitz des Hauses an der Burgstraße war er jedoch schon 1551. Dies geht aus einem Eintrag im jüngeren Hausbuch hervor, demzufolge das Haus 1551 ad fideles manus Hinrich Grupen überlassen wurde5). Das Baudatum 1564 bezieht sich nur auf das Hinterhaus. Bei dessen Errichtung wurde am bereits bestehenden Seitenflügel der Anfang der Inschriften C und D verbaut. Der Baumeister des Hinterhauses dürfte der von Winkelmüller6) für die entsprechende Zeit nachgewiesene Harmen Konning gewesen sein.

Textkritischer Apparat

  1. Leonhardt ergänzt ANT[IQVIS BOD]IS. Dies läßt sich mit dem Buchstabenbefund jedoch nicht vereinbaren. Auf AR folgt noch ein nur im unteren Teil erhaltener Buchstabe, bei dem es sich um ein I oder T handeln könnte, sowie der untere Teil eines Zeichens, das vermutlich die Form einer 3 hatte.
  2. Die Ergänzung von Leonhardt und Nöldeke [NISI DOMINVS AE]DIFICET kann aus metrischen Gründen nicht stimmen.
  3. VALENS] Das E ist nachträglich eingefügt.

Anmerkungen

  1. Leonhardt, Straßen und Häuser 1924, S. 72f., und Nöldeke, Kunstdenkmäler I, S. 480, bezeichnen das Haus als Burgstr.28. Die Numerierung der Häuser in der Burgstraße wurde nach dem Zweiten Weltkrieg geändert.
  2. Winkelmüller, Meisterzeichen, S. 65, Nr. 82.
  3. Nach Ps. 126, 1.
  4. Studtmann, Neubürger, S. 40.
  5. StaH, B 8238, p. 317.
  6. Winkelmüller, Meisterzeichen, S. 51f. Winkelmüller, Nöldeke und Leonhardt erwähnen das Zeichen am Hinterhaus nicht.

Nachweise

  1. Leonhardt, Straßen und Häuser 1924, S. 72f.
  2. Scheibe, S. 7 (unvollständig).
  3. Nöldeke, Kunstdenkmäler I, S. 481.
  4. Meisterzeichen: Winkelmüller, Meisterzeichen, S. 65, Nr. 82.
  5. Photographie (D 488,2).

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 116 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0011603.