Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 112† Marktkirche 1558

Beschreibung

Epitaph des Georg Scharnekau, genannt „Scarabäus“. Das Epitaph hing im Chor der Marktkirche. Vermutlich wurde es bei der Umgestaltung des Kircheninneren in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entfernt.

Inschrift nach Ising.

  1. Mole sub hac fulvae tegitur Scarabaeus arenaePace suas inter perfruiturus oves.Ter denos patriae voluit servire per annosMonstravitque nova luce salutis iter.Adjutus sociis monachis certamina movitQui victi celerem mox iniere fugam.Lustra decem vitae implevit ternosque decembresCum laetus summia) scanderet astra poli.Usque fuit patiens ad fata suprema laborisEtb) probat ingenium bibliotheca pium.Vicinus metae thalami juga sera subivitHactenus aethereasc) exul adivit opes.Hannoverana viri memor esto ecclesia tantiEt cole pastores atque ministerium.Quisquis iter faciesd) hoc respicee) chare viatorSiste pedem utf) dicas molliter ossa cubent.

Übersetzung:

Von dieser Last bräunlichen Sandes wird Scarabäus bedeckt, der den Frieden inmitten seiner Schafe auskosten wird. Dreißig Jahre lang wollte er der Heimatstadt dienen und hat durch das neue Licht den Weg des Heils gezeigt. Unterstützt von seinen Gefährten nahm er den Kampf mit den Mönchen auf, die besiegt bald die rasche Flucht ergriffen. Fünfzig Lebensjahre und drei Dezember hatte er vollendet, als er fröhlich zu den Sternen des höchsten Himmels emporstieg. Bis zu seinem Ende war er geduldig im Ertragen aller Mühe, und die Bibliothek erweist seine fromme Sinnesart. Kurz vor dem Ziel nahm er das späte Joch der Ehe auf sich, bis dahin näherte er sich ohne (dieses) dem Reichtum des Himmels. Kirche von Hannover, gedenke eines so bedeutenden Mannes, und trage für die Geistlichen und den Gottesdienst Sorge. Wer auch immer du (bist, der) du hier vorbeikommen wirst, merke auf, lieber Wanderer; halte ein, um zu sagen: Die Gebeine mögen sanft ruhen.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Vgl. den Grabstein des Georg Scharnekau Nr. 111.

Die Erwähnung der Bibliothek in der Grabschrift nimmt auf die umfangreiche Büchersammlung des Verstorbenen Bezug, die in die Hannoversche Ratsbibliothek einging. Nach Busch1) umfaßte die in einem Inventar von 1558 verzeichnete Bibliothek des Scarabäus ca. 530 Bände aus den unterschiedlichsten Bereichen, von denen der größte Teil erhalten ist.

Textkritischer Apparat

  1. summi] Domini Kirchenbuch Marktkirche.
  2. Et] Ut Ising, Redecker.
  3. aethereas] aetheras Ising.
  4. facies] facis alle Überlieferungen. Durch facis wird die Metrik des Verses gestört.
  5. hoc respice] huc respice Redecker, hoc age respice Scheibe und Kirchenbuch Marktkirche.
  6. ut] et Redecker.

Anmerkungen

  1. Busch, Ratsbibliothek, S. 194ff.

Nachweise

  1. Ising, S. 40f.
  2. Redecker, Bd. 1, fol. 264r.
  3. Scheibe, Marktkirche, S. 46.
  4. Kirchenbuch Marktkirche, S. 20f. (Hs., p. 51f.).

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 112† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0011205.