Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 65† Köbelingerstr. 11 (1536?), 1619

Beschreibung

Hausinschriften. Dreigeschossiges giebelständiges Fachwerkhaus mit dreigeschossigem Giebel. Im Zweiten Weltkrieg zerstört. Inschriften auf der Setzschwelle des vorgekragten 2. Obergeschosses (A) und auf der Giebelschwelle (B). Eine weitere Inschrift aus späterer Zeit am Seitenflügel des Hauses (C)1).

Inschriften A und B nach Photographie, C nach Leonhardt.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A, B), Kapitalis (C).

Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [1/1]

  1. A

    [Wol] dem(e)2) de dar buwe(n) vp de(n) here(n) ·Vnde syck va(n) den bespottere(n) afkere(n) ·Vortruwet godt,Vorachttet der lude spot ·Kanstu dar auer dat cruse nycht entga(n) ·Gede(n)cke dat du va(n) gade dat ewige leve(n)t wirst e(n)tfa(n)3)

  2. B

    Horstu wyl dy doch scheme(n) ·Vn(de) late u(n)s duuels prosessie beteme(n) ·4)Wolge cristo dynem heren ·Vnder syne bannere(n) wil dy kere(n) ·dat ys syn krustze vnde syn dot ·Sy(n) sware lydent vnde syne wunden rot5)

  3. C

    PATIENTIA · VINCIT · OMNIA6)BARNSTORP BARNSTORP · MARGARETA SOTMANSAN(N)O · 19 ·

Übersetzung:

Geduld besiegt alles. (C)

Kommentar

Bei dem Erbauer des Hauses wird es sich um Dirick Carstens handeln, der im alten und im jüngeren Hausbuch mit der Jahreszahl 1536 als Besitzer eingetragen ist7). Das jüngere Hausbuch nennt auch Barnstorp Barnstorp, den Besitzer des Hauses im Jahr 1619.

Anmerkungen

  1. Leonhardt, Straßen und Häuser 1924, S. 98.
  2. Zu deme als Form des Dativ Plural vgl. Lasch, § 401.
  3. Wohl denen, die da auf den Herrn bauen und sich von den Spöttern abwenden. Vertraut Gott, verachtet den Spott der Leute. Da du aber dem Kreuz nicht entgehen kannst, denk daran, daß du von Gott das ewige Leben empfangen wirst.
  4. Der gleiche Inschriftentext befand sich – in einer stimmigeren Version – auch am Haus Ernst-August-Str.2 (vgl. Nr. 75). Dort lautet die zweite Zeile Vnde ladt doch des duuels processie betemen. Die deutlich abweichende Version am Haus Köbelingerstr.11 late u(n)s duuels prosessie beteme(n) bereitet jedoch Verständnisschwierigkeiten; betemen laten belegt Schiller / Lübben (Bd. 1, S. 298) nur als ‚jemanden gewähren lassen‘. Während diese Bedeutung für die Inschrift am Haus Ernst-August-Str.2 zutreffend ist, läßt sie sich in diesem Fall nicht mit dem einfügten Personalpronomen u(n)s vereinbaren. Denkbar ist, daß hier der Text einer Vorlage mißverstanden und betemen im Sinne von ‚zähmen‘ aufgefaßt wurde. Dies könnte die Einfügung des Personalpronomens u(n)s erklären. Zur Übersetzung der beiden ersten Zeilen der Inschrift B vgl. Nr. 75.
  5. Folge Christus, deinem Herrn. Unter seine Fahnen sollst du dich stellen. Das ist sein Kreuz und sein Tod, seine schweren Leiden und seine roten Wunden.
  6. Walther, Proverbia Sententiaeque, Bd.II, 9, Nr. 39415b1.
  7. StaH, B 8240, p. 88; StaH, B 8238, p. 195.

Nachweise

  1. Photographien (HM u. D o.Nr.; A, B).
  2. Leonhardt, Straßen und Häuser 1924, S. 98.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 90 (B).
  4. Wüstefeld, Hausinschriften, S. 17 (A).
  5. Nöldeke, Kunstdenkmäler I, S. 524 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 65† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0006501.